Games-Kritik

„EA Sports FC 26“ im Test: Mehr als ein Fußballspiel – aber nur für Online-Zocker?

Hat der dritte Nachfolgeteil von „FIFA“ mehr zu bieten als nur „Ultimate Team“ – und lohnt sich der Kauf in diesem Jahr? Wie sich „EA Sports FC 26“ spielt.

Fast wie im echten Leben: Jamal Musiala vom FC Bayern setzt sich bei "EA Sports FC 26" gegen zwei Verteidiger von Manchester City durch. | © EA Sports

Matthias Reiprich
23.09.2025 | 23.09.2025, 16:44

Viele Gamerinnen und Gamer haben mal wieder lange darauf hingefiebert, nun ist es endlich so weit. EA Sports haut den neuesten Teil seiner Fußballspielsimulation auf den Markt – was früher „FIFA“ war, ist mittlerweile wegen der beendeten Zusammenarbeit zwischen Games-Entwickler und Fußballverband zum dritten Mal „EA Sports FC“. Auch unter neuem Namen bleibt das Spiel jedoch für viele ein absolutes Jahreshighlight.

Auch bei uns war die Vorfreude groß, und so haben wir in den vergangenen Tagen viele Stunden am Controller verbracht. Dabei stellen sich uns einige Fragen: Ist der aktuelle Teil der Reihe mehr als nur „Ultimate Team“? Welche Verbesserungen gibt es im Vergleich zum Vorgänger? Wie umfangreich sind Lizenzpaket und Spielmodi? Und lohnt sich ein Kauf der neuen Version? Das alles erfahrt in unserem Test von „EA Sports FC 26“.

Wer nach dem wichtigsten Modus im Spiel sucht, wird schnell fündig. Das Herzstück von „EA Sports FC 26“ bleibt weiterhin „Ultimate Team“, denn hier verdient EA das meiste Geld. Wir werden dort immer wieder mit Spielerpacks angefüttert, die seltene Karten enthalten können. Und im Anschluss führt der Weg meist direkt in Richtung Shop, denn nur so kann auf Sicht das eigene Team stetig verbessert und kompetitiv gehalten werden, wenn man es ernst meint.

Neuer Modus für Gelegenheitsspieler

Einige neue Legenden haben es bei "EA Sports FC 26" ins Spiel geschafft, aus deutscher Sicht Oliver Kahn, Toni Kroos und Steffi Jones. - © EA Sports
Einige neue Legenden haben es bei "EA Sports FC 26" ins Spiel geschafft, aus deutscher Sicht Oliver Kahn, Toni Kroos und Steffi Jones. | © EA Sports

Kurzzeitig verfügbare Live-Events mit bestimmten Mannschaften sollen die Motivation der zahlreichen Online-Zocker hochhalten. Als Belohnung gibt es einzigartige Karten, die man abseits der Events nicht mehr bekommen kann. Außerdem gibt es einen neuen Modus, der sich vor allem an Gelegenheitsspieler abseits der höchsten Wettbewerbsstufen richtet, die trotzdem den Online-Wettkampfgedanken verfolgen wollen. Im Prinzip ist das eine „Weekend League light“ und eine Ergänzung, die Sinn ergibt.

Wer online etwas Neues ausprobieren möchte, kann diesmal auf eine besondere Kameraeinstellung zurückgreifen. Mit dieser können wir beim Spielen das komplette Spielfeld überblicken. Ein cooles Feature! Schön wäre es allerdings, wenn das zukünftig auch in den verschiedenen Offline-Spielmodi genutzt werden könnte. Ansonsten ist der Rest schnell erzählt: Wer viel investiert, hat einen Vorteil in Form von stärkeren Karten zur Auswahl. Neu dabei sind einige Legenden – die sogenannten Icons – wie Zlatan Ibrahimovic, Toni Kroos, Oliver Kahn, Andrés Iniesta oder Francesco Totti.

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Wie „EA Sports FC 26“ auf die Kritik reagiert hat

„EA Sports FC 26“ ist wie die anderen Spiele der Reihe auch ein Glücksspiel, weshalb „Ultimate Team“ insgesamt mit Vorsicht konsumiert werden sollte. Wir als erfahrene Offline-Gamer richten unseren Blick sowieso lieber auf Aspekte wie Gameplay, Taktik oder den Karrieremodus. Weil der Vorgänger vor allem beim Gameplay einiges an Kritik seitens der Community einstecken musste, kündigte EA im Veröffentlichungstrailer vollmundig an, sich das Feedback der Spielerinnen und Spieler zu Herzen genommen zu haben.

„Dynamisches Tempo“, „klügere Torhüter“ oder „geschmeidigere Dribblings“ waren nur einige der Wünsche, denen sich das Entwicklerteam laut eigener Aussage angenommen hat. Daraus entstanden ist ein duales System, das die Spielerinnen und Spieler ihr Fußballspiel auf zwei verschiedene Arten genießen lassen soll: Wer sich wie gewohnt schnelles Tempo und eine aggressive und hektische Spielweise wünscht, der kann sich in diesem Jahr im sogenannten Wettkampfmodus austoben.

Wer online spielen möchte, der muss das sogar tun. Denn der Modus ist die einzige wählbare Option für E-Sportler und solche, die es möglicherweise noch werden wollen. Fehler werden hier schnell bestraft und Qualitätsunterschiede knallhart aufgedeckt. Weil oft bemängelt wurde, dass das mit der Fußballrealität nichts zu tun hat, entscheidet sich EA in diesem Jahr zumindest wahlweise für die Möglichkeit eines alternativen Spielerlebnisses.

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Authentischer Modus ist neu in „EA Sports FC 26“

Neben dem Wettkampfmodus gibt es offline auch den neu eingeführten authentischen Modus. Hier geht alles langsamer vonstatten, das Spieltempo und die Dynamik sind im Vergleich zum Wettkampfmodus fast schon behäbig. Mit Kylian Mbappé mal eben an der gesamten Abwehr vorbeisprinten? Im authentischen Modus nahezu unmöglich. Klingt erst mal gar nicht so toll? Ist es aus unserer Sicht aber. Denn auch wenn Traumangriffe in rasantem Tempo nur selten umsetzbar sind und geradliniges Spiel kompliziert ist, fühlt sich das viel mehr nach echtem Fußball an.

Der neue Modus ist für uns eine Veränderung an der richtigen Stelle. Wie in der Realität kann man den perfekten Angriff eben nicht am Reißbrett planen – es sei denn, man ist der FC Barcelona. Dafür fühlt sich das Spielererlebnis nun realistischer an als beim Vorgänger, und wir müssen unserer Kreativität freien Lauf lassen, um zum Torerfolg zu kommen.

Ein Problem hat der Doppelmodus allerdings: Das Wechseln zwischen beiden Optionen fällt nicht wirklich leicht. Wer erst die schnelle Option spielt, dem kommt der langsamere Modus vor, als hätte man auf Zeitlupe umgestellt.

Das Gameplay in „EA Sports FC 26“

Die angekündigte Verbesserung der Torhüter nehmen wir ebenfalls wahr. Haben wir einen starken Keeper im Tor, dann können wir uns bisher auf ihn verlassen. EA scheint ein gutes Maß gefunden zu haben: weniger Patzer, aber auch keine überirdischen Leistungen. Ob das Dribbling geschmeidiger geworden ist, möchten wir noch nicht abschließend beurteilen. Insgesamt wirkt es zumindest mit den passenden Spielern stimmig. Spielt man mit ungeeigneten Kandidaten, rauft man sich eher die Haare. Ein anderes Stilmittel stellt uns allerdings vor eine noch größere Herausforderung: Kopfbälle nach eigenen Flanken oder Standardsituationen führen bisher so gut wie nie zum Torerfolg.

Auch bei "EA Sports FC 26" möglich: In die Rolle von Trainer Luis Enrique schlüpfen und mit Paris St. Germain die Champions League holen. - © EA Sports
Auch bei "EA Sports FC 26" möglich: In die Rolle von Trainer Luis Enrique schlüpfen und mit Paris St. Germain die Champions League holen. | © EA Sports

Für Taktikfüchse hat EA die im vergangenen Jahr als „FC IQ“ eingeführten Spielerrollen um vier weitere Optionen erweitert. Neben dem mitspielenden Torwart und den von Pep Guardiola inspirierten „Wide Backs“ (Innenverteidiger rücken nach außen, um die Außenverteidiger abzusichern) sowie inversen Außenverteidigern (sie schaffen im Zentrum Überzahl bei Ballbesitz) gibt es bei „EA Sports FC 26“ auch den sogenannten „Box Crasher“, der aus der tiefen Mittelfeldposition immer wieder nachrücken und offensive Akzente setzen soll.

Die Spielerrollen sind aus unserer Sicht Fluch und Segen zugleich. Segen, weil man wirklich viel einstellen und sein Team so insgesamt sehr harmonisch aufeinander abstimmen kann. Die Rollen werden von den passenden Spielern klar und deutlich umgesetzt. Fluch, weil ohne die Abstimmung wenig geht.

Wer einfach drauflos spielen möchte, ohne viel einzustellen, dem werden bei entsprechender Schwierigkeit die Grenzen aufgezeigt. Passt ein Spieler nicht ins System oder seine Rolle nicht zu ihm, läuft er gerne mal wie Falschgeld über den Platz.

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Der Karrieremodus in „EA Sports FC 26“

Ärgerlich ist außerdem, dass die Formationen fest vorgegeben sind. Spieler auf dem Taktikbrett zu verschieben ist nicht möglich, eigene Systeme zu erstellen, ebenfalls nicht. Wir als ausgewiesene Taktikexperten hätten beides gerne in Anspruch genommen. Trotzdem stürzen wir uns mit Freude in den wichtigsten Offline-Modus, den Karrieremodus.

Uns bieten sich drei Optionen. Die Spielerkarriere kommt im Vergleich zum Vorgänger kaum verändert daher. Neu ist dafür die Live-Karriere, bei der wir einen Trainer erstellen und uns einen Verein aussuchen, um dann in verschiedenen Missionen unterschiedlicher Länge in eine Karriere einzusteigen.

Möglich sind Szenarien wie „An Weihnachten oben“, wo man die Hinrunde als Tabellenführer abschließen soll, oder „Erfolg mit Jugendlichen“, wo man seine Mannschaft verjüngen und trotzdem sportlich erfolgreich bleiben soll. Dass wir bei der Mission „Punktabzug“ mit Minuspunkten starten, ist wohl selbsterklärend. Insgesamt ist das Feature eine nette Spielerei mit Potenzial für mehr.

Real Madrid zahlt 150 Millionen Euro für Jamal Musiala

Im normalen Karrieremodus haben wir zwar nicht den Umfang wie bei reinen Fußballmanager-Spielen, trotzdem können wir eine Vielzahl von Optionen nutzen: Training selbst leiten, Scouting, Spielergespräche, Taktik, Pressekonferenzen und natürlich Transfers. Je nach Schwierigkeitsgrad fallen die mal mehr und mal weniger realistisch aus. Wobei: In Zeiten, in denen Nick Woltemade 90 Millionen kostet, überraschen uns auch die 150 Millionen nicht mehr, die Real Madrid den Bayern für Jamal Musiala überweist, obwohl sie Jude Bellingham, Arda Güler und Co. im Team haben.

Uns verschlägt es in die idyllische Toskana, wo wir den AC Florenz für maximal 15 Saisons übernehmen werden. Im Karriereverlauf begegnen uns regelmäßig „unerwartete Ereignisse“, auf die wir uns im Vorfeld gefreut hatten. Was spannend klingt, entpuppt sich als ziemlich unspektakulär: Mal hat ein Spieler Heimweh, ein anderes Mal fehlt er uns wegen einer Magenverstimmung.

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Die Allianz-Arena in München ist bei "EA Sports FC 26" im Spiel enthalten. Andere Stadien, wie das Camp Nou in Barcelona, fehlen. - © EA Sports
Die Allianz-Arena in München ist bei "EA Sports FC 26" im Spiel enthalten. Andere Stadien, wie das Camp Nou in Barcelona, fehlen. | © EA Sports

Während sich „EA Sports FC 26“ optisch gewohnt schick präsentiert, erwartet uns in der italienischen Liga mal wieder ein Schock: Inter und AC Mailand, Lazio Rom und Atalanta Bergamo haben es nicht im Original ins Spiel geschafft, stattdessen treten wir beispielsweise gegen den FC Lombardia oder Latium an. Reisen ins San Siro entfallen aufgrund fehlender Lizenzen also erneut. Insgesamt tut das dem Spielspaß aufgrund der vollumfänglichen Lizenzen vieler weiterer Ligen und Stadien allerdings nur einen kleinen Abbruch.

Unser Fazit zu „EA Sports FC 26“

Unsere bisherigen Eindrücke zum Spiel sind überraschend positiv. Zwar liegt der Hauptfokus weiterhin auf den Online-Modi wie „Ultimate Team“, trotzdem macht besonders der Karrieremodus – in vielen Jahren eher eine Zumutung – mit seinen Variationsmöglichkeiten großen Spaß. Uns gefallen die Spielerrollen und ihre Umsetzung, auch wenn wir uns noch mehr taktische Freiheiten wünschen.

Besonders hervorheben wollen wir den authentischen Spielmodus. Er setzt auf Realismus und lässt sich trotz des fehlenden Tempos flüssig und dynamisch spielen. Deshalb ist er aus unserer Sicht ein klares Upgrade im Vergleich zum hektischen Wettkampfmodus. Und auch wenn nicht alles perfekt ist, macht EA mit den Anpassungen beim Gameplay (Tempo, Torhüter, Dribbling) in diesem Jahr einen Schritt in die richtige Richtung.

„EA Sports FC 26“ ist ab dem 26. September erhältlich für die Xbox Series, Xbox One, Playstation 4, Playstation 5 sowie für den PC und kostet etwa 70 Euro in der Standard-Edition. Wir haben das Spiel auf der Playstation 5 getestet.