Städtetrip

Brüssel in drei Tagen: Pralinen, Bier und Politik

Das Flagey-Viertel in Brüssel lockt mit Cafés, Imbissen - und am Wochenende mit seinem lebendigen Markt. | © Jean-Paul Remy/visit.brussels/dpa-tmn

30.10.2025 | 30.10.2025, 00:13

Ob ein Bummel über den Grand Place, Waffeln zum Selberbacken oder ein Abstecher ins futuristische Atomium: In Brüssel kann man Geschichte und Genuss auf engem Raum erleben - und auch in den Alltag der oft so unnahbar scheinenden Europäischen Union eintauchen.

Welche Orte lohnen sich und was lässt sich gut verbinden? So können drei Tage in Belgiens Hauptstadt aussehen:

Tag eins: Zwischen Molekül, Miniatur & Meisterwerken

Der Tag beginnt mit einem Brüsseler Wahrzeichen: dem Atomium im Norden der Stadt. Die markante Konstruktion aus neun glänzenden, silbernen Kugeln, verbunden durch Röhren, wirkt wie ein überdimensional vergrößertes Eisenmolekül. Im Inneren kann man Kugel für Kugel erkunden: wechselnde Ausstellungen, Lichtinstallationen und moderne digitale Kunstwerke machen jede Etappe zu einem Erlebnis.

Das Atomium ist das bekannteste Wahrzeichen der belgischen Hauptstadt. - © Jean-Paul Remy/www.atomium.be/visit.brussels/dpa-tmn
Das Atomium ist das bekannteste Wahrzeichen der belgischen Hauptstadt. | © Jean-Paul Remy/www.atomium.be/visit.brussels/dpa-tmn

Ein Höhepunkt ist die Installation «Echoes of Distant Lights», bei der Laser, Klangwelten und Projektionen den Innenraum in eine magisch leuchtende, fast kosmische Szenerie verwandeln. Sie ist noch bis 4. Januar 2026 zu sehen. Eindrucksvoll ist auch der Blick aus der höchsten Kugel, der weit über die Dächer der Stadt reicht.

Was macht Londons ikonischer Uhrturm Big Ben in Brüssel? Die Antwort: Er ist einer von Hunderten Modellen im Mini-Europe-Park. - © Olivier Hoslet/epa/dpa-tmn
Was macht Londons ikonischer Uhrturm Big Ben in Brüssel? Die Antwort: Er ist einer von Hunderten Modellen im Mini-Europe-Park. | © Olivier Hoslet/epa/dpa-tmn

Vom Atomium ist es nur ein kurzer Spaziergang zu Mini-Europe - mit den berühmtesten Bauwerken des Kontinents an einem Ort, im Maßstab 1:25 bis ins kleinste Detail nachgebildet. Zu sehen gibt es auch einen Ausbruch des Vesuvs oder den Start einer kleinen Ariane-Rakete.

Das Klein-Europa umfasst rund 350 Modelle, die Tour führt durch alle 27 EU-Staaten sowie das Vereinigte Königreich, das seit 2020 nicht mehr Mitglied der Union ist. Wer sich beides anschauen will, kann für Atomium und Mini-Europe ein in Summe etwas günstigeres Kombiticket kaufen.

Auch abends ist am Grand Place viel los - er ist der zentrale Platz von Brüssel. - © Luc Viatour GFDL/visit.brussels/dpa-tmn
Auch abends ist am Grand Place viel los - er ist der zentrale Platz von Brüssel. | © Luc Viatour GFDL/visit.brussels/dpa-tmn

Am Nachmittag geht es ins Herz von Brüssel, zum Grand Place. Dieser Platz, Unesco-Welterbe, ist ein Juwel: Umrahmt von verzierten Zunfthäusern aus dem 17. Jahrhundert wirkt er wie eine Bühne für Geschichte und Gegenwart.

In den umliegenden Straßen reihen sich Restaurants und kleine Geschäfte aneinander – darunter auch Boutiquen mit legendärer belgischer Schokolade. Chocolatier-Marken wie Neuhaus oder Leonidas haben hier jeweils mehrere Filialen und lassen nicht nur die Herzen von Naschkatzen höherschlagen.

Traum für alle Schokofans: Im Zentrum der Stadt gibt es viele Chocolaterien. - © Jean-Paul Remy/visit.brussels/dpa-tmn
Traum für alle Schokofans: Im Zentrum der Stadt gibt es viele Chocolaterien. | © Jean-Paul Remy/visit.brussels/dpa-tmn

Und weil Belgien auch berühmt für Bier ist, gibt es im Stadtzentrum unzählige Bars mit einer reichen Auswahl vom Fass. Ein Tipp für alle, die keine Scheu vor Neuem und Ungewöhnlichem haben: das Brussels Beer Project an der Rue Antoine Dansaert im Westen der Innenstadt - mit 24 Sorten am Hahn.

Tag 2: Von süßen Sünden zu großer Politik

Waffeln gehören in Brüssel einfach dazu – und man kann sie hier nicht nur essen, sondern gleich selbst backen. In Workshops lernt man, den goldbraunen Teig anzurühren, ehe er in die gusseisernen Formen kommt und dort langsam zu blubbern beginnt. Danach kommt der wohl kreativste Teil: stapeln und verzieren – mit Früchten, Schokolade, Sahne oder allem zusammen.

Bier ist auch in Belgien Kulturgut - die Auswahl ist groß, so wie in dieser Bar am Grand Place. - © Jean-Paul Remy/visit.brussels/dpa-tmn
Bier ist auch in Belgien Kulturgut - die Auswahl ist groß, so wie in dieser Bar am Grand Place. | © Jean-Paul Remy/visit.brussels/dpa-tmn

Für alle, die es etwas ausgefallener mögen, gibt es den «Tipsy Waffle Workshop», bei dem belgisches Bier nicht nur verkostet, sondern auf Wunsch direkt in den Teig gemischt wird – eine leicht beschwipste Waffel mit garantiertem Gesprächswert. (Infos: www.waffleworkshop.com)

Wer lieber Schokolade in den Mittelpunkt stellt, findet bei «The Belgian Chocolate Makers» sein süßes Glück: Unter Anleitung eines zertifizierten Chocolatiers entstehen eigene Trüffel oder eine individuelle Schokoladentafel – während der Duft geschmolzener Kakaomasse in die Nase steigt. (Infos: www.shop.chocolaterie.brussels)

«Tim und Struppi» zählen zu den berühmtesten belgischen Comicfiguren - und sind in Brüssel auch in einem riesigen Wandbild verewigt. Es liegt gleich neben dem Schokoladenmuseum an der Rue de l\\\'Etuve im Zentrum der Stadt. - © Jean-Paul Remy/visit.brussels/dpa-tmn
«Tim und Struppi» zählen zu den berühmtesten belgischen Comicfiguren - und sind in Brüssel auch in einem riesigen Wandbild verewigt. Es liegt gleich neben dem Schokoladenmuseum an der Rue de l\\\\\\\'Etuve im Zentrum der Stadt. | © Jean-Paul Remy/visit.brussels/dpa-tmn

Und wer das Backen oder Schokoladengießen gleich am Vormittag einplant, hat später noch genug Zeit für ein ganz anderes Kapitel Brüssels.

Denn in der Stadt schlägt das politische Herz Europas. Wer verstehen möchte, wie die oft so fern wirkende Europäische Union funktioniert, kann im Europa-Viertel hinter die Kulissen blicken. Die großen EU-Institutionen – von Kommission über Rat bis Parlament – öffnen kostenfrei ihre Türen.

Blick auf das Europaparlament in Brüssel: Die riesigen Verwaltungsgebäude wirken in dem Ensemble historischer Gebäude teilweise wie gigantische Raumschiffe, die mitten in der Stadt gelandet sind. - © Simon Schmitt/Global View/visit.brussels/dpa-tmn
Blick auf das Europaparlament in Brüssel: Die riesigen Verwaltungsgebäude wirken in dem Ensemble historischer Gebäude teilweise wie gigantische Raumschiffe, die mitten in der Stadt gelandet sind. | © Simon Schmitt/Global View/visit.brussels/dpa-tmn

Die Anmeldung erfolgt unkompliziert über die offiziellen Webseiten der Institutionen - bei Rat und Parlament sind oft noch kurzfristig Termine buchbar, auch für einzelne Besucher. Bei der Kommission, quasi der EU-Regierung, sind vor Ort hingegen nur Gruppenbesuche ab 15 Personen möglich und müssen mindestens zehn Wochen vorher angemeldet werden.

Das Europaparlament hat auch ein Besucherzentrum, der Eintritt ist kostenfrei. Es empfiehlt sich aber, ein Zeitfenster zu buchen. - © Sophie Voituron/visit.brussels/dpa-tmn
Das Europaparlament hat auch ein Besucherzentrum, der Eintritt ist kostenfrei. Es empfiehlt sich aber, ein Zeitfenster zu buchen. | © Sophie Voituron/visit.brussels/dpa-tmn

Tipp: Ganz ohne Anmeldung kann man die interaktive Ausstellung Experience Europe am Robert-Schuman-Kreisel besuchen - dort gibt es virtuelle Einblicke in die einzelnen EU-Institutionen und auch Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen grüßt Besucher digital. Das Richtige für alle, die kurz und knapp die volle Dosis Europäische Union wollen. Ein Besuch dauert 60 bis 90 Minuten.

Tag 3: Süße Düfte und grüne Oasen – ein Brüsseler Sonntag

Grüne Oase: Der Park Bois de la Cambre liegt im Süden der Stadt. - © Jean-Paul Remy/visit.brussels/dpa-tmn
Grüne Oase: Der Park Bois de la Cambre liegt im Süden der Stadt. | © Jean-Paul Remy/visit.brussels/dpa-tmn

In Ruhe in den Sonntagmorgen starten: Am Wochenende verwandelt sich der Platz Eugène Flagey in einen bunten, lebendigen Markt. Zwischen den Ständen duftet es nach frisch gebackenem Brot, reifem Käse und Kaffee. Händler bieten Gemüse aus der Region an und Kinder naschen Gebäck. Rund um den Platz reihen sich Cafés und kleine Imbisse.

Gegen Mittag lohnt ein Abstecher in die Brüsseler Museumswelt - etwa ins Comic-Museum, schließlich ist Belgien die Heimat von den Schlümpfen oder Tim und Struppi. Im Comic-Museum gehen Nostalgie und Entdeckungsfreude Hand in Hand, mit Originalzeichnungen bis zu liebevoll gestalteten 3D-Szenen.

Im Museum of Infinite Realities, also dem Museum der unendlichen Wirklichkeiten, geht es indes auf eine Reise zu sich selbst. Moderatorinnen und Moderatoren führen durch Räume, in denen Lichtshows flackern, Hörspiele die Fantasie anregen und Fragen gestellt werden, die zum Nachdenken anregen. Am Ende jedes Raumes steht eine Entscheidung – und am Ende des Rundgangs die Erkenntnis, wie diese kleinen Wahlmomente zur Selbstreflexion beitragen.

Wem statt Geist der Sinn mehr nach Genuss steht, ist im Schokoladenmuseum Choco Story richtig: Von den Bohnen bis zur Praline erfährt alles über die Reise des Kakaos aus den Anbaugebieten bis zur Herstellung der Schoko-Leckereien. Eine Verkostung gehört selbstverständlich dazu.

Wer nach so vielen Eindrücken den Trubel hinter sich lassen möchte, findet im nahegelegenen Bois de la Cambre eine grüne Oase. Der weitläufige Park lädt zum Spazieren, Joggen oder Paddeln auf dem See ein. Auf der kleinen Robinson-Insel, die nur per Boot erreichbar ist, wartet ein Restaurant.