
Bielefeld. Wegen Israels Militäroffensive in Palästina ist es in der Stadt zu drei Protesten in nur einer Woche gekommen. Am gestrigen Freitag versammelten sich aber nur noch wenige Demonstranten. Bielefelder Parteivorsitzende und -sprecher wenden sich jetzt an die Israel-Kritiker – mit einem Appell gegen Antisemitismus.
"Intoleranz, Rassismus und Judenhass haben in Bielefeld keinen Platz", heißt es in dem Schreiben, das Marcus Lufen (SPD), Andreas Rüther (CDU), Bernd Ackehurst (Grüne), Rainer Ludwig (BfB), Carsten Strauch (Linke), Jan Maik Schlifter (FDP) und Lars Büsing (Piraten) als Parteivertreter unterzeichnet haben.
Die Politiker unterstützen "die klare Position der muslimischen Gemeinden, Antisemitismus keinen Raum zu geben", heißt es weiter. "Öffentliche Kritik am Vorgehen der Konfliktparteien und an der eskalierenden Gewalt ist legitim. Das Existenzrecht Israels ist aber unantastbar und Basis jeder Friedenslösung." Jüdische Bielefelder sollten ihren Glauben "nicht verstecken müssen".
Wie in vielen Städten wurden auch bei den Protestmärschen in Bielefeld anti-israelische Schmährufe skandiert. Zu gewaltsamen Auseinandersetzungen oder antisemitischen Sprechchören kam es nicht, die Demonstranten verhielten sich friedlich. Allerdings ermittelt der Staatsschutz wegen eines Plakates, das in der Nähe der Synagoge Beit Tikwa offenbar während oder nach einer Demonstration am 18. Juli aufgestellt worden war. Das Plakat hatte die Aufschrift "Kindermörder Israel". Wegen anti-israelischer Flugblätter werde allerdings nicht ermittelt, stellte Polizeisprecherin Sonja Rehmert klar.
Bei der gestrigen Kundgebung auf dem Jahnplatz kamen deutlich weniger Teilnehmer als bei den vorherigen. Scharfe und lautstarke Kritik an den "barbarischen Aggressionen" Israels und der USA übten sie aber trotzdem. Angemeldet wurde die Veranstaltung von der Organisation Bir-Kar, nach eigenen Angaben eine "Plattform für die Einheit der Arbeiter und Freundschaft der Völker." Den Teilnehmern ging es jedoch nicht nur um Palästina, sondern auch um den "kurdischen Freiheitskampf", hieß es. Weitere Proteste sind für die nächsten Tage nicht angemeldet.