
Bielefeld. Nicht meckern, machen: Drei Schulen haben auf Schüler- und Elternwünsche reagiert und das vorher nicht besonders beliebte Mittagessen umgestellt. Auch sie haben die NW zum Test-Essen eingeladen - und verraten ihre Erfolgsrezepte:
Frisches vom Markt
Hausaufgaben und Schulessen: das seien immer wieder Diskussionsthemen bei Elternabenden gewesen. "Jetzt sind's nur noch die Hausaufgaben", sagen Elke Sandmann (Küchenchefin) und Daniela Muskat (OGS-Leiterin) an der Stapenhorstschule. Vor etwa einem Jahr haben sie ihr Konzept geändert. Vom Bielefelder Caterer "Apetito" bekommen sie jetzt einen Teil der Speisen für die etwa 250 Essenskinder, den Großteil bereitet das Team aber vor Ort zu. Jeden Mittwoch wird auf dem Markt am Siegfriedplatz nebenan dafür eingekauft: Wirsing, Kürbis, Kartoffeln, Mandarinen, Gurken und Kohlrabi zum Beispiel. Täglich, bis auf freitags, gibt's neben zwei alternativen Gerichten ein buntes Salatbuffet. "Freitags ist immer Suppentag", berichtet Viertklässlerin Marie.
Auch ihre Lieblingsrezepte dürfen die Kinder mitbringen. So gibt's immer wieder Spezialitäten aus unterschiedlichen Ländern, wie türkische Linsensuppe oder Bulgursalat. Super, geht so - oder auch gar nicht lecker: Mit Münzen, die sie in entsprechende Smiley-Dosen stecken, dürfen die Kinder das Essen bewerten. "Meist ist es aber sehr gut", berichten sie. Dass sie probieren, ist Sandmann ganz wichtig: "Oft schmecken dann doch Sachen, die sie von zu Hause noch nicht kannten." Die Kunst beim Kochen für die Schüler sei die richtige Mischung: "Es muss schmecken, aber eben auch ausgewogen sein." In der Koch-AG "Küchenstrolche" dürfen die Kinder selber ran: In der Lehrküche in ihrer Mensa probieren sie neue Rezepte aus, machen Smoothies, backen Früchtebrot oder auch mal Kekse.
Flatrate in der Mensa
Salat-, Nudel- und Nachtischbuffet, frisches Obst, Bulgur, Kartoffelgratin und buntes Gemüse gibt's an der Laborschule. "Die Auswahl ist sonst noch größer", berichten die Schüler beim Treffen am Dienstagmittag. Per aufladbarem Chip zahlen sie 4,60 Euro pro Mittag und können sich dann von allem so viel nehmen, wie sie möchten. Das finden alle super. Rund 350 Kinder und auch einige Lehrer essen täglich in der Mensa. Das Essen macht das Studierendenwerk der Universität. "Ja, hier läuft's jetzt echt super", bestätigt Schulleiter Rainer Devantié. Und auch ein ehemaliger Schuler, der jetzt in Lübeck lebt, dort regelmäßig die NW liest und die Berichterstattung zum Thema verfolgt hat. Den Milchreis habe er immer besonders geliebt, schreibt er. Aber es sei nicht immer so gewesen - ganz im Gegenteil, ergänzt Devantié. "Vor einigen Jahren waren hier alle sehr unzufrieden mit dem Essen und eine Elterninitiative hat sich dann für eine bessere Versorgung starkgemacht", berichtet er. Nicht Tage im Voraus bestellen zu müssen, einfach reinkommen und sich genau das nehmen zu können, was man mag, schätzen die Schüler besonders. Nudeln, aber auch immer etwas anderes aus der großen, bunten und gesunden Auswahl.
Vegetarische Variante
Dass Schulessen auch ohne Fleisch schmecken kann, zeigt das Beispiel der Kuhlo-Realschule und der neuen Sekundarschule Königsbrügge. Die beiden städtischen Schulen im gebundenen Ganztag haben sich von der zentralen Mittagsversorgung über das Amt für Schule gelöst und nach ihren Wünschen einen eigenen Caterer beauftragt: das Unternehmen "Emilio" aus Sennestadt. Seit über 20 Jahren kochen Inhaber Wolfram Halfar und seine Mitarbeiter dort vegetarische Menüs und beliefern Kindergärten und Schulen. "Keine unnötigen Transportwege, regionale Produkte, möglichst in Bio-Qualität, kein Fleisch aus Massentierhaltung: Das waren Auswahlkriterien, die bei uns wichtig waren", sagt Schulleiterin Bettina Fleth. Gemeinsam mit Schülervertreten und Eltern habe man sich vor etwa drei Jahren für die vegetarische Variante entschieden. Das kommt gut an: auch vom Preis. Drei Euro kostet das Hauptgericht, 50 Cent die Vorspeise, 50 Cent der Nachtisch. Noch bis fünf Uhr morgens können Schüler bestellen, was sie davon am Mittag gern haben möchten.