
Bielefeld. Maximal 25 Cent Essensgeld pro Betreuungsstunde dürfen Eltern an Tagesmütter zahlen. Das hat jetzt der neu formierte Jugendhilfeausschuss mit der bestätigten Vorsitzenden Regina Weißenfeld beschlossen. Der Beschluss trifft auf heftige Kritik der Tagesmütter. Sie überreichten in der Sitzung eine Liste mit 1.560 Unterstützerunterschriften, die sich gegen eine Reglementierung dieser Vertragssache aussprechen.
Das Essensgeld ist seit Monaten Streitthema. Das Land hat es formal für alle neuen Betreuungsverträge verboten, den Kommunen aber eingeräumt, ein "angemessenes Entgelt" beschließen zu dürfen. Die Tagesmütter haben immer betont, dass Essensgeld für die Ernährung und Pädagogik – gemeinsames Mahl, gemeinsame Zubereitung – sehr wichtig sind.
Andreas Siebert, Vorsitzender des Vereins Tagesmütter Bielefeld, ist sauer über den Jugendhilfeausschussbeschluss. "Die 25 Cent bedeuten, dass nicht einmal der Hartz-Vier-Satz erreicht werden kann", sagt er. Eine vernünftige Ernährung sei so nicht möglich. Durchschnittlich wird ein Kind bei Tagesmüttern fast sechs Stunden betreut. Das würde bedeuten, dass maximal 1,50 Euro Essensgeld gezahlt werden dürfen. "In dieser Zeit braucht das Kind aber Frühstück, warme Mahlzeit und einen Snack zwischendurch", erläutert Siebert. Geht das für 1,5o Euro? Die Tagesmütter sind sich sicher: Das geht nicht.
Das Jugendamt hat die Vorlage für die Politik erarbeitet und die Deckelung von 25 Cent pro Stunde pro Kind vorgeschlagen. Es argumentiert damit, das 50 Cent für die Verpflegung bereits in der pauschalen Unterstützung des Amtes von 5,50 Euro pro Kind bei Tagesmüttern inbegriffen sind. Das wundert Siebert. "Das hat uns noch nie jemand gesagt, und das steht nirgend geschrieben", sagt er kopfschüttelnd. Für ihn und die 191 Tagesmütter ist es völlig unverständlich, dass die Politik der Verwaltung folgte, die sich aus ihrer Sicht fortwährend selbst lobte dafür, mit den 5,50 Euro einen "Spitzenplatz" in NRW bei der Bezahlung zu belegen. Die Tagesmütter jedenfalls empfinden den Beschluss als Schlag gegen ihre Arbeit.
Die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses hielten den Verwaltungsvorschlag hingegen für eine gute Sache. Sie bewerteten es positiv, dass nun überhaupt wieder eine Zuzahlung möglich ist. Die Deckelung an sich oder die Höhe wurden zwar teilweise zaghaft in Zweifel gezogen, aber im Grunde doch mehrheitlich zumindest akzeptiert. So soll die Zuzahlung der Eltern für die Ernährung ihrer Kinder nicht "ausufern".
Gabriel Stillger von der AWO warnte aber allgemein davor, den Tagesmüttern nicht die "Existenzgrundlage zu entziehen". "Sie arbeiten in kleinen Einheiten und ganz anderen Wirtschaftsstrukturen als große Träger von Kitas", mahnte sie. Im kommenden Jahr soll deshalb die Arbeit der Bielefelder Tagesmütter genauer betrachtet werden. In einem Jahr soll auch der Deckelungsbeschluss auf seinen Sinn hin geprüft werden.