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"Stars Wars Jedi: Survivor" im Test: Tolles Abenteuer trotz Technik-Debakel

Das zweite, deutlich verbesserte Lichtschwert-Adventure um Jung-Jedi Cal Kestis blutet Sternenkrieg-Atmosphäre. Vor allem PC-Spielern bluten wegen krasser Grafik-Bugs dagegen eher die Augen.

Der Überlebende: Jedi-Ritter Cal Kestis und sein Droidenkumpel BD-1 setzen den Kampf gegen das Galaktische Imperium fort. | © EA Games

04.05.2023 | 04.05.2023, 16:23

Es wird ja wohl niemand ernsthaft bestreiten, dass das Coolste an "Star Wars" immer schon und auch weiterhin die Lichtschwerter waren und sind. Nicht Yoda, nicht die Macht, nicht die Raumschlachten, nein, die Lichtschwerter. "Eine elegante Waffe aus zivilisierteren Tagen", um es mit Obi-Wan Kenobi zu sagen.

Und trotzdem konnten Gamer gute Lichtschwert-Spiele jahrzehntelang an einer Hand abzählen. Das änderte Entwickler Respawn 2019 mit dem grandiosen, aber nicht fehlerfreien Action-Adventure "Jedi: Fallen Order". Der Nachfolger legt nun bei Spielbarkeit, Zugänglichkeit und Inszenierung noch einmal mindestens zwei Schippen drauf. So ziemlich jede Mechanik wurde verbessert oder erweitert. Das Erkunden, Rätseln und natürlich das Lichtschwert-Schwingen macht in "Jedi: Survivor" mehr Spaß – und das, obwohl sich nichts am bisweilen knackigen Schwierigkeitsgrad geändert hat.

Trotzdem ist das Spiel gleichzeitig eine Katastrophe – und zwar in technischer Hinsicht. Grafikfehler, bis zur Unspielbarkeit ruckelnde Bilder, matschige Texturen in Pixeloptik, denen man beim Nachladen zuschauen kann: "Jedi: Survivor" ist besonders in der PC-Fassung in einem unwürdigen Zustand erschienen. Erste Patches halfen nur notdürftig, bügelten aber zumindest solche Fehler aus, die Spieler im schlimmsten Fall nach den ersten fünf bis sechs Spielstunden zum kompletten Neustart ihres Abenteuers zwangen.

Technisch indiskutabel – und trotzdem fantastisch

Die Spielwelt ist teilweise so schön, dass es auch eurer Grafikkarte den Atem rauben kann. Dann ruckelt das Bild wegen der schlechten technischen Optimierung gern mal kräftig. - © EA Games
Die Spielwelt ist teilweise so schön, dass es auch eurer Grafikkarte den Atem rauben kann. Dann ruckelt das Bild wegen der schlechten technischen Optimierung gern mal kräftig. | © EA Games

Der Publisher EA hat mittlerweile eine Update-Offensive angekündigt. Zeitraum: die nächsten Wochen. Puh! Man wusste dort und bei Respawn also ganz offensichtlich, in welchem Zustand man das Spiel auf den Markt bringen würde. Ein Angebot des Publishers, den Release nochmals zu verschieben, schlug Respawn etwas überraschend aus. Dabei sind Entwickler für solche zusätzliche Zeit in der Regel dankbar – und EA mit so großzügigen Angeboten bisher nicht aufgefallen. All das wird manchem nun als der letzte nötige Beweis dafür gelten, dass man unter gar keinen Umständen jemals ein Spiel vorbestellen sollte.

Das Schlimme: Schafft man es, die gelegentlichen Nachlader und Bildraten-Einbrüche zu ignorieren, ist "Jedi: Survivor" ein absolut fantastisches Action-Adventure. Mit unserem mittlerweile erfahrenen Jedi-Ritter Cal Kestis suchen wir auf neuen Planeten nach Wegen, dem erstarkenden Imperium ("Jedi: Survivor" spielt wie der Vorgänger zwischen den Film-Episoden 3 und 4) Knüppel zwischen die Tie-Fighter-Flügel zu werfen.

Verbessert in praktisch jeder Hinsicht

Das Beste am ganzen Spiel: die Lichtschwertkämpfe. - © EA Games
Das Beste am ganzen Spiel: die Lichtschwertkämpfe. | © EA Games

Die fünf neuen Welten sind teilweise deutlich kleiner, in einem Fall aber auch deutlich größer und offener als die aus dem Vorgänger. Dort spielt sich "Jedi: Survivor" dann fast wie ein Open-World-Spiel, wir bevölkern sogar nach und nach die Cantina unseres Freundes Greez und bauen so eine echte Basis auf. Zahlreiche Höhlen wollen erkundet, kultige Monster wie der Rancor besiegt werden. In den Kämpfen müssen wir weiterhin taktisch vorgehen, blocken, unsere Gegner mit der Macht wegschubsen, Blasterfeuer mit dem Lichtschwert abwehren – und das macht einfach unheimlich Laune.

Zumal wir jetzt zwischen drei Lichtschwerttypen wählen können. Das einfache mit einer "Klinge" ist stark gegen einzelne Gegner, größere Droiden-Gruppen filetieren wir mit der wirbelnden Doppelklinge und mit zwei Lichtschwertern sind wir besonders agil. Eine echte Verbesserung zum Vorgänger – zumal später auch noch ein Blaster dazukommt. Mit Perks können wir außerdem unseren jeweiligen Spielstil zusätzlich unterstützen, auch das eine coole Idee.

Die Story braucht – auch bedingt durch unseren Entdeckerdrang in den Open-World-Abschnitten – ein wenig, um in die Gänge zu kommen. Spätestens als uns ein antiker Droide was von einer geheimen Jedi-Welt voller Schätze und Geheimnisse erzählt, kehren wir aber immer wieder gern auf den Hauptmissionspfad zurück. Im Wechsel mit dem freien Erkunden (wir können jetzt endlich vernünftig schnellreisen!) und untermalt von dem hervorragenden Soundtrack entsteht so ein toller Flow, der uns den Controller auch mitten in der Nacht nur ganz schwer weglegen lässt.

Fazit

Ob ihr mit "Jedi: Survivor" Spaß habt, hängt aktuell an genau zwei entscheidenden Punkten: Habt ihr eine Konsole? Und könnt ihr auch mal ein Auge zudrücken? Denn Fakt ist: Auf den Konsolen sind die technischen Probleme deutlich weniger gravierend als in der PC-Version. Den Spielfluss haben sie in unserem Test (auf Playstation 5) quasi nie unterbrochen, weil zum Beispiel Texturen in den meist offenen Arealen lange genug Zeit hatten, um zu laden. Und in hektischen Gefechten in Höhlen verschwimmt ohnehin so mancher Anblick, da ist der Grad der Matschigkeit von Wandtexturen eher zweitrangig.

Spätestens also, wenn das Spiel fertig gepatcht ist, erwartet euch hier ein fantastisches "Star Wars"-Abenteuer, das euch Stunden beschäftigen und in den besten Story-Momenten begeistern wird. Was ihr inhaltlich geboten bekommt, würde allemal zu einer uneingeschränkten Kaufempfehlung reichen. Die Technik macht dem aber gerade noch einen Strich durch die Rechnung. Es bleibt also nur zu hoffen, dass EA und Respawn aus dem Release-Debakel lernen. Denn mit Cal Kestis und seinem niedlichen Droiden-Buddy BD-1 kehren wir gern auch noch ein weiteres Mal in die Welt des Krieges der Sterne zurück.

Gute Games mit Lichtschwertern kann es nämlich nie genug geben.

"Star Wars Jedi: Survivor" ist erhältlich für PC, Playstation und Xbox, kostet rund 70 Euro und ist freigegeben ab 16 Jahren.