Professur bleibt in Bielefeld Männersache

Bielefeld. An der Uni und der FH Bielefeld dominieren Männer die Professorenschaften. Zahlen, die die Hochschulen jetzt auf Anfrage der NW veröffentlicht haben, zeigen: Obwohl immer mehr Frauen promovieren, ist an der Uni nur eine von vier Professuren, mit einer Frau besetzt. An der Fachhochschule liegt die Zahl mit 31 Prozent etwas höher. Ein Missverhältnis, das die Hochschulen nicht so recht erklären können, aber beheben wollen. Sie streben seit Jahren eine Gleichstellung mit Hilfe neuer Konzepte und Förderprogramme an. Kleine Erfolge werden bereits sichtbar. Einzelne Fachbereiche tun sich jedoch schwer. Rund 1.500 Studenten promovieren derzeit an der Uni Bielefeld – etwa die Hälfte davon sind Frauen. In der Professorenschaft aber sieht die Verteilung gänzlich anders aus: Von 239 Professuren an der Uni sind nur 63 mit Frauen besetzt. Zählt man die Juniorprofessuren hinzu, sind es noch zwölf weitere Hochschullehrerinnen. Die Junior-Professoren steigen schneller in den Beruf des Hochschullehrers ein, indem sie ohne Habilitation forschen und lehren können. Allerdings sind ihre Verträge befristet und laufen in vielen Fällen nach sechs Jahren aus. Innerhalb der Fakultäten werden an Uni und FH große Unterschiede im Hinblick auf die Frauenanteile sichtbar. Während etwa die Gesundheitswissenschaften an beiden Hochschulen zur Hälfte mit Professorinnen besetzt sind, ist bei den Biologen an der Uni nur jeder zehnte Hochschullehrer eine Frau. An der FH heißt das Problemkind Ingenieurswissenschaften. Der Anteil weiblicher Studenten sei hier verschwindend gering, sagt die Gleichstellungsbeauftragte der FH, Ulrike Settnik. Hinzu komme, dass ein Großteil der Absolventen von der Industrie abgeworben werde. So falle es manchmal schwer, Professuren überhaupt noch zu besetzen. Ein ähnliches Problem hat die Uni im Bereich der MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). Auch dort würden nur sehr wenige Frauen promovieren. Dadurch sei der Frauenanteil bei Bewerbungen auf Professuren später entsprechend gering. Caroline Müller, die als Professorin für chemische Ökologie an der Uni tätig ist, vermutet, dass auch die private Familienplanung für viele Promovendinnen ein Ausschlussgrund sein könnte. &bdquo;In der Qualifizierungsphase für eine Professur ist es schwer, solche Pläne mit dem Beruf zu vereinbaren", sagt sie, und erhält Bestätigung von Ulrike Settnik. &bdquo;Wenn ich mich für eine Wissenschaftskarriere entscheide, wird viel Einsatz und Präsenz verlangt." Rahmenbedingungen für ein familienfreundliches Arbeiten seien in Bielefeld noch nicht ausgereift. Auch deshalb würden viele potenzielle Kandidatinnen abspringen. Darüber hinaus benötige man als Frau auf dem Weg in eine akademische Spitzenposition Durchhaltevermögen. &bdquo;Der Weg bis zur Professur ist verdammt lang, da reichen zehn Jahre oft nicht aus", betont Settnik. Den Zahlen und Schwierigkeiten zum Trotz schlagen sich die Bielefelder Hochschulen im Vergleich offenbar gut: Eine Pressesprecherin der Uni betont, dass ihre Hochschule deutschlandweit eine von zehn Hochschulen sei, die als Vorbild für chancengerechte Hochschulen beurteilt wurde. Auch die FH belegt einen bundesweiten Spitzenplatz und konnte ihren Frauenanteil in den letzten Jahren kontinuierlich steigern, in dem sie zum Beispiel über ein Förderprogramm drei neue Professorinnen einstellen konnte. Beide Hochschulen erklären, dass sie ihren Anteil weiblicher Hochschullehrer dauerhaft aufstocken wollen. &bdquo;Allerdings ist es nicht möglich, das kurzfristig zu erreichen," so die Uni-Sprecherin. Auch an der FH betonen die Verantwortlichen, dass es nur in kleinen Schritten vorwärts gehe. &bdquo;Die Entwicklung des Frauenanteils bei Professorinnen war mühsam und ist kleinteilig vorangeschritten", sagt Ulrike Settnik. Aber es gehe voran – und nur das zähle.

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