Bielefeld Günther Tiemann erhält das Bundesverdienstkreuz

Bielefeld. Ausgerechnet im Nahariya-Raum erhielt Günther Tiemann gestern das Verdienstkreuz am Bande. Trägt doch dieser Saal im alten Rathaus den Namen der israelischen Stadt, mit der Bielefeld seit 1980 eine Partnerschaft verbindet. Zustande kam diese Freundschaft durch den Einsatz Tiemanns, sagte gestern Oberbürgermeister Pit Clausen, als er ihm die Auszeichnung ans dunkelblaue Sakko heftete.40 Jahre lang hat Tiemann, der ehemalige Stadtverwaltungsdirektor, die Geschäfte der Deutsch-Israelischen Gesellschaft geführt. "Du warst der eigentliche Motor der örtlichen Arbeit - zuverlässig, professionell und abgewogen im Urteil", so Clausen in seiner Laudatio. Einer Vielzahl von Menschen habe Tiemann das komplexe deutsch-israelische Verhältnis nahegebracht. Israelreisen hat er im Zwei-Jahres-Rhythmus organisiert und damit ein wichtiges Fundament der Beziehungen zu Nahariya geschaffen. Auch die Organisation der Gedenkveranstaltungen an das Judenprogrom vom 9. November 1938 lag lange in seinen Händen.In Partnerschaftsprojekte habe sich der frisch gekürte Verdienstkreuz-Träger "über das Normale hinaus" eingebracht, fuhr Clausen fort. So habe er einen über 80-jährigen Zeitzeugen aus Nahariya zehn Tage in Bielefeld als Gast in seinem Haus betreut. Nur auf diese Weise habe das Projekt realisiert werden können.Überdies gehörte Tiemann jahrelang zu einem Arbeitskreis, der die Möglichkeiten einer Partnerschaft mit einer Stadt in Palästina ausloten sollte.Doch nicht ausschließlich auf die Deutsch-Israelische Gesellschaft beschränkte sich Tiemanns Engagement. Clausen erwähnte auch den Verein Pro Grün, als dessen Mitglied sich der Bielefelder für den Erhalt naturnaher Lebensräume eingebracht hat. Als "besonders wertvoll" bezeichnete er die Arbeit Tiemanns 2001 bis 2009 als Vorstandsvorsitzender der Theaterstiftung. Damals galt sein Einsatz in hohem Maße der Theaterrenovierung.Sichtlich bewegt zeigte sich der 76-Jährige von so viel Anerkennung im Kreise seiner Freunde aus der Deutsch-Israelischen Gesellschaft. Stellvertretend für alle, die sich mit ihm für die Ziele des Vereins einsetzen, nehme er die Auszeichnung entgegen, sagte er, zu diesem Kreis gehöre auch seine Frau Gertrud.Tiemann erlebte in seiner Amtszeit sechs Vorsitzende: den damaligen Oberstadtdirektor Heinz-Robert Kuhn, Bürgermeisterin Gisela Schwerdt, den Juristen Franz Bender, die Pädagogin Jutta Seifert, Ex-Uni-Rektor Helmut Skowronek und Dirk Ukena, der in diesem Sommer erneut gewählt wurde.