Friedberg. Die Objekte wirken grobpixelig, die Grafik läuft stur von oben nach unten, der Sound ist eindimensional. Alles ist wunderbar „retro". Man muss wohl bereits jenseits der 40 Jahre alt sein, um dieses Computerspiel auf Anhieb herrlich zu finden. Kein Wunder, dass die Erfinder auch im fortgeschrittenen Gamer-Alter sind. Jörg Schulzek und Sebastian Beck haben mitten im Lockdown den „Corona-Shooter" erdacht. Der könnte zu einem echten Internet-Hit werden.
Programmierer, Spieleentwickler oder Informatiker sind die beiden nicht. Sie sind Gastwirte und seit November quasi arbeitslos. Wegen Corona. Kein Wunder, dass die Wut auf das Virus groß ist. Und so kam die Idee zum Spiel auch aus einer gehörigen Portion Frust heraus: „Die Wut auf den unsichtbaren Feind braucht ein Ventil", sagten sich die beiden.
Alleine, das wurde schnell klar, war der Shooter nicht zu stemmen. Sie hatten zwar die Idee, für die Umsetzung mussten aber Experten her. Die fanden sich und zimmerten ein Low-Budget-Projekt im Stile der 80-Jahre-Spiele zusammen. Space Invaders lässt grüßen!
Mit kleinen Spritzen muss alles abgeschossen werden, was zur Pandemie gehört.
Man steuert ein Sanitätsflugzeug durch herabfallende Viren und kreuzende Gruppen von Aluhut-Trägern. Mit kleinen Spritzen muss alles abgeschossen werden, was die Pandemie verschlimmert. Dafür gibt es Punkte. Herabfallende Mund-Nase-Masken bringen Bonuspunkte. Der mögliche Eintrag in einer Highscore-Liste gehört selbstverständlich dazu.
Die Initiatoren gründeten mittlerweile sogar eine GbR, denn Spenden für das zweidimensionale Retrospektakel sind herzlich willkommen. Ansonsten ist der Corona-Shooter kostenlos über die gleichnamige Homepage abzufeuern. „Das ist einfach gut, um endlich mal aktiv etwas gegen diese Pandemie zu tun. Wenn auch nur in der Welt der bewegten Pixel", sagte Sebastian Beck in einem Interview.
Übrigens: Eine Sache ist dann doch noch nagelneu: Ein Freund der beiden Gastwirte dichtete ein bekanntes irisches Volkslied um: „No Whisky in the Jar" heißt die eigens komponierte Hintergrundmusik - ein dezenter Hinweis auf die Probleme der Gastro-Branche. Und nebenbei einfach nur großartig anzuhören.