Holland I/Städtetour

Überraschendes Utrecht

Mediterrane Stimmung an den Grachten

26.07.2014 | 26.07.2014, 00:00
Einfach nur auf den Uferterrassen der Oudegracht die Sonne genießen oder auf der Grachtenrundfahrt die Altstadt erkunden - Utrecht, das Schmuckstück im Herzen der Niederlande, ist in jeder Hinsicht einen Besuch wert. - © Foto: Jürgen Juchtmann
Einfach nur auf den Uferterrassen der Oudegracht die Sonne genießen oder auf der Grachtenrundfahrt die Altstadt erkunden - Utrecht, das Schmuckstück im Herzen der Niederlande, ist in jeder Hinsicht einen Besuch wert. | © Foto: Jürgen Juchtmann
Überraschendes Utrecht - © Holland
Überraschendes Utrecht | © Holland

Utrecht ist wunderbar! Was natürlich zu beweisen wäre: Die Stadt ist von Ostwestfalen-Lippe aus schnell erreichbar. Besonders reizvoll ist der mittelalterliche Kern, den man prima zu Fuß erkunden kann, auch wenn Fietsen – Fahrräder – das beliebteste Fortbewegungsmittel der Einheimischen sind. Wo sonst grüßen schon morgens Bauarbeiter freundlich Touristen? Wo sonst erklärt ein nach dem Weg zum Markt gefragter Herr nicht nur in aller Ruhe, wo es entlanggeht, sondern gibt auch noch Tipps für den weiteren Tagesverlauf: "Sie sollten das Museum Speelklok auf keinen Fall verpassen."

Information

GUT ZU WISSEN

ANREISE

Mit dem Auto aus dem Zentrum Ostwestfalens ist man in knapp drei Stunden in Utrecht.

HOTEL

Am besten eines mit eigenem Parkplatz in fußläufiger Entfernung zur Altstadt.

ESSEN UND TRINKEN

Es gibt hunderte Restaurants und Kneipen in der Stadt. Für besondere Anlässe: Stadskasteel Oudaen, ein Gebäude aus dem 13. Jahrhundert mit Mikrobrauerei, Bistro und sehr gutem Restaurant, Oudegracht 99 (www.oudaen.nl); oder De Artisjok, Nieuwegracht 33, klein, aber fein (www.deartisjok.nl).

INFOS

www.visit-utrecht.com

Zwischen windschiefen Fachwerk-Katen aus dem späten Mittelalter und Patrizierhäusern aus dem 18. und 19. Jahrhundert kommt am Canal Grande Utrechts, der Oudegracht, fast mediterranes Feeling auf. Das Besondere sind die tiefer gelegten Ufer. Man sitzt unterhalb der Straße direkt am Kanal. Wo einst die Keller der Häuser über schmale Terrassen erreichbar waren, herrscht heute die Gastronomie.

Vor einer Unmenge von Kneipen und Restaurants lässt sich die Sonne genießen. Was darf es sein? Indonesisch, Italienisch, Arabisch, Spanisch, Griechisch? Die Auswahl ist riesig. Eine Etage höher lockt der Einzelhandel mit inhabergeführten Geschäften. Auf der Oudegracht herrscht reger Verkehr: vom Kajak bis zum Ausflugsboot. Am Wochenende staut es sich vor engen Brücken. Die zwei Kilometer lange Gracht ist ein ehemaliger Wassergraben zum Schutz der Stadt und verbindet über Schleusen den Alten Rhein mit einem Kanal, der in den heutigen Rhein mündet.

Die Keimzelle des heutigen Utrecht war eine Kirche

Im Zentrum der Altstadt liegt der Domplatz. Hier gründete der englische Missionar Willibrord eine Kirche, als er die Niederlande christianisierte. Das war die Keimzelle des heutigen Utrecht. Touristen können im Wortsinne tief in die Geschichte einsteigen. "Domunder" heißt das Erlebnis, bei dem es mit Taschenlampen in den Untergrund geht, um anhand archäologischer Artefakte die historische Entwicklung Utrechts zu erleben. "Spannend und gruselig zugleich, besonders für Kinder", sagt Tijn Pieren vom Projekt Domunder.
Auf Utrechts größtem Markt für Blumen- und Pflanzenliebhaber lässt sich von Schnittblumen bis Gartenpflanzen alles finden.
Auf Utrechts größtem Markt für Blumen- und Pflanzenliebhaber lässt sich von Schnittblumen bis Gartenpflanzen alles finden.

Im Dunkeln erlebt man eine weitere Attraktion: Trajectum Lumen, eine Reihe von Lichtinstallationen in Häusern und Grachten. "Nachts fallen auch die aus schmalen Schlitzen Wasserdampf speienden Stahlplatten in der Stadt besonders auf. Sie markieren die römischen Stadtmauern", sagt Edwin van den Berg, der Touristen das nächtliche Schauspiel näherbringt.

Am Samstagvormittag sollte man unbedingt die Märkte Utrechts besuchen. Allen voran den Blumenmarkt und den Stoffmarkt. Beide mit einer riesigen Auswahl zu günstigen Preisen. Es gibt viel zu sehen und zu hören, denn viele Verkäufer preisen ihre Waren lautstark an.

Niederländisch lernt der Tourist ganz nebenbei auch, obwohl viele in Utrecht Deutsch und fast jeder Englisch spricht. Winkel heißt Laden, was sich mit der Eselsbrücke "Winkel van Sinkel" gut merken lässt: das erste Warenhaus Hollands, das seit 1839 an der Oudegracht neben dem Rathaus Utrechts mit seiner von gusseisernen Statuen getragenen Fassade gelegen ist. Heute ist es tagsüber ein Café, abends ein Nachtclub.

Die Museen in Utrecht sind immer einen Besuch wert

Utrechts Museen sind nicht nur an regnerischen Tagen einen Besuch wert. Von Miniatur-Spieluhren bis zu den für die Niederlande typischen riesigen Jahrmarkts-Orgeln reicht das Spektrum im Museum Speelklok. Der jugendliche Museumsführer legt vor einer Orgel im Art-Déco-Stil auch gleich einen flotten Charleston aufs Parkett und tanzt weiter, als das nächste automatische Instrument zum Erstaunen der Besucher Michael Jacksons "Thriller" intoniert. Das Centraal Museum am Rande der Altstadt zeigt alte und zeitgenössische Malerei und widmet eine Abteilung dem Möbeldesigner und Architekten Gerrit Rietveld (1888 – 1964). Sein 1924 erbautes Rietveld-Schröder-Haus gilt als Ikone der modernen Baukunst und gehört zum UNESCO-Welterbe.

Auf den Domturm sollte steigen, wer ob der Fülle des Angebots den Überblick zu verlieren droht. Nach dem Einsturz eines Teils der Kirche bei einem schweren Sturm 1674 steht der Turm getrennt vom Kirchenschiff. 465 Stufen führen hinauf in die Spitze. Bei gutem Wetter reicht der Blick bis nach Amsterdam. Noch ein Tipp für Erstbesucher Utrechts: Sollte plötzlich ein Fietsenfahrer oder Bromfitsenfahrer (Moped oder Roller) mit hohem Tempo auf Sie zukommen, behalten Sie die Nerven. Er oder sie wird Sie ebenso gekonnt wie knapp umkurven!