Games-Kritik

„Lego Party“ im Test: „Mario Party“ auf Wish bestellt

Ein Klon der beliebten Nintendo-Multiplayer-Reihe im Lego-Stil sollte eigentlich ein No-Brainer sein. Doch die Kopie zeigt nur, wie schwierig die Balance des Originals eigentlich ist.

Dieses Minispiel ist nahezu unmöglich zu spielen. Die Spieler müssen auf einem Einrad die Balance halten und gleichzeitig ein Rennen fahren. | © SMG Studio

Jan-Henrik Gerdener
08.10.2025 | 08.10.2025, 16:25

Sind die „Mario Party“-Spiele eigentlich irgendjemandes Lieblingsvideospiele? Seit fast 30 Jahren gehört Nintendos digitales Brettspiel regelmäßig zu den Topsellern für ihre jeweilige Nintendo-Konsole. Doch von vielen Gamern werden sie als zu einfach, zu simpel angesehen.

„Mario Party“ ist eines der Spiele, die man nur rausholt, wenn man Kumpels (oder Kumpelinnen) zu Besuch hat und sich schon durch „Smash Bros“ und die anderen besseren Multiplayer-Titel durchgezockt hat.

Wenn man etwas Positives über den neuen „Mario Party“-Klon „Lego Party“ sagen kann, dann das: „Lego Party“ lässt uns „Mario Party“ wieder wertschätzen.

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Worum geht’s in „Lego Party“?

Es ist „Mario Party“ mit Lego. Der Pitch ist erst mal denkbar einfach. Eines der beliebtesten Party-Videospiele gibt es jetzt auch im Lego-Look. Bis zu vier Mitspieler (oder NPCs) können auf vier verschiedenen Spielbrettern mit den Themen Piraten, Space, Ninjago und Freizeitpark gegeneinander antreten.

Es wird gewürfelt. Manche Felder bringen Belohnungen, manche sind Fallen. Zu Beginn jeder Runde gibt es eins von 60 Minispielen, in denen die Spieler „Studs“, die bekannte Währung aus den meisten Lego-Videospielen, gewinnen können. An den richtigen Stellen auf dem Brett können diese gegen goldene Steine – statt Sternen wie bei „Mario Party“ – eingetauscht werden. Der Spieler mit den meisten goldenen Steinen gewinnt.

So weit, so „Mario Party“. Das Lego-Thema des Spiels kommt im Gameplay vor allem an zwei Stellen zum Tragen: Erstens gibt es auf jedem Spielbrett bestimmte Felder, auf denen die Spieler bauen können. Das heißt: Sie wählen aus zwei Optionen aus, wie ein Teil des Bretts aussehen soll.

Dadurch entscheidet sich, ob es dort Belohnungen wie Studs oder goldene Steine gibt oder aggressive Angriffsfelder, mit denen man den Mitspielern selbiges abluchsen kann. Man muss dann aber auch erst mal auf die Aktivierungsfelder für diese Bereiche kommen. Ein schlechter Würfelwurf kann dafür sorgen, dass man gar nichts von der Option hat, die man ausgewählt hat.

Zweitens und letztens können die Spieler nach jeder Party neue Lego-Figuren freischalten oder im spiel-eigenen Shop kaufen. Alle Lego-Teile der neuen Figuren stehen dann auch zur Verfügung, um die eigene Spielfigur nach Belieben zu verändern.

Was hat uns gefallen?

Es können hunderte Legofiguren freigeschaltet werden. - © SMG Studio
Es können hunderte Legofiguren freigeschaltet werden. | © SMG Studio

Lego sieht süß aus. Es ist nicht umsonst eines der ikonischsten Spielzeuge der Menschheitsgeschichte. Die komplett aus Legoteilen modellierten Spielbretter sind offensichtlich mit viel Liebe gestaltet.

„Lego Party“ setzt auch erfolgreich auf die Nostalgie der Spieler. Unter den Hunderten freischaltbaren Figuren dürfte es für jede Altersgruppe mindestens eine geben, die einen bisschen ins eigene Kinderzimmer zurückversetzt, zu den Abenteuern, die man dort mit ihnen ersonnen hat. Ob „Johnny Thunder“ oder diese komischen einfarbigen Astronautenfiguren – viele der bekanntesten Lego-Gesichter sind in „Lego Party“ zu finden.

Was hat uns nicht gefallen?

Die Kommentatoren Ted und Paige hören einfach nicht auf zu reden! - © SMG Studio
Die Kommentatoren Ted und Paige hören einfach nicht auf zu reden! | © SMG Studio

„Mario Party“ sieht einfach aus, doch „Lego Party“ zeigt, wie schwierig dieser Balanceakt tatsächlich ist. Was „Mario Party“ zum Beispiel nicht hat, ist ein ständiges „witziges“ Voice-Over, das sich vom Menü bis zu jedem Spielzug zieht. „Lego Party“ kann dagegen nicht den Mund halten. Die Kommentatoren „Ted Talker“ und Paige Turner“ sollen den typischen Lego-Humor ins Spiel bringen. Dieser Humor kann witzig sein, wenn er dosiert – soll heißen in einzelnen Cutscenes oder Levelabschnitten – eingesetzt wird. Wie in anderen Legospielen halt. Doch die Dauerbeschallung in „Lego Party“ lässt einen höchstens Ohropax vermissen.

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Theoretisch lässt sich der Dauerkommentar ausstellen. Allerdings lässt sich nur das Audio auf Null herunterfahren. Die Untertitel zu den Witzen werden weiter eingeblendet – und können in einigen Minispielen sogar die Sicht auf wesentliche Teile der Bildschirm-UI versperren.

Und damit wären wir beim größten Problem: Die Mini-Spiele überzeugen nicht. Meist kämpft man als Spieler mehr mit der Steuerung als mit seinen Mitspielern. Bei vielen Minispielen ist die Kamera – meist schräg von oben – zu weit weg, um einen klaren Überblick zu bekommen, was überhaupt passiert. Um in den Minispielen überhaupt gut abzuschneiden, wäre extensives Trainieren wie bei einem „Dark Souls“-Spiel nötig. Für Minispiele!

Noch mehr Spiele-Tests gibt’s auf unserer Themenseite: Game-Reviews & Game-News

Unser Fazit zu „Lego Party“

„Lego Party“ hat ein absolutes Totschlagargument auf seiner Seite: Es ist ein Kinderspiel. Reicht es da nicht aus, wenn das Spiel bunt und voller Legofiguren ist? Würden sich Kinder überhaupt an den Gameplay-Schwächen stören? Wahrscheinlich nicht.

Lego-Videospiele sind immer irgendjemandes erstes Videospiel, auf das zehn Jahre später verklärt zurückgeschaut wird. Aber warum sollte man seine Kinder die schlecht abgekupferte Version spielen lassen, wenn es das Original genau so tut? Es gibt über ein Dutzend „Mario Party“-Spiele, allein zwei für die Switch, die das gleiche Spielerlebnis in besser liefern. „Lego Party“ ist „Mario Party“ auf Wish bestellt. Nur wer gar keine Nintendo-Konsole und Kinder mit einer leicht masochistischen Tendenz hat, könnte hier „bedenkenlos“ zugreifen.

„Lego Party“ ist seit dem 30. September 2025 für PC (Steam), Playstation 4, Playstation 5, X-Box One, Xbox Series X|S und Nintendo Switch erhältlich. Das Spiel ist freigegeben ab 0 Jahren und kostet rund 40 Euro.

Transparenzhinweis: Für diesen Test wurde uns vom Publisher ein kostenloser Review-Code zur Verfügung gestellt. Dies hatte keinen Einfluss auf unsere Wertung.

INFORMATION


Kaufempfehlung

Lego-Fans: Wer einfach alles liebt, was aus bunten Klötzchen besteht, und sich an charmanten Figuren und liebevoll gestalteten Welten erfreuen kann, wird zumindest optisch auf seine Kosten kommen.

Familien mit Kindern: Für jüngere Spieler ist „Lego Party“ dank leichter Steuerung, harmloser Inhalte und bunter Präsentation eine sichere Wahl – auch wenn Erwachsene schnell die Geduld verlieren dürften.

Partygamer ohne Nintendo-Konsole: Wer keine Switch besitzt, aber unbedingt ein Brettspiel-artiges Multiplayer-Erlebnis sucht, kann hier mal reinschauen. Allerdings: „Mario Party“ bleibt unerreicht.

Sammler und Nostalgiker: Alte Lego-Hasen freuen sich über bekannte Minifiguren aus mehreren Jahrzehnten – von Piraten bis Ninjago. Der Wiedererkennungswert ist hoch, das Gameplay weniger.

Alle anderen: Spart euch die Steine. Wer die Wahl hat, greift besser zu „Super Mario Party Jamboree“ oder einem älteren Lego-Spiel mit echtem Witz und besserem Spieldesign.