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"Jurassic World Evolution" im Test: Das Leben findet einen Weg

Ist die Aufbausimulation von Frontier Development ein Zeit- oder ein Fleischfresser?

Der T-Rex ist der gefährlichste Dino. In jedem Park zieht die Urzeitechse massenhaft Publikum an. Aber wehe, er bricht aus! | © Frontier Development

Dennis Bleck
10.07.2018 | 10.07.2018, 16:51

Die „Jurassic Park"-Marke umfasst mittlerweile fünf Filme - Immer nimmt die Geschichte ein schlechtes Ende. Im Aufbauspiel „Jurassic World Evolution" entscheidet nun der Spieler, ob er seine Parkbesucher ins Chaos stürzt oder für ihre Sicherheit sorgt, wie er das Wohlbefinden der Dinosaurier steuert und gleichzeitig die Profitgier des Geschäftsführers befriedigt. Ein Drahtseilakt.

Der Spieler startet auf Isla Matanceros. Im weiteren Spielverlauf erhält er dann Zugriff auf weitere Atolle des Muertes Archipels. Die aus den Filmen bekannte Inselsammlung der „Five Deaths" ist also im Spiel vertreten. Und nicht nur das: US-Schauspieler Jeff Goldblum, der im ersten Dino-Film 1993 erstmals in die Rolle des Dr. Ian Malcom schlüpfte, ist in „Jurassic World Evolution" als Wissenschaftler und Hinweisgeber dabei.

Seine deutsche Synchronstimme führt den Spieler durch die Aufbausimulation. Wir sind der Park-Manager. So weit so gut. Doch bietet das von Frontier Development entwickelte Game auch Anreize für Anti-Jurassic-Nostalgiker?

Willkommen im Jurassic Park

Die Entwickler haben die Dinos wirklich mit viel Liebe zum Design gestaltet. Grafisch ist das Spiel ein Hingucker. - © Frontier Development
Die Entwickler haben die Dinos wirklich mit viel Liebe zum Design gestaltet. Grafisch ist das Spiel ein Hingucker. | © Frontier Development

„Und so beginnt es erneut. Die Machenschaften der Ehrgeizigen. Sie spielen mit den Gesetzen der Natur. Was kann schiefgehen", begrüßt Ian Malcom beim Anflug auf die neue Insel. Die ersten Gebäude stehen bereits, eine rudimentäre Versorgung von Strom und Wegen ist vorhanden.

Um neue Dinos präsentieren zu können, fordert Assistent Cabot Finch den Spieler auf, zunächst ein Entwicklungslabor zu bauen. Als nächstes folgt die erste Urzeitechse. Im Entwicklungslabor brütet der Spieler ein Struthiominus-Ei aus. Das kostet 30.000 Dollar - ein Schnäppchen, denn gerade zu Beginn ist die Geldbörse prall gefüllt.

Nach dem Brutvorgang breitet sich der Dino im bereits vorhandenen Gehege aus. Genügend Auslauf ist gegeben, der See dient dem Trinken, Zäune grenzen das Gebiet ab. Die Riesenechse fühlt sich wohl. Wie im ersten Kinofilm ist auch in „Jurassic World Evolution" zu Beginn alles friedlich. Noch.

Die Qual der Wahl

Nachdem die ersten Pflanzenfresser ihre Gehege bezogen haben, muss der Spieler sich zwischen drei vorgegebenen Pfaden entscheiden: Sicherheit, Entertainment und Forschung. Die drei Ausrichtungen beinhalten verschiedene Missionen und Aufträge.

Während es im Forschungszweig hauptsächlich darum geht, qualitativ hochwertige und langlebige Dinos zu züchten, liegt der Fokus des Sicherheitspfades darauf, aggressive und wilde Bestien zu managen. Der Entertainmentweg erinnert an eine typische Themenparksimulation. Das Erfüllen von Missionen spült Geld in die Kasse. Aber Vorsicht: Arbeitet der Spieler einer der drei Fraktionen zu stark zu, sinkt er in der Gunst der anderen.

Eine der ersten Aufgaben ist es, ein Expeditionszentrum zu errichten. Dieses erlaubt, Forschungsgruppen in die ganze Welt zu entsenden, die auf den Kontinenten nach neuer Dino-DNA suchen. Und da Pflanzenfresser auf Dauer nicht die ganz große Attraktion darstellen, schickt der Spieler ein Forscherteam los, um das Fossil des fleischfressenden Edmontosaurus auszugraben.

Nach mehreren Expeditionen hat das Team genug DNA-Stränge beisammen. Im Entwicklungslabor brütet der Spieler dann den Edmontosaurus aus und setzt ihn ebenfalls in das umzäunte Gebiet. Eine Entscheidung, die später zu Problemen führt…

Chaos bricht aus

Arbeiter des Parks versuchen die Stromversorgung des T-Rex-Geheges zu reparieren. Der Dino schielt hungrig auf den unerwarteten Besuch - © Frontier Development
Arbeiter des Parks versuchen die Stromversorgung des T-Rex-Geheges zu reparieren. Der Dino schielt hungrig auf den unerwarteten Besuch | © Frontier Development

Nach zahlreichen weiteren kleinen Aufträgen erhält der Spieler die Anweisung, das Tor des Dino-Geheges zu öffnen. „Das Sicherheitspersonal soll sein Geschick unter Beweis stellen", sagt Assistent Finch. Lange dauert es daraufhin nicht, bis der Edmontosaurus seine Chance ergreift und durch das offene Tor marschiert.

Die zahlreichen Parkbesucher verfallen in Panik, laufen wild durcheinander. In eigens dafür errichteten Bunkern suchen die verängstigten Gäste nach Schutz. Ranger-Teams und Helikopter machen Jagd auf die ausgebüxte Echse. Auf Wunsch, kann der Spieler die Fahrzeuge sogar selbst steuern und aus dem Heli auf die Dinos anlegen.

Die schlimmste Konsequenz eines ausgebrochenen Dinos sind aber nicht gefressene Besucher, sondern die immensen Schadensersatzforderungen der Angehörigen, die den Park schnell in den Ruin treiben können. Umso wichtiger ist es also, funktionierende Umzäunungen aufzubauen. Geht der Spieler nämlich pleite, bleibt häufig nur der Verkauf des Dino-Parks - gleichbedeutend mit einem „Game Error" und dem Neustart. Frustrierend.

Das Spielen mit den Genen

Das Besondere an „Jurassic World Evolution" ist wie der Name schon sagt die Entwicklungsmöglichkeiten. Beim Ausbrüten der Dinos können zahlreiche Genmanipulationen vorgenommen werden. Der Spieler kann Werte wie Aggressivität und Lebenserwartung, aber auch die Musterung der Schuppen, die Größe oder die Farbe anpassen.

Das Rumpfuschen an der Evolution birgt selbstverständlich Gefahren. Ein modifizierter Super-T-Rex hebt zwar schlagartig den Ruf des Parks, kostet aber auch Unsummen. Außerdem steigt mit jeder Manipulation das Risiko, dass ein Ei nicht schlüpft und man auf den Brutkosten sitzen bleibt. Ach ja: Und bricht der einmal aus, ist es wieder schnell vorbei mit dem Park.

Fazit

Gute Simulationen auf Konsolen gibt es selten. „Jurassic World Evolution" gelingt jetzt nicht der ganz große Ausschlag nach oben. Aber: Die Grafik des Titels ist für ein Aufbauspiel äußerst hübsch. Die Dinosaurier bieten viele nette Details, und auch die gelegentlichen Stürme sehen schick aus. Der Forschungsbaum ist riesig, und die Artenvielfalt an Dinos sehr groß. Schön ist der Sound, der auf ganzer Linie überzeugt. Der Original-Soundtrack der Filme begeistert Veteranen wie Neulinge gleichermaßen. Und das wichtigste: Die Dinos klingen genial!

Negativ fällt hingegen die geringe Langzeitmotivation ins Gewicht. Die Aufgaben und Aufträge sind monoton und wenig herausfordernd. Neueinsteiger könnten vom dürftigen Tutorial enttäuscht werden, das viele Aspekte des Spiels nur unzureichend erklärt. Besonders die Verwaltung der Elektrizität benötigt etwas Einarbeitung. Und es dauert lange, bis das Spiel endlich Fahrt aufnimmt. Eine Beschleunigung der Zeit hätte dem Game gut getan.