Drahtesel-Messe: Das sind die neuesten Trends für Elektro- und analoge Fahrräder

Bielefeld. &bdquo;’Nen Mountainbike als E-Bike – jetzt hört es aber auf", grantelt ein älterer Herr seiner Gattin zu. Beide sind auf der Drahtesel-Messe am Rande des NRW-Radfestes. Und, was der Herr sicher nicht wahrhaben will: Nein, da hört es nicht auf. Im Gegenteil. Die Radbranche setzt auf fast jedem Gebiet auf E-Mobilität. Sogar E-Bikes für Kinder gibt es. Mountainbikes mit Motor sowieso – und auch Klappräder mit Motor. Sogar das Synonym fürs gemütliche Kurzstreckenradeln, das Hollandrad, kommt mit Akku um die Ecke. Einige Trends: EINFACH NUR FETT Reifen werden dicker – und noch dicker. Bei BOC zeigt Benjamin Köhler ein Mountainbike, das zwei Trends vereint: dicke Reifen und grelle Farben. Sein &bdquo;Haibike" ist angesagt. Noch fetter geht es bei Herbert Peters ab. Er zeigt sein sogenanntes E-Fat-Bike der Marke E-Sonic. Seit 2016 ist er mit eigenen Entwicklungen aus Stieghorst mit der Firma BEP am Start – und wirbt für das trendige Fat-Bike. Es sei mehr als nur was fürs Ego. &bdquo;Damit fährst du durch Schlamm, in der Düne, am Strand." Und: Die Sitzhaltung ist aufrechter, Stöße werden vom breiten Reifen besser abgefedert. KLAPPRAD MIT MOTOR Das ist der Gegentrend zum Fat-Bike. Taskin Kucuk vom Bike-Treff lässt sich auf das Mitstoppen ein. Unter zehn Sekunden dauert es, dann hat er sein Falter-Klapprad handlich klein vor sich stehen. 18 Kilo wiegt das Rad. 50 Kilometer ist die Reichweite. Zielgruppe: &bdquo;Segler und Wohnmobilisten, aber auch Menschen, die den ÖPNV nutzen." Für ihn ein Trend. Peters von BEP sieht das ähnlich: &bdquo;Wir sind noch in der Entwicklung, das Rad muss in den Kofferraum passen." Kompakt sei &bdquo;in". Peters gibt aber zu: &bdquo;Die Stabilität ist bei E-Klapprädern ein echtes Thema." Und so ist Köhler von BOC auch skeptisch: &bdquo;Ich denke, dass 20-Zoll-E-Bikes nicht sinnvoll sind, weil zu große Kräfte auf sie einwirken." TSCHÜSS AKKU Nein, ohne Akku geht es natürlich nicht. Aber: Er soll verschwinden – optisch. Das gelingt bei vielen Anbietern noch nicht – der Akku klemmt wie ein Außerirdischer am Rahmen oder belastet den Gepäckträger mit seinen drei bis fünf Kilo Gewicht. Da der Akku erreichbar sein sollte – für einen Austausch – werden im Rahmen voll integrierte Lösungen wohl keine Zukunft haben, sagen die Händler. Zu weit liegen Lebenserwartung des Rades und des Akkus auseinander. Aber: Von außen in den Rahmen werden sie schon integriert. Mal halb, wie bei Peters’ Fat-Bike oder sogar ganz, wie beim &bdquo;Bigbud" der Marke BH, die Michael Inderhees für &bdquo;e-motions" auf der Messe präsentiert. Schick in der Radfarbe lackiert ist der Akku voll integriert, aber dennoch abnehmbar. Der Rahmen ist dadurch natürlich etwas dicker. Beim E-Sonic Fat-Bike sitzt der Akku schlank auf dem Rahmen auf – auch an die Farbe des Rades angepasst. DIE DEN AKKU AUSNUTZEN Natürlich stellt der Akku den Strom vor allem dem Motor zur Verfügung. Doch liegt es nahe, auch über ergänzende Abnehmer nachzudenken. So wird das Licht des Speed-Pedelecs der Marke Stromer mit Strom aus dem Akku erzeugt. Und das vorne sogar gleich doppelt, wie Inderhees zeigt: für ein Tagfahrlicht und das viel hellere Nachtfahrlicht. Auch coole, aber eher sinnfreie Ideen gibt es; Köhler erwähnt Unterbodenbeleuchtungen. Fakt ist: Akkus mit USB-Anschluss sind im Trend. So kann das Handy während der Fahrt als Navi benutzt und parallel aufgeladen werden. Köhler mahnt aber: Je mehr ins Rad integriert wird, desto schwerer werde das Reparieren. &bdquo;Dann benötigst du eher einen Mechatroniker als den Mechaniker." KRAFTWERK FAHRRAD Peters überlegt, an E-Bikes und Pedelecs wieder auf den altbekannten Nabendynamo zurückzugreifen – aber nicht fürs Licht, sondern fürs Handy. Und Köhler berichtet, dass die Zukunft des Rades auch die Energierückgewinnung beinhalten könne. Entweder soll die beim Bremsen erzeugte Energie gespeichert werden, oder die bei Bergabfahrten erzeugte – und auch an Solarpaneels auf dem Rad werde gedacht. Köhler: &bdquo;Vieles ist hier aber noch nicht spruchreif." LIEBER SCHWER UND STARK Vielleicht liegt das an diesem Trend: Zwar sind auch die kompakten E-Bikes angesagt, bei den normalen aber, so Köhler, werde noch immer über die Reichweite verkauft. Motto: Lieber mit einer Akkuladung 120 Kilometer weit kommen als ein leichteres Rad mit nur 50 Kilometern Reichweite kaufen. Noch werde nicht allzu sehr aufs Gewicht geachtet, sondern viel mehr auf die Punkte Preis und Reichweite. Beim Preis steht fest: Unter 2.000 Euro geht nur wenig – und gerne dürfen es auch 4.000 und mehr sein.

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