Bielefeld

Blutiges Ende eines Bordellbesuchs

Prozess gegen Türsteher: Freier (27) schwer verletzt

20.01.2015 | 20.01.2015, 02:12

Bielefeld (jr). Mit vorzeitig beendetem Sex im Eroscenter an der Eckendorfer Straße und den blutigen Folgen für den Freier (27) beschäftigte sich gestern Amtsrichterin Michaela Kaminski.

Laut Anklage hatte es am 2. April 2014 zunächst Streit zwischen dem 27-jährigen Freier und der Prostituierten gegeben: Sie hatte ihn von zwei Türstehern (Wirtschaftern) rauswerfen lassen, nachdem er den vereinbarten Liebesdienst von 20 Minuten überschritten haben soll. Nach eigenen Angaben war er aber "noch nicht fertig", so dass er den Abbruch seines Bordellbesuches laut schimpfend kommentierte.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass es in der Folge dieser Auseinandersetzung zu Handgreiflichkeiten zwischen dem Freier und einem 34-jährigen Wirtschafter kam, der dem Freier schließlich zwei klaffende Platzwunden am Kopf verpasste. Zudem erlitt dieser eine Gehirnerschütterung und eine Halswirbelverrenkung.

Der Angeklagte sagte, er habe den wehrhaften und nicht einsichtigen Kunden zweimal mit der Faust gegen den Kopf geschlagen, um ihn dann endgültig vor die Tür zu setzen.

Der Freier und sein damals 17-jähriger Begleiter hingegen sagten, das Opfer habe zunächst eine 50-Euro-Note "für eine zweite Runde" hochgehalten und sei wieder in das Eroscenter zurückgekehrt. Da soll der 34-jährige Türsteher dann den Freier gegriffen und mit einem Schlag an den Kopf angegriffen haben. Sie sprachen beide vom Einsatz eines Teleskopschlagstocks, mit dem die massiven Platzwunden zu erklären seien. Der 17-Jährige hatte den Stock sogar gesehen, sagte er.

Trotzdem genügte der Amtsrichterin an dieser entscheidenden Stelle die Aussagequalität nicht aus: Sie unterbrach den Prozess, um ein gerichtsmedizinisches Gutachten zu den Platzwunden einzuholen: "Ich kann nicht ausschließen, dass solche Verletzungen auch durch einen Faustschlag verursacht werden." Nebenklagevertreter Georg Schulze reagierte irritiert: "Der Zeuge hat konstant ausgesagt, dass er diesen Schlagstock gesehen hat. Zumal er später mit einem weiteren Zeugen und der Polizei darüber gesprochen hat."

Der Prozess wird fortgesetzt. Dann erwarten die Prozessbeteiligten auch einen Rocker, der seit Mittwoch in U-Haft sitzt und deshalb nicht zur Verhandlung erschienen war. Er soll das Opfer gewarnt haben, über den Teleskopstock zu sprechen.