Neue Konfliktpunkte bei Bielefelder Jahnplatz-Umbau

Bielefeld. Die Zeit drängt. Bei der Planung rund um den Jahnplatz stehen jetzt wichtige Entscheidungen an. Rund 18 Millionen Euro stehen an Fördergeld bereit. Doch wie der zentrale Platz genau aussehen wird, ist noch unklar. Nächste Woche beraten mehrere Ratsgremien die Pläne, bei denen sich jetzt neue Konfliktpunkte auftun. Es gibt auch neue Ideen, die überraschen. Fest steht jetzt: Bis zum 30. Juni 2022 muss die Stadt mit Jahnplatz und seinem Umfeld mit Friedrich-Ebert- und Friedrich-Verleger-Straße fertig sein, um die Zuschüsse nicht zu gefährden. Das Land hat diesen Zeitplan Anfang Oktober bestätigt. Ein Jahr länger Zeit bis 2023 bleibt für den Umbau des Forums zum Fahrradparkhaus - wenn es denn dazu kommt. Der Zeitplan Noch in diesem Jahr müssten die Pläne für Straßenraum, Freiflächen und Dächer festgelegt werden. Doch bisher wird an den Entwürfen noch gearbeitet. Teils laufen Simulationen, um Konflikte auszuloten. Das wird knapp. Denn Anfang 2020 müssen die Ausschreibungen laufen, damit bis Juni 2020 die Aufträge vergeben sind. Der 1. Juli ist als Baubeginn angestrebt. Dann bleiben gerade mal zwei Jahre Bauzeit. Die soll in zwei Abschnitte aufgeteilt werden, damit noch Verkehr über den Jahnplatz fließen kann. Die Konfliktpunkte Dass der Radweg auf der Südseite vor Riemeier zwischen Gehweg und Wartebereich der Bushaltestellen verlaufen soll, stößt schon länger auf Kritik. Unglücklich ist es auch, dass Bushaltebuchen künftig vom Jahnplatz in Alfred-Bozi-Straße und Oberntorwall verschoben werden sollen - je drei sind da angedacht. Doch weil es keine Umweltspur mehr gibt und Busse auf einer Spur halten und fahren müssen, wären Konflikte beim Einfädeln und Warten programmiert. MoBiel hält drei Haltebuchten aber für notwendig. Als Alternative wird jetzt vorgeschlagen, als zusätzliches Angebot neue Buchten in der Friedrich-Verleger-Straße einzurichten - und zwar auch in Richtung Jahnplatz. Doch die Verleger-Straße ist bisher Einbahnstraße - für Busse müsste wieder Zweirichtungsverkehr möglich sein. Das wird eng und hätte zur Folge, dass es wieder Linksabbieger von der Verleger-Straße auf den Jahnplatz gäbe - was dessen Leistungsfähigkeit erheblich entschränken würde. Die Stadt lässt dies jetzt mit einer Simulation prüfen, deren Ergebnisse aber erst Ende Oktober vorliegen. Problematisch wird es auch, an der Ostseite des Niederwalls Hochbeete für Bäume anzulegen, wie das Planungsbüro vorschlägt. Der Wurzelraum wäre nicht ausreichend, bemängelt die Verwaltung, zumal Leitungen im Wege wären. Deshalb wäre hier nur "mobiles Grün" in Pflanzkübeln möglich. Die Friedrich-Ebert-Straße Die 18 Millionen Euro gibt es nicht allein für den Jahnplatz, sondern auch für das Umfeld - mit gleicher Zeitvorgabe. Dazu zählt die Friedrich-Ebert-Straße, die heute Einbahnstraße vom Kesselbrink aus ist und die nur auf der Nordseite einen Radweg in beide Richtungen hat. Die Akzeptanz ist begrenzt. Deshalb prüfte das Amt für Verkehr drei Varianten und schlägt jetzt vor, auf beiden Seiten, das heißt auch in Gegenrichtung der Einbahnstraße, Radwege anzulegen. Das reduziere das Konfliktpotenzial auch bei der Überquerung der Straße an den Kreuzungen Kesselbrink und Herforder Straße, meint eine Arbeitsgruppe aus Behörden und Verkehrsverbänden. Der Fahrbahn-Umbau werde rund 310.000 Euro kosten, heißt es in der Vorlage für Bezirksvertretung Mitte und Stadtentwicklungsausschuss, die nächste Woche tagen. Die Spur für Busse werde 3,50 Meter breit, für Autos 3,25 Meter, daneben ein Parkstreifen 2,25 Meter. Der Radweg soll 2 Meter haben, der Gehweg auf der Geschäftsseite 4 statt bisher 2,80 Meter. Das Fahrrad-Parkhaus Konkretere Pläne gibt es für ein Fahrrad-Parkhaus mit 1.720 Plätzen im heutigen Forum unter dem Jahnplatz. Hierfür sind 3,5 Millionen Euro an Zuschuss zu erwarten, die Stadt muss für den Bau aber noch 1,24 Millionen selbst aufbringen. Doch die Krux ist, dass sie die Immobilie erst noch kaufen muss. Die Verhandlungen laufen, bestätigt die Stadt. Doch selbst wenn es zu einer Einigung kommt, bindet sich die Stadt einen weiteren großen Kostenbrocken auf. Denn hier ist mit hohen Millionenbeträgen zu rechnen. Vor gut zehn Jahren hatte eine israelische Investorengesellschaft das Forum mit dem Pizza-Hut-Pavillon für rund 14 Millionen Euro gekauft, hieß es. Mittlerweile ist die Gruppe Elad (Berlin) Eigentümer, die zuletzt vergeblich versuchte, die schwächelnde Passage wieder flott zu machen. Idee eines bunten Glasdachs Der Auftrag für die Haltestellendächer, deren Anblick stets für Kritik sorgten, hat die Stadt als letztes vergeben. Unabhängig davon hat der Bielefelder Architekt Fritz Karl Wachtmann (81) Oberbürgermeister Pit Clausen (SPD) einen Vorschlag gemacht, den der als interessante Idee anerkennt, allerdings so für nicht umsetzbar hält. Wachtmann hat das Dach in der Kapelle im Klinikum Gilead I entworfen, mit viel Glas, das Licht einlässt, und schönen bunten Motiven von Tieren, Blumen und Früchten. Glasmalerei in der Art hält er auf dem Jahnplatz für eine gute Alternative zu den trostlosen Dächern heute. In Hamburg gebe es gute Beispiele. Clausen verspricht in seiner Antwort, die Idee in die Prüfung einfließen zu lassen. Allerdings ständen die heutigen Stützen der Dächer den Plänen für die neue Platzaufteilung und Radwege sowie rechtlichen Auflagen im Wege, so dass die Konstruktion komplett erneuert werden müsste. Außerdem müssen sie für Reinigung begehbar sein. Glasdächer könnten aber durchaus eine gute Lösung sein, um mehr Licht an die Haltestellen am Jahnplatz zu bringen. Städte wie Utrecht, wo fast ein ganzer Platz damit überspannt ist, zeigen vorbildliche Ansätze.

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