BfB stellt eigenen Kandidaten für Bielefelder Oberbürgermeister-Wahl

Bielefeld. Dass der frühere Stadtdezernent und BfB-Vorsitzende Rainer Ludwig mit 72 Jahren noch einmal auf die politische Bühne will, überrascht kaum, nachdem er es immer wieder angedeutet hatte. Doch die Präsentation seiner Kandidatur für das Amt des Oberbürgermeisters, der 2020 neu gewählt wird, schmückte er mit einem prominenten Namen, in der Hoffnung, von der Strahlkraft zu profitieren: Die BfB ernannte gleichzeitig Mitgründerin Maja Oetker (83) zum Ehrenmitglied. Politisch hat Ludwigs Kandidatur erhebliche Auswirkungen auf das bürgerliche Lager. CDU und FDP bemühen sich seit Längerem, einen gemeinsamen Bewerber zu finden, um Amtsinhaber Pit Clausen (SPD), der erneut kandidiert, ablösen zu können. Das mögliche Dreierbündnis ist jetzt gesprengt. "Umwelt und Soziales sind in Bielefeld schon reichlich besetzt" Ludwig selbst sieht das nicht so dramatisch: "Ich setze auf den zweiten Wahlgang." Im ersten dürfte kein Kandidat die erforderliche Mehrheit erringen. CDU und FDP sprechen aber weiter über eine Zusammenarbeit, bestätigten die Vorsitzenden Andreas Rüther und Jan Maik Schlifter. "Wir bleiben gelassen", sagt Rüther, der als Kreisvorsitzender auf Beschluss des CDU-Parteitags die Lage klären soll und selbst 2014 Clausen bei der Wahl unterlag. Klar ist aber für CDU und FDP, dass Ludwig nicht der gemeinsame Kandidat sein kann. Der Ex-Dezernent war häufig unbequem, macht kein Hehl daraus, Konflikten nicht aus dem Weg zu gehen. Bei der Suche nach einem populären Kandidaten - manch einer träumt von einem Bielefelder Macron - wäre der 72-Jährige für ein bürgerliches Bündnis keine ernsthafte Perspektive. Gerade die FDP mit ihrer jüngeren Spitze geht deutlich auf Distanz zur BfB. Und das auch, weil die Wählergemeinschaft immer wieder für Negativschlagzeilen sorgt. Schlifter spricht gar "von einem zerstrittenen Haufen". Auch jetzt kam der Vorstandsbeschluss zu Ludwigs Kandidatur nicht einstimmig zustande. Und das Votum der Mitgliederversammlung steht noch aus. Die Gräben sind tief. Ludwig war erst 2017 nach einem Zerwürfnis als Vorsitzender der BfB zurückgetreten. Die Mehrheit hatte ihn zwar als Chef bestätigt, seinen Kandidaten als Vize, Dietmar Krämer, aber durchfallen lassen. Darauf zog Ludwig die Konsequenzen. Friedhelm Bolte (damals 70) sprang ein, legte bald das Amt nieder - und Krämer wurde Vorsitzender. Und der warb gestern für seinen Mentor, der bewiesen habe, dass er "Vollblutpolitiker" sei und viel Verwaltungserfahrung habe. Den Ball nahm Ludwig gern auf und präsentierte sich als "Überzeugungstäter für Bielefeld". Er sei "kein Parteisoldat" und unabhängig: "Und ich weiß, was es bedeutet, Oberbürgermeister zu sein." Das habe er in seiner Zeit in Frankfurt/Main als Referent des dortigen OB erlebt und 16 Jahre als Dezernent im Bielefelder Rathaus. Und Ludwig, der in Steinhagen wohnt, ist überzeugt, nicht nur in prominenten Kreisen vernetzt, sondern auch bei den Bürgern bekannt zu sein. Doch daran, dass er an das für die BfB einmalige Wahlergebnis von Johannes Delius anknüpfen kann, der 2014 bei der OB-Wahl 15,9 Prozent der Stimmen erhielt, hat auch die BfB-Spitze ihre Zweifel. Aber Krämer und Ludwig meinen, dass es wichtig sei, selbst einen Kandidaten zu stellen: "Es werden Köpfe gewählt." Das Alter spiele keine wesentliche Rolle, sagt der Kandidat: "Entscheidend ist, ob man es kann." Und das traut sich Ludwig zu. Inhaltlich will er auf innere Sicherheit und Migration, Universität und Schulen, Planung und Verkehr sowie Wirtschaft und Finanzen setzen: "Umwelt und Soziales sind in Bielefeld schon reichlich besetzt." Und Wähler wolle er im Gespräch mit den Bürger gewinnen - "auch zu Hause", sagt Ludwig. "Der Marathon beginnt." KOMMENTARvon Joachim Uthmann Für die BfB fuhr JohannesDelius als OB-Kandidat2014 mit 15,9 Prozent das besteErgebnis bei einer Wahl ein.Doch schon da schwelte derKonflikt in der Wählergemeinschaft– und gipfelte 2015 imRücktritt von Delius als Fraktionschef samt Rückzug ausderPolitik.Hauptgrund für denBruch war der Machtkampfmit Rainer Ludwig, damalsVorsitzender der BfB.Ludwig gelang es in der Folgenicht, die Wählergemeinschaftzu einen. Austritte ausder Fraktion und in den Bezirken,wo alternativ die UBFentstand, lähmten die BfB.MitDietmar Krämer hat LudwigsLager derzeit die Oberhand.Obdamit der&bdquo;Aufbruchsgeist"derAnfänge, den MitgründerinMaja Oetker beschwört, zurückkehrt,wird bezweifelt.Für das bürgerliche Lager istdie Kandidatur Ludwigs, derauf den Delius-Effekt hofft,eine Bürde. Für CDU und FDPwird es schwerer, eine Mehrheitgegen Amtsinhaber PitClausen (SPD) zu schaffen.

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