Bielefeld. Wohl kaum einer machte aus dem Sexleben der Deutschen eine so erfolgreiche Geschäftsidee, wie der Bielefelder Hans Richter. Im Nachkriegsdeutschland stand er als 22-Jähriger vor dem Nichts und zog einen kleinen Tauschhandel auf, mit Dingen die die Menschen immer brauchen. Kaffee, Tee, Zigaretten. Und, der Renner, Kondome.
Heute kennt wohl jeder sein Unternehmen Ritex, das feiert heute 70. Geburtstag und ist dabei mit Produkten zum Abheben ganz bodenständig geblieben. Mit Sitz in Ubbedissen.
Fruchtige Verhüterli aus Ubbedissen
Beim Sortiment setzt das Unternehmen mit noppigen, extradünnen oder fruchtigen Überziehern lieber auf Verwegenes, beim Packungsdesign auf seriöse Schlichtheit. Die Produkte werben mit so adretten Beschreibungen wie "schlanke Passform" oder "natürlich länger lieben".
An ihrer Funktion hat sich unterdessen nichts verändert: Sie verhüten vor Schwangerschaften und sexuell übertragbaren Krankheiten. Anders bei der Herstellung: Als sich Richter 1948 entscheidet, voll ins Kondom-Geschäft einzusteigen, seien die Gummis zum Teil noch manuell hergestellt, schreibt das Unternehmen.
In mittlerweile dritter Generation wird Ritex als Familienunternehmen geführt und produziert "made in Germany". Hauptfirmensitz und Produktionsstandort ist an der Gustav-Winkler-Straße in Nähe der A2-Abfahrt Bielefeld Ost. Unprätentiöser geht's kaum.
Das Unternehmen will investieren
In den 50ern gehörte Richter zu den Pionieren der maschinellen Serienproduktion. In den 60er-Jahren brachen dann harte Zeiten an - die Anti-Baby-Pille kam auf dem Markt und verdrängte das Kondom als Verhütungsmittel Nummer eins.
Heute bekennt man sich zum Standort Bielefeld, fertigt auch Schutzhüllen für medizinische Sonden, 120 Millionen Kondome pro Jahr und will investieren. Schon 2019 laut Pressemitteilung. Darin heißt es, "Ritex plant im kommenden Jahr weitere Investitionen in Mitarbeiter und Infrastruktur".
Hier noch ein bisschen Kondom-Nostalgie aus den 90ern: