Desinformation über Krieg

Aufruf von Anonymus: Wie Internetnutzer der Ukraine helfen können

Bei Google und in Apps versuchen Menschen aus der ganzen Welt, der russischen Bevölkerung Informationen zukommen zu lassen. Wie das funktioniert.

Die Google-Nutzerin Elena Grama appelliert in einer Restaurantbewertung an die russische Bevölkerung, Putins Vorgehen nicht schweigend hinzunehmen. | © Screenshot: Jemima Wittig

Jemima Wittig
02.03.2022 | 02.03.2022, 16:49

"Stoppt den Krieg in der Ukraine! Ihr Schweigen ist ein Zeichen der Zustimmung zu Aggression! Friedliche Menschen sterben bereits!", gefolgt von einem weinenden Emoji ist auf Russisch als Google-Bewertung für den "Pitcher Pab" in Russlands Hauptstadt Moskau zu lesen. Auch bei anderen Restaurants finden sich solche Aufrufe an die russische Bevölkerung in verschiedenen Sprachen. Alle wurden in den vergangenen zwei Tagen verfasst. Was ist der Hintergrund der Nachrichten, die nichts mit den Restaurants und dem dortigen Service zu tun haben?

Angefangen hat es mit einem Aufruf von Anonymus am Montag: "Gehen Sie zu Google Maps. Gehen Sie nach Russland. Finden Sie ein Restaurant oder Geschäft und schreiben Sie eine Bewertung. In dieser erklären Sie, was in der Ukraine passiert", schrieb das Hackerkollektiv auf Englisch bei Twitter. Die Idee stammt von einem anderen Nutzer aus Polen.

Angehängt ist ein Beispieltext auf Russisch, den die Googlenutzer verwenden können: "Das Essen war großartig! Leider hat Putin unseren Appetit verdorben, indem er in die Ukraine einmarschiert ist. Stehen Sie Ihrem Diktator entgegen, hören Sie auf, unschuldige Menschen zu töten! Ihre Regierung lügt Sie an. Aufstehen!" Erklärt wird die Aktion mit der Information der russischen Bevölkerung über Putins Lügen.

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In verschiedenen Sprachen versuchen Menschen aus der ganzen Welt Kontakt zur russischen Bevölkerung aufzunehmen. - © Screenshot: Jemima Wittig
In verschiedenen Sprachen versuchen Menschen aus der ganzen Welt Kontakt zur russischen Bevölkerung aufzunehmen. | © Screenshot: Jemima Wittig

Unter dem Beitrag finden sich dutzende Kommentare von Menschen die in diversen Sprachen berichten, dass sie an der Aktion teilnehmen und die weitere Beispieltexte vorschlagen. Es gibt Videoanleitungen, wie man eine Bewertung hinterlassen kann, die Aufrufe die Beiträge gegenseitig zu bewerten, damit sie weiter oben angezeigt werden und Vorschläge, weitere Anwendungen zu nutzen wie Suchmaschinen oder Datingapps wie Tinder, die Geodaten anzeigen. Teilweise werden den Texten auch Fotos angehängt. Bei der Betrachtung ist Vorsicht geboten, auf diesen sind auch Tote zu sehen.

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Ein Nutzer fragt, was das Ganze soll, die Russen könnten doch Nachrichten lesen. Allerdings verbreiten die russischen Staatsmedien Putins Sicht. In der EU ist daher seit diesem Mittwoch die Verbreitung der russischen Staatsmedien Russia Today (RT) und Sputnik verboten.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte am Sonntag ein Verbot angekündigt. In einer Rede vor dem EU-Parlament bekräftigte sie am Dienstag, die EU wolle „die Propaganda-Maschinerie des Kremls auf Eis“ legen. RT, Sputnik und ihre Tochtergesellschaften würden so nicht länger in der Lage sein, ihre Lügen zu verbreiten, um den Krieg des russischen Präsidenten Wladimir Putin zu rechtfertigen und die EU zu spalten. Auch diverse Internetkonzerne haben die Verbreitung russischer Staatsmedien eingeschränkt.

Mit Material des epd.