Bielefeld (jr/nw). Erneut hat es im Gebetsraum eines türkischen Kulturvereins in Bielefeld gebrannt. Am frühen Dienstagmorgen haben sich Unbekannte Zugang zu dem Gebetsraum des "Yeni Cami"-Moscheevereins (Bildungs- und Kulturverein Bielefeld e.V.) an der Herforder Straße verschafft und dort Koranschriften und Meditationsbücher angezündet. Der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime forderte vor Ort die deutschen Politiker auf, ein klares Zeichen zu setzen.
Erst vor acht Tagen hatte möglicherweise derselbe Täter zwei Heilige Schriften des Islam im Gebetsraum des Islamischen Literaturvereins an der Detmolder Straße angesteckt (nw-news.de berichtete). Die am 11. August gegründete, sechsköpfige Ermittlungskommission nahm auch an der Herforder Straße sofort ihre Arbeit auf. Brandermittler und Staatsschützer arbeiten dabei Hand in Hand.
Laut Polizeisprecherin Sonja Rehmert wurde die Polizei am Dienstag gegen 7.20 Uhr über den Brand an der Herforder Straße informiert. Der Hausmeister der Moschee hatte bereits aus dem Nebengebäude Rauch bemerkt und das Feuer im Untergeschoss mit eigenen Mitteln gelöscht. Personen wurden bei dem Feuer nicht verletzt. Es entstand geringer Sachschaden.
Rehmert: "Wir können hier einen politischen Hintergrund nicht ausschließen. Deshalb ist unsere Ermittlungskommission, die nach dem ersten Brand am 11. August eingesetzt worden war, jetzt auch in dem neuen Fall tätig und hat sofort mit Hochdruck die Ermittlungen aufgenommen."
Noch am Nachmittag besuchten mehrere hohe muslimische Funktionäre die betroffenen Moscheevereine. Der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime, Aiman Mazyek, erwartet nun von der Polizei "mindestens die Verdoppelung der Ermittlungen". Die Spekulationen der Polizei im ersten Brandfall, dass eventuell nur ein Einbruchdiebstahl vorgelegen habe, seien an den Haaren herbeigezogen gewesen.
"Ich appelliere deshalb an die Politik, jetzt ein klares Zeichen zu setzen. Sonst ermutigen wir die Täter weiterzumachen." Auch der türkische Generalkonsul Nafi Cemal Tosyali und Ali Kizilkaya, Vorsitzender des Islamrates der Bundesrepublik, zeigten sich bestürzt. "Bielefeld ist bekannt für seinen multikulturellen Charakter, es darf nicht sein, dass hier Gotteshäuser brennen", sagte Tosyali.
"Letzte Woche gab es in Deutschland drei Moscheebrände, einen in Berlin und zwei in Bielefeld", betonte Kizilkaya. "Die Muslime in Deutschland sind sehr besorgt. Auf die Straße braucht deshalb aber niemand zu gehen. Aber wir müssen wachsam sein", so der Ratsvorsitzende des Islamrates, der auch Sprecher des Koordinierungsrats der Muslime in Deutschland ist.
Die Ermittler gehen davon aus, dass sich der oder die Täter am Dienstag zwischen 5.40 Uhr und 7.20 Uhr gewaltsam durch ein Fenster im Tiefparterre Zutritt zu dem Gebetsraum verschafft haben. In dem Gebetsraum wurden mehrere Bücher, unter anderem auch Exemplare des Korans, aufeinander gestapelt und angezündet.
Vorher hat der Täter noch eine von mehreren Videokameras im Außenbereich des Gebäudes beschädigt bzw. bei einer anderen den Aufnahmewinkel verändert. Damit dürfte der oder die Täter einige Zeit beschäftigt gewesen sein, bevor er in das Gebäude eingedrungen ist.
Die Polizei fragt: "Wer hat im oben genannten Zeitraum verdächtige Personen im Bereich des Gebäudes Herforder Straße 107 bemerkt?" Hinweise an die Polizei in Bielefeld unter Tel. (05 21) 54 50.