
Berlin. Als Reaktion auf das millionenfach angeklickte Video "Die Zerstörung der CDU" lädt die Partei den Urheber Rezo nun zum Gespräch. "Lieber @rezomusik, lass uns miteinander reden", schrieb Generalsekretär Paul Ziemiak am Donnerstag auf Twitter.
"Du hast Kritikpunkte benannt, die berechtigt sind." Eine bereits fertig produzierte Video-Antwort auf Rezo will die CDU hingegen doch nicht veröffentlichen.
Der YouTuber kritisierte die Partei derweil erneut. Rezo, der sonst eher unpolitische Videos macht, hatte den Clip mit dem Titel "Die Zerstörung der CDU" am Samstag veröffentlicht - gut eine Woche vor der Europawahl.
Plötzlich verschwinden zahlreiche Youtube-Videos
UPDATE: Die CDU hat durch die Posse um das bereits fertiggestellte Amthor-Video unfreiwillig weitere Steilvorlagen für Kritik geliefert. Aufmerksame Youtube-Nutzer entdeckten auf dem CDU-Kanal am Donnerstag zahllose Aufzeichnungen aus dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk, unter anderem vom Fernsehduell zur Europawahl mit Manfred Weber, Spitzenkandidat der Europäischen Volksparteien (EVP).
Nico Semsrott, der für die Satire-Partei "Die Partei" ins Europäische Parlament strebt, machte schließlich auf den Missstand aufmerksam.
Der Haken: Gerade die Unionsfraktion, die sich durch den Einsatz umstrittener Uploadfilter im Netz eine Stärkung des Urheberrechts erhofft, hat jenes Recht klar umgangen. Denn eine Absprache zwischen ARD respektive ZDF und der Partei zwecks der Verwendung des Videomaterials hat es nie gegeben. "Wir gehen der Sache nach", kündigte die ARD auf Twitter an - und kurz darauf waren die Videos, offenbar gelöscht, vom betroffenen Kanal verschwunden.
Fünf Millionen Zugriffe auf das Rezo-Video
In dem fast einstündigen Film attackiert Rezo CDU und CSU, aber auch SPD und AfD. Rezo beklagt unter anderem ungerechte Vermögensverteilungen, eine Klima- und Umweltpolitik, die der wissenschaftlichen Vernunft widersprechen sowie Inkompetenz einzelner Unionspolitiker. Unterlegt ist dies mit einer langen Liste an Quellen.
Am Donnerstagmittag überschritt das Video die Marke von fünf Millionen Klicks, die Zahl der Kommentare bewegte sich um 100.000. Ziemiak räumte auf Twitter ein: "Wir machen nicht alles richtig." Als Beispiel nannte er den Klimaschutz, wo es noch Verbesserungspotenzial gebe. Ziemiak bat Rezo darum, auch zuzuhören, "wie wir die Dinge sehen". Er verwies zudem darauf, dass die Politik Lösungen finden müsse, die von den Menschen auch akzeptiert würden. "Lass uns treffen, damit wir miteinander sprechen können", schrieb Ziemiak.
Keine "hastige Antwort"
Außerdem verlinkte er einen "Offenen Brief an Rezo", der auf der CDU-Internetseite veröffentlicht wurde. Darin erklärte die CDU, sie habe zunächst als Antwort auf Rezo ebenfalls ein Video erstellt - "ein klasse Produkt". Letztlich habe sich die Partei dann aber entschieden, nicht "die hastige Antwort" zu geben, sondern "die politische Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Argumenten, Analysen und Schlussfolgerungen" zu suchen.
Mehrere Medien hatten berichtet, in dem Video antworte der ebenfalls 26 Jahre alte CDU-Bundestagsabgeordnete Philipp Amthor auf Rezo. In der CDU-Stellungnahme wird dies nicht thematisiert. Ziemiak schrieb allerdings auf Twitter zu dem erhofften Treffen mit Rezo: "Philipp #Amthor kommt auch."
Philipp Amthor hatte Video-Antwort bereits gedreht
Im ZDF hat sich Philipp Amthor dazu geäußert, dass er bereits ein Video vorbereitet hatte. Es sei auch aus seiner Sicht richtig der Argumentation der CDU zu folgen, dass es ein besserer Stil sei, "sich miteinander an einen Tisch zu setzen".
Rezo legt mit Kritik nach
Rezo selbst meldete sich in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zu Wort und griff die Partei erneut scharf an. "Selbst wenn ein Unterdreißigjähriger sich auf Wissenschaftler und Experten beruft, antwortet die CDU mit Lügen und geht inhaltlich gar nicht auf Argumente ein", sagte er dem Blatt.
Ziemiak hatte Rezo zuvor "Falschbehauptungen" vorgeworfen, ohne dies aber zu konkretisieren. "Rezo hat keine Hemmungen, Dinge im Internet einfacher darzustellen, als sie tatsächlich sind - wir haben da mehr Skrupel, weil wir wissen, wie komplex viele Fragen sind", sagte Ziemiak weiter. Der Grüne-Spitzenkandidat für die Europawahl, Sven Giegold, kritisierte das Vorgehen der Christdemokraten. "Statt sich mit den gut belegten Argumenten inhaltlich auseinanderzusetzen, reagiert die CDU dünnhäutig und greift den Autoren persönlich an", erklärte er am Donnerstag.
Mit Material von AFP