Bielefelder Stadtwerke kaufen vier Wasserstoffbusse

Bielefeld. Die Teststrecke führt quer durch die Stadt, ist 7,6 Kilometer lang und hat einige steile Anstiege: Die Route 29 (Heepen – Gadderbaum) soll 2020 zur umweltfreundlichsten Buslinie der Stadt werden. Ab 2020 sollen dort ausschließlich Wasserstoffbusse fahren: ohne Abgase, sehr leise und mit einer Reichweite, die mit der von Dieselbussen mithalten kann.Rund sechs Millionen Euro will das Verkehrsunternehmen MoBiel in vier Wasserstoffbusse sowie eine Wasserstofftankstelle investieren. Das Land NRW unterstützt das Projekt mit fast vier Millionen Euro. &bdquo;Mit den Fördermitteln wird der Pilotbetrieb möglich. Die Diskussion um die Schadstoffbelastung in der Innenstadt zeigt, dass wir alternative Konzepte entwickeln müssen", sagt Martin Uekmann, Stadtwerke-Geschäftsführer und Chef von MoBiel. &bdquo;Wir sehen die Zukunft eher in der Brennstoffzellentechnik als im reinen Batterieantrieb", sagt Kai-Uwe Steinbrecher, Leiter des Geschäftsbereiches Technik bei MoBiel. Der Aufsichtsrat des kommunalen Unternehmens hat dem Vorhaben am Freitag zugestimmt.Neben den Bussen, die sich äußerlich durch Druckbehälter auf dem Dach von Dieselbusse unterscheiden, soll auch eine Wasserstoff-Befüllanlage angeschafft werden. &bdquo;Darüber hinaus hat sich in Gesprächen mit dem Land gezeigt, dass auch eine Anlage zur Herstellung von Wasserstoff, ein sogenannter Elektrolyseur, Aussicht auf eine hohe Förderung hat", berichtet Uekmann. Ein entsprechender Antrag sei bereits gestellt.Als Standort für Tankstelle und Elektrolyseur könnte die MVA in Heepen in Frage kommen. Denn die Umweltbilanz des alternativen Antriebs wird erst dann gut, wenn &bdquo;grüner" Strom zur Herstellung von Wasserstoff eingesetzt wird. Den gibt es in Heepen. Dort wird die Abwärme der Müllverbrennung auch zur Stromherstellung genutzt. Außerdem könnten dort die Sicherheitsanforderungen für die Wasserstoffproduktion erfüllt werden. Auch andere Städte setzen auf Wasserstoffbusse. Wuppertal will von 2019 an zehn solcher Wagen einsetzen und zudem eine Tankstelle plus Elektrolyseur auf dem Gelände seiner MVA bauen. Auch in Frankfurt, Wiesbaden und Mainz soll im nächsten Jahr dank Landesförderung eine Flotte von elf Wasserstoffbussen an den Start gehen.Der größte Nachteil der neuen Technologie liegt im Preis: Kostet ein herkömmlicher Euro-6-Dieselbus etwa 250.000 Euro, schlägt der Wasserstoffbus mit 650.000 bis 700.000 Euro zu Buche. Das lässt sich auch durch geringere Wartungskosten nicht auffangen. Jochen Erlhof, Geschäftsführer der Mainzer Verkehrsbetriebe ist überzeugt: &bdquo;Die Umstellung auf alternative Antriebe schaffen Verkehrsunternehmen nicht ohne Förderung."Kai-Uwe Steinbrecher hat das Wasserstoff-Projekt von MoBiel durchkalkuliert: &bdquo;Die jährlichen Mehrkosten betragen gegenüber Dieselbussen rund 200.000 Euro." Für Martin Uekmann ist der Einsatz der neuen Technik auf der Linie 29 daher noch ein &bdquo;klassisches Forschungs- und Entwicklungsprojekt."Ein Faktor für die Wirtschaftlichkeit ist auch der Preis des Wasserstoffs. Während das Gas in einigen Chemiebetrieben quasi als Abfallprodukt anfällt, ist die Herstellung vergleichsweise teuer. Das zeigt eine Versuchsanlage, in der die Stadtwerke Mainz mit den Unternehmen Linde und Siemens sowie der Hochschule Rhein-Main zusammenarbeiten. Dort wird der Strom einer Windkraftanlage für die Wasserstoffherstellung genutzt. Das Gas wird als Treibstoff für Busse verkauft, an Industriebetriebe vermarktet oder ins Erdgasnetz eingespeist. Bis zu 20 Prozent Wasserstoff können nach Angaben des Anlagenbetreibers dem Erdgas beigemischt werden.

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