Aus diesen Bielefelder Kirchen sollen Denkmäler werden

Bielefeld. Für Christa-Maria Trautmann ist es eine gute Nachricht: Die St. Meinolf-Kirche im Bielefelder Osten ist als Denkmal vorgeschlagen. Das Gemeindemitglied sowie Pfarrer Bernhard Brackhane zeigen sich "erfreut", dass "das einzigartige Gotteshaus" unter Schutz gestellt werden könnte. Dabei ist es noch gar nicht so alt. Doch die Denkmalbehörden schätzen ihren Wert teils hoch. Sie empfehlen, vier katholische Kirchen in Bielefeld, die nach 1945 gebaut oder erweitert wurden, in die Denkmalliste aufzunehmen. Bei einer ist es sogar schon entschieden: Die St. Thomas-Morus-Kirche in Sennestadt muss nur noch die Eintragung durchlaufen - dann steht sie unter Schutz. Die drei anderen, St. Meinolf in Mitte, St. Johannes Baptist in Schildesche sowie St. Kunigunde in Sennestadt, stehen auf der Positivliste - müssen aber noch bei einem Ortstermin mit Behörden und Erzbistum Paderborn geprüft werden. Die Nachkriegskirchen seien "architektonisch, städtebaulich und historisch von Bedeutung", sagt Heinrich Otten von der Denkmalpflege des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe. NRW-weit prüfte sie 1.300 Kirchen - knapp ein Drittel schätzt sie als schutzwürdig ein. Der LWL teilte die Ergebnisse jetzt den Erzbistümern mit. Die informieren ihre Gemeinden. Hintergrund dafür, dass gerade in den 1950er-Jahren in Bielefeld neue katholische Kirchen entstanden, waren die Nachwehen des Krieges. Viele Vertriebene, gerade aus Schlesien, waren katholisch. Für sie habe es im evangelisch geprägten Bielefeld zuwenig Stätten für Gottesdienste gegeben. Otten: "Es waren neue Kirchen nötig." Oder es wurden vorhandene vergrößert. St. Thomas-Morus-Kirche in Sennestadt: Sie entstand 1960/61 an der Elbeallee und sei ein gutes Beispiel für die sich ändernde Architektur, weg vom länglichen, hin zum kompakteren, zentralisierten Kirchenbau. Auffällig seien die fächerförmige Gestaltung und die Auflösung zwischen Altar- und Chorraum. Der 42 Meter hohe Turm steht abseits. Die Kirche füge sich in den Städtebau der Sennestadt ein. Für die Gemeinde bedeutete die Unterschutzstellung aber auch eine Hürde. Die für 2017 geplante, 1,3 Millionen Euro teurer Renovierung musste um ein Jahr verschoben werden. St. Meinolf-Kirche in Mitte: Hier schätzt Otten die städtebauliche Bedeutung, weil sie 1956/57 zeitgleich zur neuen Siedlung an der Meinolfstraße entstand. Der längere Flügelbau flankiere den Platz, der auch für Märkte genutzt werde, die Apsis im Süden ermögliche schöne Durchblicke in Siedlung und Grün. Auffallend sei die große Rosette als Fenster im Giebel. Pfarrer Bernhard Brackhane begrüßt es, dass die Kirche für besonders erhaltenswert gehalten wird, die Architektur zeige viel Geschmack und charakteristische Elemente. Trautmann hatte schon 2010 in einem Artikel auf die "einladenden" Kunstwerke, Kreuze und den Altar, teils geschaffen von Bildhauer Johannes Niemeier, hingewiesen. St. Johannes Baptist-Kirche in Schildesche: Das Zusammenspiel von Altbau (1911) und Neubau (1966) macht für die Denkmalpfleger den Reiz der Kirche an der Ringenbergstraße von außen aus. Im Innern verbinde die Altarstelle die beiden Räume der Kirche, der Blick der Gläubigen sei auf sie gerichtet. Auch die große, bunte Verglasung, geschaffen von Glasmaler Johannes Beeck, sei zur Verbindung der Bauteile hin orientiert. Otten: "Da kommt viel Energie durch das Fenster." Pfarrer Norbert Nacke vom Pastoralverband erklärte, die Gemeinde sei bisher nicht einbezogen worden. Umfassende Renovierungspläne gebe es nicht. Allerdings hofft die Kirche, dass die minderwertigen Stahlglocken bald durch Bronzeglocken aus einer aufgelassenen Kirche in Attendorn ersetzt werden können. An den Plänen werde gearbeitet. St. Kunigunde-Kirche in Sennestadt: Der Standort ist ungewöhnlich: Auf einer Sanddüne steht die kleine Kirche, "ein Alleinstellungsmerkmal", sagt der Denkmalpfleger. Die nacheiszeitliche Wanderdüne gehöre zu einem Heidegrundstück, das der Fabrikant Gustav Windel der Gemeinde 1947 schenkte. Der Strom der Flüchtlinge nach dem Krieg habe die Kirche St. Heinrich in Platznot gebracht, so Pastor Joachim Köhler. 1951 wurde St. Kunigunde geweiht, 1985 für 1,5 Millionen Mark moderner umgebaut. Otten: "Der Innenraum zeigt schön postmoderne Architektur, verspielt mit historischen Formen." Die Gemeinde habe das Schreiben erhalten, bestätigte Verwaltungsleiter Patrick Droszynski. Bewerten wolle er es noch nicht. Der Kirchenvorstand tage dazu im September.

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