Netzwelt

Skurriler Shitstorm gegen Journalisten: Tausende spenden an Krebshilfe

Weil sich der Journalist Brian Krebs kritisch über die deutsche Internetplattform "pr0gramm.de" äußert, spenden tausende Fans der Seite Geld an die Deutsche Krebshilfe - zeitweise bricht dort sogar der Server zusammen

Plattform: "Pr0gramm.de" ist ein Imageboard, wo Nutzer Bilder hochladen und kommentieren können. | © Picture Alliance/Lino Mirgeler

Lena Vanessa Bleck
04.04.2018 | 04.04.2018, 07:06

Es soll ein Zeichen im Kampf gegen Krebs sein. Innerhalb weniger Stunden spenden mehrere tausend Menschen Geld an die Deutsche Krebshilfe. Eigentlich kämpfen sie aber gar nicht gegen die Krankheit Krebs; die ist in diesem Fall wohl nur ein Namensvetter. Die Spender kämpfen gegen Brian Krebs - einen amerikanischen Journalisten.

Er hatte sich in einem Artikel kritisch über die deutsche Plattform "pr0gramm.de" geäußert. Die Plattform wird als Image-Board genutzt, auf dem Nutzer Bilder hochladen und kommentieren können. Laut Krebs' Recherche soll der Gründer der Plattform an der Entwicklung der umstrittenen Software "Coinhive" beteiligt gewesen sein. Die Software kann auf Internetseiten installiert und missbraucht werden.

Jedes Mal, wenn ein Nutzer auf einer der betroffenen Internetseiten unterwegs ist, startet sich automatisch ein Programm auf dem Computer des Nutzers. Solange er die Seite offen hat, arbeitet das Programm im Hintergrund dann für den Betreiber und könnte zum Beispiel ohne Wissen des Nutzers für die Errechnung einer sogenannten Kryptowährung (digitales Zahlungsmittel) genutzt werden. Schlicht und einfach: Der Betreiber verdient mit dem Besuch auf der Seite Geld.

"Kampf gegen Krebs" in sozialen Netzwerken

Brian Krebs veröffentlichte in seinem Bericht die Namen und Wohnorte der Betreiber von "pr0gramm.de" - die distanzierten sich allerdings direkt nach Erscheinen des Artikels von den Vorwürfen. Krebs hätte sich Informationen ausgedacht und bloß Unwahrheiten veröffentlicht, heißt es in einer Stellungnahme. Ob sie die Plattform trotz der scharfen Vorwürfe halten können, dazu äußerten sich die Betreiber noch nicht.

Eine komplette Stilllegung des beliebten Image-Boards schlossen sie aber nicht aus.
Diese Aussichten brachten viele Anhänger der Plattform auf die Palme. Sie machten ihrem Ärger nicht nur auf "pr0gramm.de" selbst Luft, sondern nutzen auch soziale Netzwerke wie Twitter, Facebook & Co., um ihre Wut auf Brian Krebs zu verdeutlichen.

Ein Nutzer zeigte sich dabei besonders kreativ. Er postete auf dem Image-Board einen Spendenscheck in Höhe von 25 Euro an die Deutsche Krebshilfe. Sein Motto: Krebs bekämpfen. "Ich hab' den Rummel um Herrn Krebs mal zum Anlass genommen, meinen Teil gegen Krebs beizutragen. Vielleicht macht der eine oder andere ja nach", schrieb er unter das Bild.
Und die Community reagierte prompt. Tausende Nutzer spendeten auf der Seite der Deutschen Krebshilfe - rund 160.000 Euro sind mittlerweile schon zusammengekommen. Zeitweise brach der Server der Krebshilfe sogar zusammen. Auch für die kommenden Tage rechnet die Krebshilfe noch mit weiteren Spenden.

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