Bielefeld und Paderborn hinken bei Ladesäulen für E-Autos hinterher

Bielefeld. Ohne Ladestationen keine Nachfrage nach Elektroautos. Aus diesem Dilemma versucht sich Deutschland derzeit zu befreien. In vielen Großstädten ist die Zahl der Ladepunkte nämlich noch relativ gering. Auch in Ostwestfalens Großstädten Bielefeld und Paderborn gibt es Nachholbedarf. Bielefeld zählt derzeit 23 öffentlich zugängliche Ladesäulen der Stadtwerke - 19 reguläre und vier Schnellladesäulen. Dem gegenüber stehen 819 zugelassene Elektro-Autos. Damit hinkt die Stadt ihrem gesetzten Zeitplan hinterher: Eigentlich hatte man sich zum Ziel gesetzt, schon in 2018 auf eine Zahl von 30 Säulen zu kommen. Im Laufe dieses Jahres sollten dann weitere 15 hinzukommen. Immerhin wolle man die 45 Ladesäulen bis Ende 2019 fertigstellen, sagt Christian Kracht, Marketingleiter der Stadtwerke Bielefeld. Die nächsten sieben sollen noch bis Mitte des Jahres aufgestellt werden, die restliche Anzahl bis Ende des Jahres. Hoher Aufwand bei der Planung Gehakt habe es laut Kracht bislang nicht zuletzt an dem relativ hohen Aufwand, der nötig sei, um eine Ladesäule zu errichten. Vor dem Aufbau müsse beispielsweise jeweils geprüft werden, ob im Erdreich ein Blindgänger liegt. Erst dann könnten die Kabel verlegt werden. Zudem müssten die Parkflächen speziell beschildert und beschriftet werden. Die Kosten für eine Standardsäule belaufen sich auf rund 5.000 Euro, für eine Schnellladesäule bis zu 30.000 Euro. Hinzu kommen rund 2.500 Euro für Anschluss und Tiefbau. Für die Säulen, die ab Mitte des Jahres installiert werden, rechnen sich die Stadtwerke aktuell gute Chancen aus, eine Förderung des Bundes zu erhalten. In Paderborn kommen aktuell sechs städtische Ladesäulen auf knapp 190 gemeldete Elektro-Autos. Zusätzlich sind im Stadtgebiet 20 öffentlich zugängliche Ladestationen zu finden, die von anderen Anbietern aufgestellt wurden. In Planung sind derzeit drei weitere städtische Ladesäulen. Bis Juni 2019 sollen diese installiert werden. Bis 2022 rechnet man in Paderborn mit einem Anstieg auf 4.264 Elektro-Fahrzeuge - die Anzahl der Ladesäulen soll bis dahin auf rund 160 wachsen. Düsseldorf und Köln kommen auf jeweils 220 Stationen Am Beispiel der beiden OWL-Großstädte zeigt sich: die Region liegt in Sachen Ausbau der E-Mobilität deutlich hinter anderen Städten zurück. In NRW kommen die Landeshauptstadt Düsseldorf und Köln auf jeweils 220 Ladeplätze. Düsseldorf will bis Ende des Jahres eine zweistelle Zahl neuer Stationen bauen. Hannover im Nachbarland Niedersachsen kann 50 Stationen vorweisen und will bis Ende 2019 70 neue errichten. Berlin schafft 260 Ladestationen, bis Ende 2020 sollen 1140 dazukommen. München will von aktuell 350 auf 550 Stationen bis Ende des Jahres kommen. Und Hamburg ist mit mehr als 850 Stationen Spitzenreiter. Bis Ende des Jahres will es die Hansestadt auf 1.000 schaffen. Insgesamt sind bundesweit seit Jahresbeginn 1.300 neue Stromtankplätze errichtet worden, Ende März waren es etwa 17.400, so der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Davon seien etwa 12 Prozent Schnelllader. Mehr als drei Viertel der Ladesäulen würden von Energieunternehmen betrieben. 83.000 Elektro-Fahrzeuge in ganz Deutschland Die Schwierigkeiten beim Ausbau des Ladenetzes sind überall die gleichen: Es hapert an geeigneten Flächen, es fehlen Geschäftsmodelle, außerdem gestaltet sich die Förderung der Ladenetze durch den Bund zu umständlich und es gibt Schwierigkeiten in Sachen Netzkapazitäten. Ein dichtes Netz von Ladestationen gilt als Voraussetzung dafür, dass mehr Elektroautos benutzt und gekauft werden. Nach Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) lag 2018 der Bestand an Elektro-Pkw lediglich bei rund 83.000 Fahrzeugen. Hinzu kamen 341.000 Hybrid-Pkw - bei einem Gesamtbestand von 57,3 Millionen Kraftfahrzeugen. &bdquo;Angesichts der noch geringen Anzahl an E-Autos wird der heutige Bedarf damit bei weitem gedeckt", stellte BDEW-Hauptgeschäftsführer Stefan Kapferer zum bestehenden Ladenetz fest. Um das Klimaziel für 2030 im Verkehrssektor zu erreichen, müssten allerdings sieben bis zehn Millionen E-Autos auf die Straße gebracht werden. Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) hat angekündigt, Eigentümern und Mietern die Errichtung von Ladestationen per Gesetz zu erleichtern. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hatte für ein entsprechendes Förderprogramm für den Haushalt 2020 eine Milliarde Euro zusätzlich gefordert.

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