WOLFSBURG

Die Autostadt

Millionen-Spektakel feiert Zehnjähriges: Kunst, Kultur, altes und neues Blech und jede Menge Show-Time – 20 Millionen Besucher zählt das Außergewöhnlichste am VW-Werk am Mittellandkanal.

06.03.2010 | 06.03.2010, 00:00
Die faszinierende Welt der Wolfsburger Autostadt erleben. - © FOTO: A-PR
Die faszinierende Welt der Wolfsburger Autostadt erleben. | © FOTO: A-PR

Sechs Besucher haben in der gläsernen Kabine Platz genommen und sich in ihren Sitzen fest angeschnallt. Dann schließt sich leise surrend die Tür. Ein Ruck, und die Kabine hebt ab und schwebt in rasanter Fahrt 48 Meter in die Höhe. Ort der surrealen Szenerie ist eines der beiden 20-stöckigen vollautomatischen Hochregallager in der Autostadt Wolfsburg. Wie Spielzeugautos stehen die neuen Autos in ihren Boxen.

"Jeweils 400 Fahrzeuge werden in den beiden Türmen aus Glas und Stahl für maximal 24 Stunden zwischengelagert und warten darauf, von ihren künftigen Eigentümern abgeholt zu werden", erklärt der Besucherführer. "Mit Hilfe einer ausgeklügelten Logistik werden die verschiedenen Modelle vollautomatisch aus dem Regal gezogen und schweben in Sekundenschnelle nach unten." Dort rollen sie über einen Tunnel ins Kundenzentrum.

Von hier überblickt man Wolfsburg

Doch nicht alle Besucher der Autostadt kommen, um ihr neues Fahrzeug entgegenzunehmen. Sean zum Beispiel ist eigens aus Frankfurt angereist, um sich Wolfsburg und seine Autostadt anzusehen. Vom Turm bekommt er einen guten Überblick. Die Innenstadt ist überschaubar.

Viele der Wolfsburger Attraktionen liegen entlang der Koller-Achse. Sie misst gerade einmal 2,5 Kilometer Luftlinie und wurde maßgeblich vom Stadtplaner Peter Koller geprägt, der für den Wiederaufbau der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg zuständig war. Die Achse führt vom Klieversberg im Süden über die Porschestraße mit dem Kunstmuseum und dem Alvar-Aalto-Kulturzentrum zum Science Center. Und dann weiter über den Erlebnis- und Themenpark Autostadt bis zum Schloss.

Wolfsburg selbst wurde erst 1938 als "KdF-Stadt bei Fallersleben" gegründet. Mit Kriegsbeginn war es mit "Kraft durch Freude" aber schon wieder vorbei. "Die eigentliche Entwicklung begann am 25. Mai 1945, als Wolfsburg mit dem Namen des Schlosses Wolfsburg belegt wurde und die Barackenstadt einen Neuanfang wagte", sagt Oberbürgermeister Rolf Schnellecke. "Die Entscheidung der britischen Besatzer, das Volkswagen-Werk nicht zu demontieren, war der Beginn des Siegeszugs des Käfers und damit auch für das Wachstum der Stadt."

Die Autoabholung sollte emotionalisiert werden

Die Idee zur Autostadt entstand 1994, als die Volkswagen AG ihren Stammsitz aufwerten, das Werk für Kunden und Öffentlichkeit öffnen und die Autoabholung "emotionalisieren" wollte. Zeitgleich mit der Eröffnung der Expo 2000 in Hannover begrüßte die auf einer ehemaligen Industriebrache jenseits des Mittellandkanals errichtete Autostadt ihre ersten Besucher.
Information
Infos:
Autostadt,
Tel. 0800 288678238,
www.autostadt.de;
www.wolfsburg.de,
www.ritzcarlton.com.

Über eine Fußgängerbrücke über den Mittellandkanal ist die Autostadt in wenigen Minuten vom Zentrum und vom ICE-Bahnhof aus zu erreichen. 19 Meter hohe Pforten öffnen sich zur Piazza. Blickfang der Halle ist ein Riesenglobus, der über den Köpfen der Besucher schwebt. Das Kunstwerk ist aus silbernen Aluminiumstäben gefertigt, die Kugel hat einen Durchmesser von 13 Metern.

Ein Höhepunkt und Publikumsmagnet ist das ZeitHaus. Ausgestellt sind klassische Fahrzeuge als "Meilensteine der Automobilität". Markenübergreifend wird die mehr als 120-jährige Geschichte des Automobils inszeniert. Oldtimer aus aller Welt sind zu sehen, angefangen vom ersten Auto von Karl Benz aus dem Jahre 1886 über die blankpolierten Legenden Ford Tin Lizzy und Borgwards Isabella bis zu den ersten Modellen der Generation Golf.

Aber nicht nur Blechhungrige kommen in der Autostadt auf ihre Kosten. Auch Genießer: Im "Aqua" im Ritz Carlton, dekoriert mit 3 Michelin-Sternen und 19 Punkten von Gault-Millau, wird allerfeinste Küche auf höchstem Niveau kreiert und serviert.