Digitalplan für Schulen veraltet

Bielefeld. Die Welt wird digital - an den Bielefelder Schulen anscheinend aber nur sehr langsam, Lehrer und Schüler beklagen sich vor allem über schlechte Internetverbindungen. "Die Internetanbindung an den Schulen ist durchgängig nicht mehr zeitgemäß", sagt auch Schulamtsleiter Georg Müller. Beginnend mit den großen Berufskollegs müsse da dringend nachgebessert werden. Das Problem sei erkannt, es fehle aber an den Voraussetzungen. "Wenn in der Straße nur Kupferkabel und kein Glasfaserkabel liegt, sind uns als Amt für Schule technische Grenzen gesetzt", erklärt Müller. Über zu wenig Technik könnten sich die städtischen Schulen allerdings nicht beklagen, findet er. Laut Gisela von Alven, Schulleiterin des Max-Planck-Gymnasiums, sei das Kollegium an ihrer Schule sehr aufgeschlossen, was die Digitalisierung betreffe. Sie kritisiert aber, dass der Medienentwicklungsplan der Stadt nicht fortgeschrieben wird. "Da muss dringend was passieren", sagt sie. Der derzeit gültige Leitfaden sollte eigentlich nur von 2004 bis 2009 gelten, wurde aber bislang nicht neugefasst. Die FDP hatte bereits im Juni 2016 einen neuen beantragt, zog den Antrag aber nach langer Diskussion im Ausschuss zurück. "Die Verwaltung stellte erst einmal einen Bericht in Aussicht", erklärt Ratsmitglied Jan Maik Schlifter. Der kam dann im Januar 2017. Laut Georg Müller investiere die Stadt ohnehin in die Digitalisierung, allerdings müssten auch die Schulen ihre Medienkonzepte kontinuierlich prüfen und fortschreiben, sagt er. So stünden für die laufende Ersatzbeschaffung und Unterhaltung der IT-Infrastruktur in den Schulen im Haushalt jährlich fast 3,5 Millionen Euro zur Verfügung. Man werde aber wohl nie einen finalen Abschlusspunkt im Sinne von "Ziel erreicht" setzen können. "Die technische Entwicklung und die Ausstattung der Schulen mit digitalen Medien bleibt ein Dauerthema." Alle 87 Schulstandorte in Bielefeld hätten einen Internetanschluss, aber eben hinsichtlich der Bandbreiten gibt es Unterschiede. Einige DSL-Anschlüsse werden von der Telekom für eine pädagogische Nutzung kostenfrei zur Verfügung gestellt, für schnellere Internet-Verbindungen aber werden zusätzliche Kosten erhoben, die von den Schulen getragen werden. WLAN gibt es bislang nur an den sechs Berufskollegs und einigen wenigen Schulen. Es soll aber künftig Standard werden, wenn es das Medienkonzept der Schule begründet vorsieht, heißt es in dem Januar-Bericht. "Die Technik muss der Pädagogik folgen, nicht umgekehrt", so Müller. Am Max-Planck-Gymnasium zum Beispiel nutzt Lehrerin Britta Fege im Biologieunterricht die Projektionstafel, am Computer recherchieren ihre Schülerinnen Isa und Lina (beide 16). So sieht Unterricht heute aus, aber nicht an allen Schulen, beklagt FDP-Mann Schlifter. "Es gibt nicht an allen Schulen diese Technik." Umgang mit digitalen Medien fest in Ausbildung verankert An vielen Schulen gebe es nur Whiteboards oder Beamer, weil sie aus dem Schulbudget gezahlt werden oder Fördervereine die Kosten übernehmen, sagt er. "Das aber führt zu einer stärkeren Aufsplittung in Schulen mit aktiven Fördervereinen und Schulen, die hintendran sind." Ein Blick in den Januar-Bericht der Verwaltung zeigt aber auch, dass es vorwärts geht: So wurde als ein Ziel des Medienentwicklungsplanes die Verbesserung des Verhältnisses PC-Schüler von 1:13,5 im Jahr 2003 auf ein Verhältnis von 1:8 in 2009 genannt. Im Jahr 2015 liegt Bielefeld immerhin bei 1:7,2, an den Grundschulen gar bei 1:6,5. "Schuleigene Computer und Laptops werden weiterhin das Rückgrat der IT-Ausstattung an Schulen bilden", sagt Müller. Tablet-Computer seien eine Ergänzung, aber derzeit würden bis auf wenige Ausnahmen die medienpädagogischen Ansätze fehlen, diese Geräte sinnvoll dauerhaft im Unterricht einzusetzen. Für Projektarbeiten mit Tablet-Computern wurden Geräte für den Verleih über das Medienzentrum angeschafft, damit die Schulen Erfahrungen sammeln können. Davon macht zum Beispiel die Martinschule Gebrauch, erzählt Schulleiter Markus Spiekermann. "Wir wollen bestimmte Lern-Apps testen", sagt er. So offen wie an der Martinschule sind aber lange nicht alle Lehrer für die neue Technik. Laut Thomas Walden von der Uni Bielefeld ist die Lehrerausbildung von Uni zu Uni unterschiedlich. "Die Digitalisierung kommt gerade erst in der Lehrerausbildung an", sagt er. Man müsse jetzt schauen, wie didaktisch mit dem Thema umgegangen wird und es auch in den Lehrplänen der Unis untergebracht werde. Der Handlungsdruck sei in jedem Fall groß. "Es gibt zu wenig Lehrer, die fachlich für die fortschreitende Digitalisierung ausgebildet sind", sagt auch Yvonne Mertens vom Stadtelternrat Bielefeld. Immerhin: In NRW gab es 2016 eine Reform des Lehrerausbildungsgesetztes. Der Umgang mit digitalen Medien ist in der Ausbildung nun fest verankert, erklärt das Schulministerium.

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