Datenschutz

Pro und Contra: Schlägt guter Service guten Datenschutz?

Datenschutz oder guter Service? Jeder Nutzer muss letztlich selbst entscheiden, welche Dienste er nutzen möchte. | © pixabay/edar

04.05.2018 | 04.05.2018, 16:01

Im Optimalfall sollte es gar kein Entweder-oder geben, wenn wir im Zusammenhang mit Online-Diensten von gutem Service und Datenschutz sprechen. In der Realität sieht das aber meist anders aus. Große Anbieter wie Google, Facebook und Co. bieten uns zwar guten Service; die Währung, in der wir dafür bezahlen, sind jedoch unsere persönlichen Daten. Kleinere Unternehmen, die bewusst auf Datenschutz setzen, haben es eher schwer. Zwei Meinungen.

Matthias Schwarzer: "Datensicherheit schlägt Datenschutz"

Es wäre falsch zu behaupten, dass mir Datenschutz egal wäre. Es gibt aber einen Punkt, der den Datenschutz schlägt, und zwar: Datensicherheit. Ja, das ist ein Unterschied.

Ein Beispiel: Als ich vor einigen Jahren angefangen habe, sämtliche Fotos meines Smartphones in eine Cloud zu laden, habe ich mich ganz bewusst für Datenkrake Google entschieden. Inzwischen schlummern auf den Servern des Unternehmens private Fotos aus vielen Jahrzehnten.

Google ist bekannt dafür, dass es Nutzer-Daten an Werbetreibende verramscht. Das Unternehmen ist aber auch bekannt dafür, dass es hohe Sicherheits-Standards hat und mir die größtmögliche Datensicherheit für meine privaten Bilder bietet.

Natürlich können einem riesigen US-Unternehmen ähnlich dumme Fehler passieren, wie einem kleinen, vermeintlich "fairen" Software-Unternehmen, zum Beispiel aus Deutschland. Und natürlich kann niemand ausschließen, dass auch mal ein Google-Konto gehackt wird.

Aber: Wenn so etwas passiert, dann ist der Aufschrei in der Nutzerschaft groß. Der Vertrauensverlust und der Image-Schaden wären immens - wie aktuell der Skandal um Facebook zeigt. Man kann also davon ausgehen, dass diese Unternehmen ihr Größtmögliches dafür tun, um einen solchen Schaden abzuwenden. Kann man das auch von einem kleinen, vermeintlich "fairen" Unternehmen erwarten?

Schauen wir uns das Beispiel WhatsApp an: Als der Messenger seinerzeit als Startup startete, wurden private Chats nicht vernünftig verschlüsselt. Das gesamte Adressbuch eines Nutzers wurde auf den Servern eines Unternehmens gespeichert, von dem man damals nicht mal einen Firmensitz kannte. Ein Aufschrei blieb aus - niemand wollte sich so recht um die Datensicherheit von WhatsApp scheren. Vernünftige Sicherheits-Features wurden erst eingeführt, als der Messenger von - genau - Facebook übernommen wurde.

Nahezu jedes große Software-Unternehmen bietet inzwischen eine vernünftige Zwei-Faktor-Verschlüsselung sowie diverse Sicherheits-Features an. Für diesen Service und die hohen Sicherheitsstandards nimmt man gezwungenermaßen auch den laschen Datenschutz von Google & Co. in Kauf. Klar: In einer perfekten Welt würden sich Datenschutz und Datensicherheit gar nicht erst ausschließen. Aber soweit sind wir offenbar noch nicht.

Leandra Kubiak: "Vertrauenswürdig? Fehlanzeige!"

Dass Datenkraken wie Google und Facebook mit allen zugehörigen Diensten ihren Nutzern einen guten und zuverlässigen Service bieten, lässt sich kaum abstreiten.Auch was das Thema Datensicherheit angeht, liegt es auf der Hand, dass millardenschwere Unternehmen wie Google und Facebook ganz andere Möglichkeiten haben, ihre Daten auf sicheren Servern zu schützen, als das bei kleinen Start-ups der Fall sein dürfte, die eher auf Datenschutz setzen. Und natürlich hat es hohe Priorität für die Unternehmen, die Oberhand darüber zu behalten, was mit den von ihnen gesammelten Daten passiert.

Die Frage nach dem Datenschutz und der Vertrauenswürdigkeit der Dienste - aus Sicht der Nutzer - ist aber eine ganz andere, und hier kann gerade Facebook absolut nicht punkten.Als Facebook 2014 den Messenger-Dienst WhatsApp übernommen hat, wurde noch betont, die Nutzerdaten der beiden Services würden nicht zusammengeführt. Gerade einmal zwei Jahre später wurden die Nutzungsbedingungen von WhatsApp geändert und der Nutzer regelrecht genötigt, diesen zuzustimmen. Andernfalls konnte die App nicht mehr benutzt werden. Seitdem fließen die Daten aller Dienste, die zu Facebook gehören, im Hintergrund zusammen. Neben WhatsApp ist also beispielsweise auch Instagram betroffen.

Ähnlich lief es bei der Facebook-Gesichtserkennung. 2011 führte Facebook diese ein, schaffte sie dann aber 2012 wieder ab, weil der Protest von Nutzern und Datenschützern zu groß wurde. Im Zuge der Datenschutzgrundverordnung führte Facebook die Gesichtserkennung jetzt aber wieder ein. Zwar müssen Nutzer nun erst zustimmen, dennoch setzt das Unternehmen die Technologie erneut in die Tat um und erhält damit die Möglichkeit, sich beispielsweise weitere Verbindungen zwischen Nutzern zu erschließen.

Das Interesse des sozialen Netzwerks ist klar: Möglichst viele Daten der Nutzer zu sammeln, um möglichst genaue Profile erstellen zu können, mit Hilfe derer benutzeroptimierte Werbung platziert werden kann. Das Unternehmen scheint dabei immer genau zu wissen, wie weit es gehen kann, ohne dass ihm die Nutzer wegbrechen. Ein Interesse am Schutz der persönlichen Nutzerdaten kann dabei allenfalls vorgeheuchelt sein. Mit Vertrauenswürdigkeit hat das nichts zu tun.

Klar ist zwar auch, dass es in der Praxis für die meisten schwer ist, gänzlich auf die großen Anbieter zu verzichten. Wer Wert auf Datenschutz legt, sollte aber zumindest die richtigen Einstellungen in seinem Profil (und im Browser) wählen und sich überlegen, was er wirklich mit Facebook und Co. teilen möchte.