Nach 111 Kilometern auf dem Emsradweg, der ersten von drei Etappen auf dem Weg von den Quellen bei Hövelhof bis zur Mündung in die Nordsee bei Emden starten wir im alten münsterländischen Wallfahrtsort Telgte zur zweiten Etappe. 143 Kilometer ist sie lang und führt, immer in der Nähe des Stroms, nach Meppen. Ideal ist die Strecke für zwei oder zweieinhalb Tage, am besten eignet sich ein verlängertes Wochenende dafür.
Bevor es aufs Rad geht, steht ein Bummel durch den Ort an, der nicht nur Günter Grass inspiriert hat. Ab 3. Juli ist Telgte um eine weitere Attraktion reicher. Im Dümmertpark zwischen den beiden Emsarmen unweit der kleinen Emsmühle machen dann 200 Trash People des Aktionskünstlers HA Schult Station. Bei den lebensgroßen Figuren handelt es sich um "Müllmänner", die aus gepresstem Abfall hergestellt wurden und bereits weltweit zu sehen waren.
Ganz in der Nähe zieht Paul die Blicke auf sich. Die Betonfigur im Schwimmring der Wittener Künstlerin Christel Lechner ist ein Markenzeichen der Emsstadt Telgte geworden. In wenigen Minuten bleibt der Wallfahrtsort Telgte zurück, und man erlebt das Münsterland pur: Wiesen, Felder und die markanten Baumreihen.
Abstecher zum Sachsenhof lohnt sich
Steigungsfrei (bis auf ein paar Brücken) geht es vorbei am Wasserschloss Langen nach Westbevern. Dort lohnt sich ein Abstecher ins Naturschutzgebiet Emsaue Vadrup. Mit etwas Glück erspäht man auf der 30 Hektar großen Weidefläche die gemischte Heckrind- und Konikherde, die das Gebiet extensiv bewirtschaftet. Heckrinder sind die Nachfahren der längst ausgestorbenen Auerochsen und tragen geschwungene Hörner.Bei Gelmer kommen Technikfreunde auf ihre Kosten. Dort überquert der Dortmund-Ems-Kanal die Ems in zwei Varianten – in einem Stahltrog und in einem steinernen Aquädukt. Bei Gimbte begeistert ein Altarm der Ems den Wissenschaftler Dr. Peter Schwartze, Leiter der Biologischen Station Steinfurt. Der Altarm zeigt den natürlichen Zustand des Flusses. Nur einige hundert Meter weiter hat sich die schnell fließende Ems tief in ihr sandiges Bett gegraben – welch ein Unterschied. In Greven macht ein Emsrad schlapp. Nach zehn Minuten hat Zweiradmechanikermeister Bernhard Dütsch eine neue Sattelstütze montiert, und die Karawane zieht weiter.
Nördlich von Greven, in den Wentruper Bergen, lohnt sich ein Besuch des Sachsenhofs in Pentrup, einer Rekonstruktion einer 1.200 Jahre alten frühmittelalterlichen sächsischen Hofanlage, auf der Kulturpflanzen und Ackerwildkräuter angebaut wurden.
Meppen lädt zum Stadtbummel ein
Über Rheine und Salzbergen (Feuerwehrmuseum) wendet sich der Ems-Radweg links des mäandrierenden Stroms langsam Richtung Norden. Weiter geht es nach Lingen mit dem Emslandmuseum und zum Speicherbecken Geeste, das der Radweg zur Hälfte umrundet. Dann sind es noch einmal 21 Kilometer bis Meppen, dem Ziel unserer zweiten Etappe, wo sich zum Abschluss ein Stadtbummel empfiehlt.Unterwegs warten eine Vielzahl von Beherbergungsbetrieben, die meisten als Bed-and-Bike-Hotel lizenziert, sowie Cafés und Gasthöfe auf die Radler. Damit auch langfristig die Qualität stimmt, schauen die Touristiker genau hin, und Steinfurts Landrat Thomas Kubendorff hat eigens eine Qualitätsoffensive gestartet.
Infos: Projektbüro Ems-Radweg, Schlossstraße 14, 33161 Hövelhof, www.emsradweg.de. Für die sichere Wegführung sorgt die Radwanderkarte "Emsradweg" aus dem Publicpress-Verlag in Geseke.