Am Klinikum Bielefeld operiert jetzt ein Luxus-Roboter

Bielefeld. Wer unter'm Messer liegt, hofft auf einen kompetenten Arzt. Die Vorstellung, dass das ein Roboter ist, dürfte nicht wenige Patienten irritieren. Am Klinikum Bielefeld wird das jetzt zumindest in Teilen real. Die Mediziner erhalten seit Oktober Unterstützung von einem Roboter. "Mako" ist knapp zwei Jahre alt und sehr wertvoll: 1,5 Millionen Euro. »Das System wird die Versorgung deutlich aufwerten« Der Roboter ist eigentlich ein künstlicher Arm. Er wird im Klinikum Mitte seit wenigen Wochen bei der Implantation von Knieprothesen eingesetzt. Sein Vorteil: Er arbeitet sehr präzise und verfeinert somit die Arbeit des Operateurs. Der führt den Eingriff nach wie vor selber durch, wird dabei aber von "Mako" unterstützt. Denn der Roboter ist genauer und ruhiger als der beste Mediziner. Ihm kommt vor allem die Rolle der Positionierung zu. Das bedeutet, das er genau festlegen kann, in welchem Winkel das zu operierende Kniegelenk stehen muss, wo das Werkzeug angesetzt und in welcher Größe letztlich eine Prothese eingesetzt wird. Hierbei bewegt man sich im Zehntel-Millimeter-Bereich. "Das ist ein exzellentes System. Es wird die Versorgung hier deutlich aufwerten", sagt Geschäftsführer Michael Ackermann. An zehn Operationen war "Mako" bislang im Klinikum Bielefeld beteiligt. Einmal pro Woche unterstützt er die Ärzte. Steht bei einem Patienten ein Kniegelenk-Ersatz an, wird er zunächst über "Mako" informiert - und kann dann selbst entscheiden, ob er von dem Roboter behandelt werden will. Das stieß bislang nicht bei jedem Patienten auf Gegenliebe. "Einige haben sich dagegen entschieden", sagt Ludger Bernd. Der Chefarzt der Klinik für Orthopädie führt das unter anderem auf eine gewisse Skepsis und ein in der Vergangenheit nicht immer gutes Image von Robotern in der Medizin zurück. Wichtig dabei: "Mako" ersetzt die menschlichen Operateure nicht; er unterstützt sie nur. Die Anzahl der Personen im Operationssaal verändert sich durch die neue Technologie nicht. Auch die Dauer des Eingriffs bleibt mit 70 bis 90 Minuten unverändert. Der große Unterschied liegt jedoch in der Planung des Eingriffs. Die Planung nämlich - das ist das Fachgebiet des neuen "Assistenten". Vor der OP wird zunächst durch ein CT ein 3D-Modell des Patienten-Gelenks erstellt. Das analysiert der Operateur und ermittelt somit Zehntel-Millimeter genau die Passform der Prothese. Mithilfe der neuen Technik misst der Arzt dann die natürliche Bandspannung des Gelenks. Das hat Auswirkungen auf die anschließende Position der Prothese. Diese genaue Vorplanung hat nach Angaben der Ärzte zur Folge, dass die Bänder über den gesamten Bewegungsablauf perfekt gespannt sind. Und das wiederum wirkt sich auf das anschließende Gefühl im Knie aus. Weiterer Vorteil: Eine Kamera ermöglicht, dass die Position der Prothese und der Säge während des Eingriffs fortlaufend online vermessen wird. Patienten sollen schneller wieder auf den Beinen stehen Das heißt: Wenn der Operateur bei dem Eingriff zu sehr wackelt und ungenau arbeitet, stoppt "Mako" ihn automatisch. Dann blockiert er die Säge. "Wir können dadurch am Knochen und an den Bändern wesentlich genauer arbeiten", sagt Bernd. Und Ackermann spricht gar von einem "technologischen Quantensprung". Der Patient soll von "Mako" gleich mehrfach profitieren: Die Mediziner hoffen, dass das Implantat länger hält als bei einem normalen Eingriff. Sie hoffen, dass sie den Patienten somit seltener operieren müssen, dass der Patient nach der OP weniger Schmerzen hat und dass er schneller wieder auf den Beinen steht - ein bis zwei Tage früher als normalerweise. Erste Studien belegen das, sagt Bernd. Mehrkosten entstehen für den Patienten nicht. "Mako" operiert Kassen- und Privatpatienten. Bis Weihnachten hat er bereits einen vollen Terminkalender. Ab Januar soll er zweimal pro Woche ran. Schon jetzt könnte er auch Hüfteingriffe vornehmen. Wann er das auch macht, wissen die Ärzte noch nicht. Knie-Eingriffe hätten Vorrang, da in diesem Bereich die Erfolgsquote ohnehin ausbaufähiger sei als im Hüftbereich. Auf Dauer soll der Roboter auch bei Wirbelsäulen-Operationen assistieren. Das Klinikum Bielefeld ist das erste Krankenhaus in NRW mit einem solchen Chirurgie-System. Von "Mako" erhofft es sich zufriedenere Patienten, mehr eigene Sicherheit und eine erhöhte Nachfrage.

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