
Eine Krokodiljacke für 39.000 Euro bei "Rivera Woman" in Kampen; ein Collier für 250.000 Euro bei Bulgari; eine Flasche Wodka für 1.400 Euro im "Club Rotes Kliff"; eine Übernachtung für 1.318 Euro im Hotel Munkmarscher Fährhaus – Sylt ist ein teures Pflaster.
Doch es geht auch anders. Obwohl einen die Schnäppchen nicht gerade anspringen, kann man auch mit wenig Geld viel Spaß haben. Zweifellos besteht die größte Herausforderung darin, eine bezahlbare Unterkunft zu finden. Luxusherbergen, in denen es den Gästen an nichts fehlt, sprießen förmlich aus dem kostbaren Sylter Boden.
So gibt es seit vergangenem Jahr in Hörnum an der Südspitze das Fünf-Sterne-Superior-Hotel "Budersand Golf & Spa". Von dieser Entwicklung profitieren auch Urlauber, die sich vierstellige Übernachtungspreise nicht leisten können. Denn um mit den neuen Häusern mithalten zu können, rüsten immer mehr etablierte Hotels auf.
Der "Sylter Seewolf" ist eins der Westerländer Traditionshäuser
Zum Beispiel der "Sylter Seewolf": Nach einer Rundumerneuerung im vergangenen Winter präsentiert sich das Westerländer Traditionshaus jetzt ganz modern mit lila Teppichböden, lackweißen Möbeln und einem stimmigen Preis-Leistungs-Verhältnis für ein Vier-Sterne-Haus. Ebenfalls mit moderner Einrichtung und angemessenen Preisen will das "Long Island House" nur ein paar Straßen weiter neue Gäste anziehen.Das kleine Hotel garni gehört zur Sylter Fischdynastie Blum. Dementsprechend üppig gestaltet sich das Frühstück mit reichlich Krabben, Lachs und sonstigen Meeresfrüchten. Günstiger sind die 102 Zimmer im Rantumer "Dünenhotel" und im "Sylt-Motel" in Westerland. Wer dagegen auf Selbstverpflegung in einer Ferienwohnung setzt, kann sein Budget auf unterschiedliche Weise schonen.
Mit diversen Sonderangeboten und 159 Appartements lockt seit drei Jahren das "Dorfhotel Sylt" in Rantum. Zu den neueren Adressen gehört auch "Die Villa 1903" in Westerland, ein aufwendig restauriertes Palais aus der Gründerzeit mit angeschlossenem Neubau. Die Ferienwohnungen präsentieren sich im zeitgeistigen Schick, die Preise sind zwar etwas höher als im Dorfhotel, aber dafür bietet sich ein Gratis-Aktiv-programm an.
Die Nolde-Lounge entstand zu Ehren des Malers
Und danach in die Nolde-Lounge. Sie entstand zu Ehren des Malers Emil Nolde, der Anfang des 20. Jahrhunderts auf Sylt lebte. Heute kann man in Ruhe zwischen Repliken seiner Bilder sitzen und die aktuellen Tageszeitungen studieren. Zum Nulltarif.Auskunft: Sylt-Marketing, Tel. (0 46 51) 19433, www.sylt.de. Britta Schmidt
Wer danach die Insel besichtigen will, kommt mit einem Leihfahrrad am günstigsten weg. Das gibt es fast an jeder Ecke ab sieben Euro pro Tag. Bei kleinem Geldbeutel ist eine Tour in den Sylter Osten besonders attraktiv. Das zeigt sich schon nach wenigen Kilometern. Im früheren "Spar"Markt von Tinnum befindet sich das Mode-Outlet "Super Check-out" mit Designerware, Schuhen und Taschen aus diversen Geschäften der Insel. Die Preise sind oft um mehr als die Hälfte reduziert. Das angeschlossene Bistro ist auch nicht teuer.
Idealerweise lässt man sich anschließend vom Westwind weiter nach Keitum treiben. Auf den ersten Blick ist das Dorf mit seinen gepflegten Friesenhäusern und den schicken Geschäften kein billiges Pflaster. Doch bei genauer Betrachtung gibt es auch hier einiges für kleines Geld.
Die Kutschfahrt durch den Ort kostet sieben Euro
Dazu zählt als Erstes die Kutschfahrt durch den verwinkelten Ort für sieben Euro, dicht gefolgt vom günstigen Kombiticket der Keitumer Museen. Auch wenn man nicht auf Kunst steht, ist das "Altfriesische Haus" einen Besuch wert (original nachgebauten Wohnhaus einer Kapitänsfamilie aus dem 18. Jahrhundert).Je weiter man nun in den Sylter Osten vordringt, umso erschwinglicher wird die Insel. In dem von Landwirtschaft geprägten Teil findet man an den Straßenrändern noch kleine Stände mit allerlei selbstgemachten Produkten wie Marmelade, Liköre oder Obst aus dem eigenen Garten. Sehr Zu empfehlen sind auch die Hofläden der einzelnen Bauernhöfe – sie haben fast alles und immer frisch. Droht nach diesen Einkäufen der Fahrradkorb zu bersten, kann man mühelos auf den Bus umsteigen. Der fährt in kurzen Abständen und bietet neben einer Transportvorrichtung für Räder auch eine ganze Reihe Sondertarife.
Aber nicht nur im Osten der Insel kommt man mit kleinem Budget auf seine Kosten. Ganz umsonst sind Austern in List. Neuerdings liegt die teure Gourmet-Spezialität in Scharen im Watt. Fangfrische Krabben gibt es dagegen am anderen Ende der Insel, in Hörnum. Das kleine Häuschen am Hafen ist sieben Tage die Woche geöffnet. Und günstiger als sonstwo auf der Insel sind die Krabben auch, dafür muss man selbst puhlen.
Im Dorfpark in Kampen gibt es eine kostenlose Boule-Bahn
Sogar das exklusive Dorf Kampen hat ein paar Schnäppchen zu bieten. Im Dorfpark gibt es eine kostenlose Boule-Bahn. Den Pastis bestellt man später später in der "Whiskeystraße", der Flanier- und Partymeile Kampens, die eigentlich Strönwai heißt und ziemlich teuer ist. Doch selbst hier gibt es einen Low-Budget-Tipp: das Bistro "Odin", Selfservice auf Holzbänken mitten im Jahrmarkt der Eitelkeiten. Schicker ist das Promi-Restaurant "Gretas Rauchfang" gegenüber. Wer abends keinen Champagner bestellt, den guckt Wirtin Greta Arijes schon mal pikiert an.Tagsüber serviert sie dafür einen preiswerten Mittagstisch: Kohlroulade oder Königsberger Klopse für acht Euro. Günstige Mittagsgerichte gibt es auch ein paar Meter weiter, im Szenetreff "Gourmet-Eck", sowie im Restaurant Sanders im Kaamp-Hüs. Man kann es auch ganz billig haben: "Am schönsten ist der Sonnenuntergang mit einem Picknick und einem Glas Wein hoch oben auf der Uwe-Düne", empfiehlt Kampens Tourismusdirektorin Birgit Friese.