SCHWEIZ

Basel: Die Perle am Rhein

Eine Stadt zwischen Historie und Moderne

10.12.2011 | 10.12.2011, 00:00
Das Stadtpanorama von Basel mit der zweitürmigen Münsterkirche. - © FOTO: THOMAS GERSTNER
Das Stadtpanorama von Basel mit der zweitürmigen Münsterkirche. | © FOTO: THOMAS GERSTNER

Die Abendsonne taucht das Rheinufer in goldenes Licht. Jugendliche haben es sich hier bequem gemacht, hören Musik und genießen den Blick auf das Stadtpanorama. Über allem wacht das berühmte Münster, jene Bischofskirche, die das Bild der Stadt seit dem Jahr 1019 prägt.

Die Begegnung von Alt und Jung, Geschichte und Moderne, hat in Basel Tradition. Wer mit der schnuckeligen, an einem Seil geführten Fähre auf die andere Seite des 200 Meter breiten Stroms übersetzt, vergisst, dass er sich in einer Stadt befindet, in der das Herz der schweizerischen Pharmaindustrie schlägt. Nur von der Kraft der Flussströmung angetrieben, bewegt sich die Fähre auf die andere Rheinseite.

Beim Ablegen gilt es jedoch, Vorsicht zu bewahren. Denn die Basler haben ein besonders inniges Verhältnis zu dem Strom entwickelt, der ihre Stadt teilt. Das Rheinschwimmen gehört zu den großen Vergnügen, denen sich die Einheimischen im Sommer gerne hingeben. Und das geht so: In Badekleidung lässt man sich ganz einfach stromabwärts treiben. Die Zivilkleider hat man zuvor in wasserdichten Kleidersäcken verstaut, die man im Strom nie aus den Augen lässt. Ein Vergnügen, das die Basler auch gerne zu hunderten in organisierten Gruppen genießen.

Zahlreiche Attraktionen im Zentrum der Stadt

Mit der Fähre auf der linksrheinischen Seite der Stadt angekommen, ist man mitten im Zentrum der Altstadt, die zahlreiche Attraktionen für die Besucher zu bieten hat. Unbedingt zu empfehlen ist der Anstieg über einige Treppen hinauf zur im romanischen und gotischen Stil erbauten Münsterkirche und der benachbarten Pfalz. Von der dortigen Terrasse hat man einen phantastischen Panoramablick über den Rhein bis zu den Vogesen.
Information

INFOS

Mit dem Pkw oder per Zug zum Bahnhof Basel-SBB. Günstige Flugverbindungen bietet zum Beispiel Easy Jet ab vielen deutschen Flughäfen zum Euroairport Basel an.

Für Aktivitäten vor Ort hilft das Büro Basel-Tourismus, Aeschenvorstadt 36, www.basel.com, myswitzerland.com.

Übernachtungstipp: Radisson Blu, zentral gelegen, ab ca. 147 Euro. Jugendherberge im Stadtteil St. Alban, ab ca. 44 Euro.Matthias Bungeroth

Dass Toleranz und Weltoffenheit in Basel seit Jahrhunderten Tradition haben, erfährt man unter anderem beim Besuch des Münsters selbst. Denn in der protestantischen Kirche findet sich die Grabstätte des katholischen Priesters, Philosophen und Humanisten Erasmus von Rotterdam, der 1536 in Basel gestorben ist. Unter seiner Ägide entwickelte sich Basel zum Zentrum des Buchdrucks und der Papierherstellung. Bis zu zehn Papiermühlen arbeiteten im idyllischen Stadtteil St. Alban, bei dem sich ebenfalls ein Besuch lohnt.

Doch zuvor ist vom Münster aus ein Gang zum Rathaus Pflicht, dessen rote Sandsteinfassade im Sonnenlicht leuchtet wie das sagenumwobene Rheingold. Und wieder begegnet hier die Historie der Moderne. Bei gutem Wetter prägen junge Menschen das Straßenbild. Viele Gaststätten verlagern ihre Bars vor die Tür, so dass in allen Straßen reges Leben und Treiben herrscht. Die ethnische und religiöse Herkunft der Bevölkerung in Basel ist bunt gemischt. Von den 190.000 Einwohnern der Stadt sind rund 18.000 Muslime. Wer einen Einkaufsbummel schätzt, der ist in der Freien Straße im Zentrum richtig aufgehoben. Hier pulsieren Handel und Wandel. Idyllisch und ruhig ist es in den verwinkelten Gässchen des einstigen Gewerbeviertels am Spalenberg, das früher von Handwerkern bewohnt wurde.

Neben "Universitätsstadt" auch "Kulturhauptstadt der Schweiz"

Das historische Spalentor gilt als eines der schönsten noch erhaltenen Stadttore der Schweiz. Es stammt aus dem 14. Jahrhundert. Gleich nebenan reiben sich Spaziergänger die Augen. Neben Gebäuden der 1460 errichteten Universität – es ist die älteste der Schweiz – befinden sich Petersplatz und Peterskirche. Beides hat mitnichten römische Ausmaße. Doch einen Besuch ist der Petersplatz nicht zuletzt deshalb wert, weil dort samstags ein großer Flohmarkt stattfindet.

Alte Bausubstanz findet man in Basel auf Schritt und Tritt. Sie macht etwa die Hälfte der städtischen Gebäude aus. An vielen Ecken, kleinen Plätzen und in Erkern setzen historische Brunnen einen ganz eigenen Akzent. Basel verfügt über 185 öffentliche Brunnen. Die meisten von ihnen halten sogar Trinkwasser bereit.

Dass sich Basel neben dem Untertitel "Universitätsstadt" auch das Prädikat "Kulturhauptstadt der Schweiz" gegeben hat, kommt nicht von ungefähr. Der Museumsführer weist insgesamt 34 Einrichtungen aus, die zu großen Teilen auch internationalen Rang haben. Das Kunstmuseum Basel zum Beispiel ist die älteste öffentliche Kunstsammlung der Welt und beherbergt die größte Sammlung der Holbein-Familie. Noch bis zum 22. Januar 2012 ist in dem Haus die Ausstellung "Max Beckmann. Die Landschaften" zu sehen.

Fulminante Show der besten Militärbands

Auch Architektur und Kultur finden in Basel ihren Platz. Letztere verbindet sich gerne mit dem typischen Basler Humor, der dem britischen nicht ganz unähnlich ist. Live zu erleben ist dies bei der Basler Fasnacht, die sich einmal im Jahr als bunter Lichterzug durch die dunklen Straßen bewegt. Und zwar genau dann, wenn Narren andernorts das Lachen vergangen ist, am Montag nach Aschermittwoch.

Zu einer Institution im Basler Veranstaltungskalender ist auch das Basel Tattoo geworden, das in diesem Jahr zum sechsten Mal unter freiem Himmel über die Bühne ging und innerhalb einer Woche insgesamt 130.000 Besucher anlockte. Vor der Kulisse der alten Kaserne erlebten sie eine fulminante Show der besten Militärbands der Welt. Militärischer Drill spielt dabei eine untergeordnete Rolle, auch wenn die Choreographie der Ensembles beeindruckend präzise ist. Doch wenn aus mehreren hundert Dudelsäcken der Peter-Alexander-Hit "Die kleine Kneipe" erklingt, hält es niemanden der rund 8.000 Zuschauer mehr auf den Sitzen. Es wird ebenso begeistert mitgeschunkelt wie -gesungen. Rheinischer Frohsinn auf Basler Art, der Lust macht, die Stadt erneut zu besuchen.