Ex-Arminen haben Fußball-Mannschaft aus Flüchtlingen gegründet

Bielefeld. Abdul (25) ist ein erfreulicher Fall. Der Mann aus Mali hat Ehrgeiz. Er will schnell lernen, ist pünktlich beim Training, pflegt seine Sportausrüstung, meldet sich ab, wenn er verhindert ist - und hat einen Praktikumsplatz bei einem Handwerker gefunden. Solche Typen suchen die Ex-Arminen-Profis Uwe Fuchs, Karsten Bremke und Benjamin Lense sowie deren Helfer für das Flüchtlingsprojekt "Bielefeld United". Seit einigen Monaten ist viel los im Soccer-Dome Dornberg. Immer dienstags kommen bis zu 25 Asylbewerber dorthin, mit Sporttasche, Schreibblock und Deutschbuch. Vor dem Training gibt es Sprachunterricht, dann wird auf den Plätzen trainiert. Und überall laufen ehemalige Arminen herum, helfen unterrichten, organisieren, trainieren. Neben Fuchs, Lense und Bremke engagieren sich Fatmir Vata, Ayhan Tumani, Detlef Kemena, Tobias Rau und Manfred Steinert. Auch Stephan Salger, aktuell im Kader des Zweitligisten, war schon dabei. Im Hintergrund arbeitet zudem Jörg Zillies mit, 2011 bis 2013 Präsident von Arminia Bielefeld. Abdul, Fliesenleger aus Afrika, wird bald Arbeit haben. "Er lernt die Sprache am schnellsten im Alltag", sagt Fuchs. Das ist sein Ding. Bei Hesham (21) aus dem Irak ist das ähnlich. Auch er ist entschlossen, seine Chance zu nutzen, "ist aber eher der Managertyp", sagt Bremke. Hesham übernimmt schon Verantwortung beim zweiten Projekt der Ex-Profis namens "Doppelpass", bei dem Flüchtlinge und Migrantenkinder zwischen 13 und 17 Jahren über Sport, Sprache und Soziales für?s Leben geschult werden. "Dort leitet Hesham schon Gruppen", berichtet Ex-Verteidiger Bremke, heute Lehrer in Bielefeld. Solche Beispiele können die Ex-Arminen einige aufzählen. Da gibt es etwa Hope (20) aus Nigeria. Auch so ein Williger. "Der meldet sich schon um sieben Uhr morgens per SMS ab, wenn er verhindert ist", berichtet Uwe Fuchs. Die Qualitäten Verlässlichkeit, Eigenverantwortung, Ehrgeiz, Fairness, Teamfähigkeit, Pünktlichkeit und Respekt sind den ehemaligen Hochleistungssportlern sehr wichtig. Sie wissen aus ihrer eigenen Zeit, dass nur damit etwas zu erreichen ist. An diesen Tugenden erkennen sie die, mit denen sie arbeiten möchten. Die meisten Teilnehmer ziehen voll mit. Manche nicht. "Die schicken wir wieder weg", sagt Fuchs. Ein paar Mal ist das passiert. Wer nicht aus dem Bett kommt, seine Sachen verschlampt oder immer anderen die Schuld gibt für eigene Probleme, ist im Team nicht willkommen. Alle anderen aber haben alle Chancen, weiter gefördert zu werden. Ziel ist es, den Asylbewerbern einen Weg in die Arbeitswelt zu ebnen. Bei Janine Leifert laufen alle Fäden des Projekts zusammen. Die Sozialpädagogin hat das erst ehrenamtlich gemacht, jetzt hauptamtlich. Das liegt am Einstieg der Johanniter. "Uns hat das Projekt so überzeugt, dass wir sie für diese Aufgabe bei uns eingestellt haben", erklärt Gerald Donath. Für den Regionalvorstand der Johanniter ist das der Einstieg seiner Organisation in die Integration. Die Johanniter leiten die Flüchtlingsunterkunft im ehemaligen Handwerker-Bildungs-Zentrum. "Von dort schicken wir die Bewohner mit Eigenantrieb zu Bielefeld United." Donath hofft, dass sich Unternehmen auf der Suche nach Auszubildenden oder Praktikanten bei ihm oder den anderen Beteiligten melden. Er und die Ex-Arminen kennen durch das Training die bereitwilligen Asylbewerber. Das Integrationsprojekt mit Herz und Härte klappt auch deshalb, weil die Teilnehmer großen Respekt vor den ehemaligen Bundesligisten zeigen. "Wir zeigen ihnen am Anfang Bilder aus unserer Profizeit", sagt Fuchs. Das wirkt.

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