Bielefeld Wirbel um antisemitische Plakate vor Bielefelder Synagoge

Bielefeld. Sechs Plakate der rechtsradikalen Partei "Die Rechte" unmittelbar vor der Bielefelder Synagoge sorgen für Ärger. Darauf heißt es unter anderem "Israel ist unser Unglück. Schluss damit". Die Jüdische Kultusgemeinde in Bielefeld reagiert betroffen. Sie schaltete Polizei und Staatsschutz ein. Mitglieder entdeckten die Plakate am Donnerstag an der Detmolder Straße, direkt vor der Synagoge, an der Stadtbahn-Haltestelle sowie an Straßenlaternen. "Diese Hetze und Provokation gegen Juden ist völlig unerträglich", sagt Michael Gugat vom "Bündnis gegen Rechts". Auch die Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde in Bielefeld, Irith Michelsohn, reagierte empört. Die Gemeinde feierte zu diesem Zeitpunkt Israels Unabhängigkeitstag. Die Bielefelder Polizei und der Staatsschutz prüften die Plakate - stuften sie jedoch als nicht strafrelevant ein, da es sich um freie Meinungsäußerung handele, berichtete Michelsohn am Freitagabend auf Anfrage der NW. Wegen weiterer Fälle in NRW ermittelt unterdessen die Staatsanwaltschaft Dortmund. "Wir haben überlegt, was wir unternehmen können" Das Bielefelder "Bündnis gegen Rechts" bekam am Freitag Wind von der Aktion. "Wir haben überlegt, was wir unternehmen können", berichtet Michael Gugat. "Wir haben sofort ausgeschlossen, die Plakate zu beschädigen oder abzuhängen, denn das kann drastische Strafen zur Folge haben." Und: "Im Wahlkampf dürfen Parteien ihre Plakate nunmal aufhängen. Auch, wenn das in diesem Fall schwer zu ertragen ist." Deshalb habe sich das Bündnis entschlossen, eine "Gegenplakatierung" zu starten - und sich dafür die Erlaubnis bei der Stadt eingeholt. "Keine Stimme und keine Toleranz für Antisemitismus" schrieben die Mitglieder auf ein Plakat. Auf einem weiteren heißt es: "Faschismus und Holocaustleugnung sind keine Meinung, sondern ein Verbrechen". Klaus Rees vom Bündnis sagte: "Wir wollten schnell ein Zeichen setzen und deutlich machen, dass wir in Bielefeld breit aufgestellt sind." "Offenbar haben Menschen mit Zivilcourage diese Plakate entfernt" 12 Mitglieder des Bündnisses machten sich am Freitagmorgen auf, um die Plakate vor der Synagoge aufzuhängen, direkt unter die Plakate der Neonazis. Doch von denen war nichts mehr zu sehen. "Offenbar haben Menschen mit Zivilcourage diese Plakate bereits entfernt. Wir waren es jedefalls nicht", sagt Gugat. Ein Plakat wurde von der Stadt entfernt, da es unerlaubt an einem Verkehrsschild befestigt war. Wer die weiteren Plakate abgehängt hat, ist unklar. Michelsohn ist von der Solidarität und dem Einsatz des Bielefelder Bündnisses angetan. "Wir sind sehr dankbar, dass sich die Menschen so schnell bereit erklärt haben, eine Gegenplakatierung zu starten." Auch von Nachbarn habe die Gemeinde bereits Mails erhalten, in denen sie ihr Entsetzen über die Plakate der Neonazis zum Ausdruck bringen. Ähnliche Artikel: Gegendemos und Nenoazi-Auftritt in Bielefeld enden friedlich Neonazis melden ihre dritte Haverbeck-Demo in Bielefeld an Rechtsextreme verbreiten Angst in Bielefeld Zehn Jahre Synagoge: Jüdische Gemeinde rät zu Kippa-Verzicht