"Kiffen macht so richtig doof": Drogendealer mit skurrilem Aussetzer vor Gericht

Bielefeld. Zwischen 2016 und 2018 soll Bülent F. mit Marihuana gedealt haben. Deswegen stand er nun vor Gericht. Die Drogen hat er nicht zuletzt selbst konsumiert, gab er dazu - und erstaunte mit mancher Aussage. Bielefeld ist nicht Venedig. Bielefeld ist nicht Venedig. Bielefeld ist ... Möglicherweise wäre das mantraartige Rezitieren dieses Satzes eine geeignete Bewährungsauflage für einen 29-jährigen Marihuana-Dealer gewesen, der sich nun vor dem Amtsgericht zu verantworten hatte. Möglicherweise ist Bülent F. (Name geändert) aber auch gar nicht bewusst, welch gleichsam goldene Brücken – die jedem Baumeister der kanaldurchzogenen italienischen Stadt zur Ehre gereichten– das Amtsgericht ihm dargeboten hatte. Acht Kilo Drogen erworben Dass F., um im Bild zu bleiben, letztlich zwar mit zwei blauen Augen, aber dennoch trockenen Fußes den Weg vorbei an der JVA zur Bewährungshilfe fand, verdankt er den wiederum ordentlich zugedrückten Augen der Richterin und Schöffinnen. Der aus Bielefeld stammende F. war angeklagt, in der Zeit von Dezember 2016 bis zum März 2018 in größerem Umfang mit Marihuana gedealt zu haben. Zu jener Zeit war er arbeitslos, den Verkaufserlös benötigte er vor allem, um seinen eigenen Cannabiskonsum zu finanzieren. Insgesamt acht Kilogramm Marihuana sollte F. laut Anklage in der genannten Zeit bei einem anderen Händler zum Weiterverkauf erworben haben. Nach einem Hinweis hatten Polizeibeamte im März 2018 die Wohnung des Angeklagten durchsucht. Dabei stellten sie neben den szenetypischen Utensilien auch knapp ein Kilogramm Marihuana sicher. Der damalige Rechtsanwalt von Bülent F. gab der Polizei gegenüber eine Erklärung ab, in der er den Handel mit acht Kilogramm Marihuana einräumte. Dieser Erklärung führte letztlich zur Anklage. "Er hätte alles zugegeben, um nicht ins Gefängnis zu müssen" &bdquo;Zwei Wochen vor der Durchsuchung war der Vater meines Mandanten gestorben", sagte Ralph Niemeier, mittlerweile Verteidiger von Bülent F., nun in der Verhandlung vor dem Schöffengericht.: &bdquo;F. hätte in der damaligen Situation auch den Handel mit 500 Kilogramm zugegeben, wenn er dafür nur nicht ins Gefängnis müsse." Die tatsächlich gehandelte Menge sei deutlich kleiner als zunächst angegeben. Seither, so Niemeier, sei F. auf einem guten Weg: Er nehme keinerlei Drogen, habe einen Vollzeitjob und sei werdender Vater. Niemeier: &bdquo;Ihn in dieser Situation wegen dieser Taten ins Gefängnis zu stecken ist völlig indiskutabel. Dem hielt Staatsanwalt Frederik Meeth entgegen, dass er die genannten acht Kilogramm für glaubhaft und nach Aktenlage eine Strafe von drei Jahren und drei Monaten für denkbar halte. Richterin Astrid Salewski machte keinen Hehl daraus, eher der Sichtweise der Verteidigung zu folgen. Im Zweifel müsse man ohnehin den Angaben des Angeklagten folgen, da lediglich ein knappes Kilogramm Marihuana sichergestellt worden sei und anderslautende Einlassungen von F. nur schwer widerlegbar seien. Angeklagter rauchte nicht unerheblichen Teil der Drogen selber Nach einem intensiven Austausch von Argumenten räumte F. schließlich ein, zu jener Zeit vier Kilogramm Marihuana erworben zu haben. Von diesen habe er jedoch einen nicht unerheblichen Teil selber geraucht. Dass dies nicht völlig aus der Luft gegriffen scheint, verdeutlichte der Angeklagte kurz darauf unfreiwillig selber, als er auf Nachfrage zugeben musste, nicht mehr genau zu wissen, welche Taten ursächlich für seine bisherigen beiden Bewährungsstrafen waren. &bdquo;Das hat ja mächtig Eindruck auf sie gemacht", hielt Staatsanwalt Meeth dem Angeklagten vor. Richterin Salewski richtete deutliche Worte an F.: :&bdquo;Also Kiffen macht so richtig doof. Lassen Sie bloß zukünftig die Finger davon." Das Gericht verurteilte den 29-Jährigen letztlich zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren. Laut der Online-Enzyklopädie Wikipedia hat Venedig etwa 435 Brücken.

Meistgelesen