Brackwede (cpa). Zwei "Berglilien am Jomyoji-Tempel" erblühen lebensecht und doch abstrakt in Aquarell und Tusche. Mit leichter Hand hat Gisela Bremer die Zeichnung aufs Papier gebracht. "Das ist das schwierige bei der japanischen Tuschetechnik: der spontane, leichte Strich. Kein Bild ist wie das andere. Es lässt sich nichts wiederholen. Es sind Momente, Augenblicke."
Bereits zum dritten Mal stellt die Bielefelder Künstlerin ihre, von ihren vielen Reisen, beeinflusste Kunst im Rahmen der "Brackweder Kulisse" im Rathaus-Pavillon aus. Viele Bilder sind Naturimpressionen. Zum ersten Mal sind es Arbeiten in Farbe. "Klaus-Uwe Wittenbrock vom Bezirksamt hat mich dazu ermutigt, diesmal nicht nur schwarz-weiß auszustellen." Die Reduktion auf das Wesentliche, mit schwarzer Tusche auf weißem Papier zu malen, das liege ihr am meisten, sagt Bremer. "In Japan heißt es, im Schwarz ist alle Farbigkeit enthalten. Die Farbe muss ich manchmal erst locken."
Ihre künstlerische Ausbildung begann die spätere Realschullehrerin in Bielefeld an der Meisterschule für das Gestaltende Handwerk. Anschließend sammelte die heutige Siekerin Erfahrungen im künstlerisch-praktischen Bereich als Dekorateurin im Einzelhandel und als Werbegestalterin.
Doch es sind ihre viele Reisen in exotische Länder und insbesondere nach Japan, die ihre Kunst nachhaltig inspiriert haben. Dort erlernte Bremer in den Achtzigern die traditionelle Technik der Tuschemalerei von ihrer Meisterin und erwarb den Roten Stempel, ihr Diplom. Der Stempel, der Bremers Namen in Schriftzeichen trägt, ist für die Malerin bis heute ein besonderes Gütesiegel. "Mit ihm signiere ich nur Tuschearbeiten, die gut gelungen sind. " Wie das Bild "Freundinnen", dass zwei japanische Schulmädchen in Uniform zeigt.
Bremers Werke seien flüchtige Augenblicke und persönliche Erinnerungsstücke, "elegant und mit leichter Hand aufs Papier gebracht", findet Bezirksbürgermeisterin Regina Kopp-Herr. Sie eröffnet Bremers Ausstellung "Augen-Blicke", begleitet von Georg Krieger am Klavier. Der spielt nach Stücken von Alban Berg und Gustav Mahler seine Paraphrase des japanischen Volksliedes "Die Kirschblüte" als Hommage an die Künstlerin.Bremers pädagogischen Hintergrund verrät auch das Rahmenprogramm der Ausstellung. So führt die Künstlerin am Samstag, 20. Oktober, und Mittwoch, 07. November, Interessierte in die Sumi-e Tuschemalerei ein. Teilnehmer sind aufgefordert, selbst spontan Gefühltes in Formen und Farbe aufs Papier bringen.