Klare Kante: Bielefelds Namu-Förderer fordern "Neustart"

Mitte. Zwischen Erfolg und Scheitern - so hart könnten 25 Jahre Förderverein des Naturkundemuseums beschrieben werden. Scheitern ist dabei gemein, denn es liegt nicht am Verein, dass wichtige Ziele nicht erreicht worden sind. Bleibt also Erfolg. Und den darf der 80-köpfige Verein für sich reklamieren - zu Recht. Mehr als 1,5 Millionen Euro Spendengelder konnten seit 1994 eingeworben werden, an die 50.000 Euro fließen jedes Jahr in die Arbeit des kleinen Museums an der Kreuzstraße. Fast 100 Sonderausstellungen konnten unterstützt werden. Fast 50 Vorträge ebenfalls. Und bis zu 40.000 Besucher erreicht das Namu jährlich - mehr als jeden dritten davon bei einer der jährlich bis zu 800 Bildungsveranstaltungen. Dazu Godehard Franzen, der lange Vereins-Vorsitzender war: "Das Museum genießt eine hohe öffentliche Wertschätzung." Besondere Objekte konnten gekauft werden - vom einzigartigen Schwimmsaurierskelett des Arminisaurus bis hin zu etlichen großen Insektensammlungen. Mit mehr als 350.000 Insekten habe das Museum eine der größten Sammlungen dieser Art landesweit. »Wir werden uns sehr selbstbewusst einbringen« Und genau hier kommt jetzt das Aber, das böse Wort des Scheiterns darf es ergänzen. Einen Wissenschaftler, der die gewaltige Insektensammlung betreut, pflegt, der sie systematisiert, sie digitalisiert, kurz: der ihren Wert als Schatz auch hebt, der fehlt. Und der Förderverein fordert diese Stelle jetzt vehement, die Zeit des Wartens sei vorbei. Zu wichtig ist das Thema Insekten längst - auch und vor allem in der öffentlichen Wahrnehmung. Das populäre Stichwort dazu lautet natürlich: Bienensterben. Ebenfalls mit der Geduld am Ende ist der Verein bei der Frage des Standortes. Dass sich die Politik nun den Sommer als zeitliche Linie gelegt hat für weitreichende Beschlüsse in Sachen Konzept, Standort, personelle Ausstattung sowie Räumlichkeiten, das finden Franzen und sein Nachfolger Wolfgang Goldbeck gut. Aber sie erwarten nun auch Ergebnisse. Immerhin: Sie sind aufgerufen, sich einzubringen und mitzuarbeiten. Goldbeck: "Wir werden uns selbstbewusst einbringen." Fakt sei, so Franzen: "Wohl nirgendwo gibt es ein Naturkundemuseum, das so ein Provisorium ist - zweigeteilt, viel zu klein und personell viel zu schlecht ausgestattet." Verwaltung am Adenauerplatz, Museum an der Kreuzstraße - ein Unding für den Förderverein. »Nach dem Sommer muss feststehen, wohin die Reise gehen soll« Der hat sich in seiner Satzung auf den Standort Neue Hechelei im Ravensberger Park festgelegt, "aber wir sind natürlich gesprächsbereit bei anderen Ideen und für Neubauten", sagt Franzen. Für den Vorstand steht fest: "Nach dem Sommer muss feststehen, wohin die Reise gehen soll", betont Goldbeck. Dass andere Museen etliche Wissenschaftler beschäftigten - und Berlin als Vorzeigemuseum weit mehr als 100 Wissenschaftler bei zugesagten 660 Millionen Euro auf zehn Jahre, das sei zwar nicht der Bielefelder Maßstab, aber es zeige, wohin bei Naturkundemuseen die Reise gehe. Mark Keiter, stellvertretender Leiter des Namu: "Und selbst diese Summe in Berlin reicht dort bei weitem nicht aus." Dennoch reicht sie, um jeden dritten Tag eine neue Art zu entdecken, durchaus immer wieder im Bereich der ... ja, genau, der Insekten. Und so hat der Förderverein zwei Dinge vor der Brust: Am Wochenende die Feier zum 25-Jährigen - und danach die hartleibige Arbeit daran, endlich das Provisorium in ein modernes, wissenschaftlich stabiles und angemessen großes Museum zu wandeln.

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