SCHWEIZ

Nostalgische Bahnreise durch die Schweiz

Mit dem GoldenPass Panoramic von Zweisimmen nach Montreux

24.03.2012 | 24.03.2012, 00:00
Ob im Golden-Pass-Panoramic-Zug oder im klassischen Stil der Gründerjahre – die Strecke Zweisimmen–Montreux ist eine Bahnfahrt wert.
Ob im Golden-Pass-Panoramic-Zug oder im klassischen Stil der Gründerjahre – die Strecke Zweisimmen–Montreux ist eine Bahnfahrt wert.
Nostalgische Bahnreise im GoldenPass Panoramic - © SCHWEIZ
Nostalgische Bahnreise im GoldenPass Panoramic | © SCHWEIZ

Lokomotivführer, das war früher der Traumberuf vieler kleiner Jungen. Und jeder kennt jemanden, der so die Welt erobern wollte. Selbst wenn sich die Traumberufe der heutigen Jugend geändert haben, die Faszination für Bahnfahrten ist ungebrochen, besonders in der Schweiz, wo legendäre Züge sich durch atemberaubende Berglandschaften winden.

Einmal die Perspektive eines Lokführers einnehmen? Dann lohnt sich ein Ausflug mit dem Golden Pass Panoramic, etwa von Zweisimmen nach Montreux am Genfer See. Der kleine Sascha jedenfalls kriegt sich vor Begeisterung gar nicht mehr ein, weist auf die braunen und weiß-braun gefleckten Kühe und auf die "riiiesiiigen" Berge. Und dabei fühlt er sich wie im 3-D-Kino, denn seine Eltern haben im Panoramic-Zug die VIP-Plätze im Aussichtswagen ganz vorne reserviert, wo eigentlich jeder den Zugführer vermuten würde. Ende der 70er Jahre hatte Golden Pass angefangen, die Panoramawagen in Eigenregie zu entwickeln, Fenster und Dächer wurden getrennt verglast und machen so das sensationelle Sightseeing auf dieser Schmalspurbahnstrecke möglich.

Information

GUT ZU WISSEN

Infos zum Panoramazug, zur Zahnradbahn auf den Rochers de Naye und zur Jurten-Übernachtung gibt es bei: Golden Pass, Rue de la gare 22, CH-1820 Montreux, Tel. (0041 21) 9 89 81 81, www.goldenpass.ch.

Allgemeine Informationen für Touristen in der Schweiz hält Schweiz-Tourismus bereit, Tel. 00800 10 02 00 30 (gebührenfrei) und www.myswitzerland.com.

Von Zweisimmen aus schraubt sich der Zug in Saanenmöser bei Gstaad auf immerhin 1.274 Meter Höhe. Der Bahnhof dann im weltberühmten Chaletdorf Gstaad hat so gar nichts von dem legendären Ruf des Ortes als Promitreff für Reiche, Schöne und Wichtige an sich, er wirkt vielmehr bescheiden und einfach gemütlich. Hier hat einst Niklaus Mani, heute zuständig für Marketing bei Golden Pass, seine berufliche Karriere begonnen. Er erinnert sich noch gern daran, dass er auch schon Tickets an "James Bond" Roger Moore verkauft hat. "Das sind alles ganz normale Leute", versichert er in der Rückschau. Mani zog es vor, doch keine Karriere als Bahnhofsvorsteher in Gstaad anzupeilen. Er lebt heute in Montreux, dem Zielort dieser knapp zweistündigen Bahnfahrt.

Größter Fan der GoldenPass-Züge: Heidi

Und Mani kennt natürlich die Heidi, den wohl größten Fan der Golden-Pass-Züge. Wer diese Strecke im Zug absolviert, begegnet der rüstigen alten Dame unweigerlich. Seit 30 Jahren lebt die Deutsch-Schweizerin in der Kurve von Sonzier und grüßt jeden Zug, der vorbeikommt, persönlich. Weißhaarig, rote Wangen und blitzende Augen – so steht oder sitzt sie im Garten vor dem Haus und winkt.
Die 80-jährige Dame ist eine Institution an der Bahnstrecke.
Die 80-jährige Dame ist eine Institution an der Bahnstrecke.

Das Zugpersonal und auch alle, die diese Strecke täglich fahren, grüßen zurück. Auch schlechtes Wetter kann Heidi nicht vom Winken abhalten. Im Schnitt kommt alle 20 Minuten ein Zug vorbei, da hat die über 80-Jährige im wahrsten Sinne des Wortes alle Hände voll zu tun. So richtig berühmt wurde Heidi, als sie krank war und nicht grüßen konnte. Ihr Mann bekam so viele Anfragen, dass er ein Schild in den Garten stellte: "Die Heidi ist im Spital in Châteaux-d’Oex." Da war vielleicht was los im Spital! Wie man in den Wald hineinruft, so kommt es eben auch zurück, das erlebte Heidi live.

Für ihren Lebensabend hat Heidi sich ein wunderschönes Stück Schweiz oberhalb des Genfer Sees ausgesucht. Montreux, die Stadt zwischen See und den Berghängen der Rochers de Naye, ist bekannt für mildes Klima, subtropische Vegetation und eine sieben Kilometer lange Uferpromenade. Exklusive Hotels und das legendäre Jazzfestival ziehen Besucher aus aller Welt in den Bann. Und vielfältige Bahnerlebnisse locken. So betreibt Golden Pass seit 1987 auch die Zahnradbahn auf die Rochers de Naye, bereits 1892 verkehrte eine dampfgetriebene Zahnradbahn von Glion zum Montreuxer Hausberg. Geschichte, die heute noch gepflegt wird, und Niklaus Mani hat so manche Anekdote aus alten Zeiten auf Lager.

Tausend Gebirgspflanzen im "Alpengarten La Rambertia"

Es war gar nicht so leicht, die Strecke im Winter etwa freizuhalten, schließlich geht es auf 2.000 Meter Höhe hinauf. Wunderbar die wechselnde Aussicht – mal auf die Weinhänge des Lavaux, auf den Genfer See und das Schloss Chillon, im Felslabyrinth des Jaman lässt sich mit etwas Glück eine Gemsenkolonie bewundern.

An der Bergstation der Rochers de Naye grüßt dann nicht die Heidi, sondern das Murmeltier. Und nicht nur eines: Von weltweit 14 Murmeltierarten sind mehrere Gattungen von drei Kontinenten hier oben im "Marmottes Paradis", dem Murmeltier-Paradies, vertreten. Eine Ausstellung macht zudem mit den Lebensgewohnheiten der possierlichen Nager vertraut. Und im "Alpengarten La Rambertia" gedeihen tausend Gebirgspflanzen aus der ganzen Welt. Wer das alles ungestört genießen möchte, der sollte einfach einen Abend hier oben verweilen und sich in einer von sieben original mongolischen Jurten einmieten. Über dem Genfer See geht die Sonne unter, über Eiger, Mönch und Jungfrau geht sie wieder auf, und man fühlt sich dem Himmel ganz nah.