USA

Die Titanic auf Felsen gebaut

Natur, Spaß, Drama – Pigeon Forge

07.08.2010 | 11.11.2015, 15:29
Titanic-Nachbau mit sehenswertem Museum im Schiffsbauch an der Durchgangsstraße von Pigeon Forge. - © FOTO: TENNESSEE TOURISM
Titanic-Nachbau mit sehenswertem Museum im Schiffsbauch an der Durchgangsstraße von Pigeon Forge. | © FOTO: TENNESSEE TOURISM

Mit seinen zahlreichen Attraktionen ist das Städtchen Pigeon Forge am Rand des Nationalparks Great Smoky Mountains zu einem der beliebtesten Familienurlaubsziele der USA aufgestiegen.

Ihr entkommt niemand. Wer auf dem vierspurigen Parkway von Pigeon Forge fährt, ist automatisch ihre Beute. Wie eine Fata Morgana schiebt sich das berühmte Ozeandampferprofil ins Rechteck der Windschutzscheibe und bleibt. Man kann sich lebhaft das Gequengel auf der Rückbank vorstellen: "Da wollen wir hin!" Auf die Titanic.

Man weiß nicht, was man faszinierender finden soll: den Anblick der beiden 33 Meter hohen Schiffsschornsteine vor der Bergkulisse der Smoky Mountains oder das clevere Kalkül der Strategen um Museumseigentümer John Joslyn. Der ehemalige TV-Produzent leitete 1987 die zweite Tauchexpedition zum Titanic-Wrack. Seitdem ist er besessen von der Geschichte des 1912 gesunkenen Luxusliners und dem darin steckenden kommerziellen Potenzial.

Joslyn wählte Pigeon Forge als Museumsstandort

Nicht Belfast, wo die Titanic gebaut wurde, oder New York, wo sie nie ankam, sondern das 5.000 Einwohner zählende Pigeon Forge im Westen von Tennessee wählte Joslyn als Museumsstandort. Der Ansturm von Besuchern seit der Eröffnung am 8. April – über 135.000 in den ersten zwei Monaten – gibt ihm recht.

Pigeon Forge ist Zentrum einer der beliebtesten Familienurlaubsregionen der USA. Die Great Smoky Mountains in direkter Nachbarschaft locken mit ihrem majestätischen Waldpanorama jährlich fast zehn Millionen Besucher an.

Nur einzelne entnadelte Baumareale beeinträchtigen etwas die atemberaubende Aussicht. "Acid rain?" Ranger Ray Sellars winkt ab. Nein, nicht saurer Regen, sondern das 1924 eingeschleppte japanische Insekt "Woolly Adelgid" sei schuld. Im sich selbst überlassenen Nationalpark könne es ungestört wüten.

Dolly Partons Dixieland Stampede-Dinnershow in Pigeon Forge. Neuester Publikumsmagnet: Titanic-Nachbau mit sehenswertem Museum im Schiffsbauch an der Durchgangsstraße von Pigeon Forge. - © FOTO: TENNESSEE TOURISM
Dolly Partons Dixieland Stampede-Dinnershow in Pigeon Forge. Neuester Publikumsmagnet: Titanic-Nachbau mit sehenswertem Museum im Schiffsbauch an der Durchgangsstraße von Pigeon Forge. | © FOTO: TENNESSEE TOURISM

Die punktuelle Nadelbaum-Kahlheit schreckt niemanden ab

Die punktuelle Nadelbaum-Kahlheit schreckt niemanden ab. Eine spontane Stichprobe am Newfound Gap, beliebter Aussichtspunkt an der einzigen quer durch den Nationalpark führenden Straße, ergibt Autokennzeichen aus 15 Bundesstaaten. Viele Familien nutzen die Gelegenheit, von hier aus ein Stündchen auf dem berühmten Fernwanderweg "Appalachian Trail" zu kraxeln.

In den Holz-Cabins am Rand des Nationalparks lässt es sich naturnah und komfortabel übernachten. Von der Veranda bietet sich morgens mit ein wenig Glück der Anblick der namensgebenden Nebelschwaden über den Bergtälern der Smoky Mountains. Wem dann der Sinn nach einem deftigen "Southern Style"-Frühstück mit Eiern, Corn Grits, Cream Gravy und Country Ham steht, ist in der urigen "Old Mill" von 1830 in Pigeon Forge bestens aufgehoben.

Für Familien ist ein – nicht ganz billiger – Besuch in "Dollywood" Pflicht. Anders als der Name vermuten lässt, ist der Freizeitpark überhaupt nicht bunt oder grell. Country-Star Dolly Parton, im Nachbarort Sevierville geboren, hat den ehemaligen Western-Themenpark vor 25 Jahren gekauft und behutsam ausgebaut. Von der Holz-Achterbahn bis zu den anheimelnden Häusern und Scheunen, in denen altes Handwerk und ortsübliche Bluegrass-Musik präsentiert wird, hat in Dollywood alles eine ungekünstelte Patina.

Der Nachbau der vorderen Titanic-Hälfte macht Pigeon Forge kulturell noch attraktiver

Mit dem 25 Millionen Dollar teuren Nachbau der vorderen Titanic-Hälfte in halber Originalgröße ist Pigeon Forge nun um eine weitere Attraktion reicher. Decksessel und Schwimmwesten, die nach dem Untergang auf dem Wasser trieben, veranschaulichen das seit James Camerons Film zur Popkultur zählende dramatische Geschehen.

Auf der Brücke spürt man die Kälte und hört das ohrenbetäubende Krachen, als das Schiff auf den Eisberg trifft. Sein nach Branson in Missouri und Pigeon Forge drittes Titanic-Museum, sagt Joslyn, könnte in China entstehen. Dort führt die Filmmelodie bis heute die Karaoke-Charts an.

GUT ZU WISSEN

ANREISE Das Tor zu den Great Smoky Mountains ist der Flughafen Knoxville. Flüge aus Europa mit einmaligem Umsteigen gibt es zum Beispiel von Delta Air Lines, US Airways, United Airlines. Rundreisen und Hotels bieten die deutschen Reiseveranstalter AAR-Reisen, America Unlimited und Dertour an. UNTERKUNFT Ferienwohnungen im Blockhausstil mit Aussicht auf die Smoky Mountains: Cabin Fever Vacations (www.cabinfevervacations.com). ATTRAKTIONEN Titanic-Museum (Erwachsene 23 Dollar, Kinder 11); Dixie Stampede (große Reitershow mit Vier-Gänge-Dinner ohne Besteck); "Dollywood"-Park (Erwachsene 56 Dollar, Kinder 45); Old Mill (Südstaatenküche mit Mehl aus der Mühle); Great-Smoky-Mountains-Nationalpark. INFORMATIONEN Tennessee Tourism, Horstheider Weg 106a, 33613 Bielefeld (www. tennessee.de, www.mypigeonforge.com).