Fiese Masche - Bielefelder Familie mit Arminia-Karten betrogen

Bielefeld. Das Spitzenspiel von Arminia Bielefeld gegen den 1. FC Köln war längst ausverkauft. Eine dreiköpfige Familie aus Brackwede versuchte am Freitagabend trotzdem ihr Glück, mit einem Such-Schild vor dem Stadion noch an Tickets zu kommen. Entsprechend riesig war die Freude, als zwei Frauen Sylvia Nagel tatsächlich drei Eintrittskarten anboten. Doch kaum war die Summe von 135 Euro bezahlt, wich der Begeisterung bittere Enttäuschung: Arminia verweigerte dem zwölfjährigen DSC-Fan und seinen Eltern den Einlass. "Wir hatten keinen Zweifel, dass es echte Karten waren", sagt die Brackwederin. "Die Damen hatten ein sehr gepflegtes Erscheinungsbild und wirkten durch Ihre Art sehr vertrauenswürdig." Mit der Aussage "Dann sehen wir uns gleich wieder, wir sitzen in der gleichen Reihe" sorgten sie zusätzlich für Vertrauen. Und da sie jeweils nur einen Euro mehr verlangten als den offiziellen Ticketpreis von 44 Euro, schlugen die Bielefelder ein. Handlesegeräte geben kein grünes Licht Euphorisch zog die dreiköpfige Familie in Richtung Einlass. Doch dort ging dann nichts mehr. "Der elektronische Einlass funktionierte nicht." Seit der vergangenen Saison werden alle Arminia-Tickets (außer im Steh- und Gästeblock) beim Einlass mit Handlesegeräten eingescannt. In diesem Fall gaben die Geräte einfach kein grünes Licht. Ein DSC-Mitarbeiter griff schließlich zum Telefon und fragte nach. Wenig später brachte er schlechte Nachrichten: "Die Tickets wurden storniert und sind nicht gültig." Arminia-Sprecher Tim Placke bestätigt, dass die vor dem Stadion gekauften Tickets nicht mehr gültig waren. "Ein Sponsor hatte eidesstattlich versichert, dass er seine Ticket-Bestellung nicht erhalten hatte." Daraufhin hatte Arminia alle Karten dieser Bestellung storniert und die bestellten Karten für Block F erneut ausgedruckt und versandt, erklärt Placke. Das heißt, die beiden Frauen hatten der Familie zwar echte, aber nachträglich ungültige Tickets verkauft. Laut Placke seien Ticketfälschungen bei Arminia nie ein Thema gewesen. Der Schwarzmarkt hingegen manchmal. Auch bei der Polizei sind Betrügereien mit DSC-Tickets bisher Ausnahmen. Sylvia Nagel will Zeugen und andere Opfer finden Sylvia Nagel reagierte richtig wütend. Während ihr tief enttäuschter Sohn gezwungenermaßen wieder abzog, suchten seine Eltern das Gelände vor dem Stadion nach den Betrügerinnen ab. Vergebens. Freundlicherweise habe der DSC-Ordner später auf Block F in Reihe 23 noch nach den beschriebenen Betrügerinnen gesucht, diese dort aber nicht gefunden. Logisch, denn offensichtlich verfügten die Betrügerinnen nur über Sponsorenkarten, die alle nicht mehr gültig waren. In ihrer Wut über so viel Unverfrorenheit stellte Sylvia Nagel am Sonntag eine Anzeige bei "Ebay Kleinanzeigen" ins Internet, um Zeugen und andere Opfer zu finden. "Sehr viele haben darauf reagiert. Einer hat sogar einen Namen", erklärt Nagel. Möglicherweise hatten die Betrügerinnen bereits auf der Ebay-Plattform versucht, die irgendwie abgefangenen Tickets zu verhökern. Die Brackwederin ist deshalb fest entschlossen, Betrugsanzeige bei der Polizei zu erstatten - auch wenn sie weiß, dass sie selbst das Risiko einging. Sie sagt: "Nachher ist man immer schlauer." In ihrer Internet-Anzeige wendet sie sich an die Täterinnen: "Es ist schon sehr traurig, dass ihr eine solche kriminelle Energie besitzt und Kindern und Familien den Tag so vermiest. Solltet Ihr doch noch einen Funken Anstand besitzen, könnt ihr Euch bei mir melden und uns unser Geld zurückgeben." Die Verkäuferinnen wirkten sehr gepflegt. Die Frau mit den Tickets (1,60 Meter, blond, dunkelblauer Mantel) war auffallend gebräunt. Ihre Begleiterin (1,75 Meter) hatte dunkle oder rötliche Haare.

Meistgelesen