Spinnen-Phobikerin stellt sich in Bielefeld ihrer Angst

Bielefeld. Acht haarige Beine ertasten schweißnasse Haut. Mein Herz rast, die Knie sind weich und mein Magen tanzt Tango. Innerlich schreie ich mir vor Angst die Seele aus dem Leib. Die Spinne scheint das zu spüren. Grammostola Pulchra, eine riesige schwarze Vogelspinne mit großen Klauen und brennenden Härchen am Hinterleib, hält inne. Mitten auf meiner Handfläche hebt sie plötzlich ein Vorderbein. Und guckt mich an. Die Riesenspinne aus Uruguay ist eines von rund 130 Tieren, die noch bis Sonntag in der Ravensberger Spinnerei (Raspi) gezeigt werden. Neben unzähligen Achtbeinern sind auch andere Insekten in den Terrarien zu sehen. Fauchende Schaben, Skorpione und Riesentausendfüßler etwa krabbeln durch die Terrarien. Auch eine Gottesanbeterin reckt heroisch ihren langen Körper. Mit all diesen Tieren muss ich nicht kuscheln. Aber Angst habe ich nicht vor ihnen. Die gilt allein den Spinnen. Acht Beine sind ein paar Beine zu viel Acht Beine sind für meinen Geschmack ein paar Beine zu viel. Ich kann Bewegungen, Absichten und Launen der haarigen Monster nicht einschätzen. Auch deshalb beleben Spinnen seit jeher meine schlimmsten Alpträume. Allein ihr Anblick auf einem Plakat jagt mir einen Schauer über den Rücken. Von außen betrachtet ist diese Angst natürlich unbegründet. Aber sie verhindert, dass ich entspannen kann, wenn eine Spinne im Raum ist. Und sorgt dafür, dass ich panisch um mich schlage, wenn ich solch ein Tier nur auf mir vermute. In der Raspi will ich der Furcht nun einen Schritt entgegentreten. Keine kleinen Hausmonster, sondern handgroße Riesenspinnen. Hausspinne mit Namen "Macho-Man" 30 Minuten vor der Angst: Fotografin Sarah Jonek und ich laufen zum Raspi-Park. Je näher der Moment der Begegnung rückt, desto kälter wird mir. Trotz Sonnenschein und 24 Grad Celsius. Sarah spricht indes munter über &bdquo;Macho-Man", ihre Hausspinne. Als sie noch klein war, habe das Tier einige Zeit in ihrem Zimmer an der Wand gelebt. Sarah mochte die große schwarze Spinne. Als sie starb, sei sie &bdquo;echt traurig gewesen", sagt sie. Sarah packte das tote Tier in eine Tüte und begrub es. Eine gute Geschichte, aber eine, die ich nie werde erzählen können. In den Räumen der VHS angekommen folgt auf die Kälte der Angstschweiß. Aussteller Renaldo Neigert, erzählt, dass er seine erste Spinne schon mit 16 bekam. Seitdem hat er seinen kleinen Zoo stetig erweitert. Insgesamt 150 Tiere fahren auf seiner Wanderausstellung mit. Je nach Bundesland und Bestimmung müssen einige daheim bleiben. Ein Monster auf der Hand Die meisten seiner Tiere haben es offenbar in die Raspi geschafft. Genau wie das große schwarze Monster, dass Renaldo jetzt aus dem Terrarium holt. &bdquo;Jetzt die Handflächen ganz gerade machen und still halten", sagt er. Meine Knie zittern, ich kann kaum hinschauen. Dann sind da plötzlich acht haarige Beine auf meinen Handflächen. Ganz weich, fast wie die von einem Stofftier. Die Spinne läuft ein Stück nach vorn, bleibt dann stehen. &bdquo;Ist das schlecht?", flüstere ich, als könne das Tier mich verstehen. Erst da merke ich, dass ich die ganze Zeit den Atem angehalten habe. Renaldo beruhigt mich. Diese Spinne habe einen ruhigen Charakter und sei für Anfänger geeignet. Meine Hände seien für das Tier jetzt der Boden. Und eine Spinne beiße nicht nach unten. Dass das haarige Tier still sitze, sei ein gutes Zeichen. Würde sie herumlaufen, sei sie unter Umständen gestresst. Eine gestresste, giftige Spinne mit Zähnen! Das schaffe ich nicht. Also halte ich still, versuche zu atmen. Bis es nach einer gefühlten Ewigkeit endlich geschafft ist. Da krabbelt der ruhige Charakter mit Giftzähnen runter von mir und zurück auf Renaldos ausgestreckte Hand.

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