
18.10.2017 | 18.10.2017, 14:01
Hamburg
Ahmad Ahadi gehört zu Deutschlands erfolgreichsten YouTubern. Doch ein Scherz ging zu weit: Die Opfer leiden noch heute unter den Folgen.
Hamburg. Dieser "Scherz" ging völlig nach hinten los: Weil er in einer Hamburger Fußgängerzone einen vermeintlichen Bombenanschlag vorgetäuscht hatte, ist der YouTube-Star ApoRed vom Hamburger Landgericht verurteilt worden. Das Urteil: Sieben Monate auf Bewährung und - als "Erziehungsmaßnahme" - 200 Arbeitsstunden. Der ebenfalls angeklagte Jan H. muss eine Geldstrafe in Höhe von 1.200 Euro zahlen.
ApoRed, der eigentlich Ahmad Ahadi heißt, gehört mit rund zwei Millionen Abonnenten zu Deutschlands bekanntesten YouTubern. Hier fällt er vor allem durch Videos auf, die selbst der eher anspruchslosen YouTube-Community zu doof sind. Der sogenannte "Bomben-Prank" im Sommer 2016 gehörte dazu.
Im Juni des selben Jahres waren Ahadi und sein Freund Jan H. losgezogen und hatten im Hamburger Stadtteil St. Georg wahllos eine Sporttasche vor wartende Menschen vor einem Geldautomaten geworfen. In gebrochenem Deutsch hatte Ahadi den Verdutzten erklärt: "30 Sekunden habt ihr alle Zeit, rennt lieber wenn euer Leben was wert ist."
Auf dem Video des Vorfalls ist zu sehen, wie zwei Frauen erschrocken weglaufen. Ein Mann schaut den Angeklagten ungläubig an, entfernt sich dann aber ebenfalls schnell. ApoRed sammelte mit diesem Video mehrere Hunderttausend Klicks auf YouTube. Nach massiver Kritik wurde der Clip jedoch gelöscht.
Vor Gericht kamen am Mittwoch die Opfer des üblen Scherzes zu Wort. Wie die Welt berichtet, sei eine 28-jährige Betroffene nach der Tat weinend zusammengebrochen. In der Folgezeit habe sie öffentliche Plätze gemieden, schildert sie vor Gericht. Und da die Zeugin im Video nicht unkenntlich gemacht wurde, kam bei der Veröffentlichung des Clips noch eine weitere Demütigung dazu. Ein anderer Zeuge berichte von Panikattacken nach dem Vorfall.
Ahadi selbst bezeichnete den Vorfall zum Ende der Verhandlung als "dumm" und "kindisch". Das Lachen, als die Richterin das Video nochmal abspielte, konnte er sich laut dem Zeitungsbericht, aber nicht verkneifen. Im Schlusswort mahnte die Richterin: "Ich glaube, Sie müssen mal auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden."
Schon im Vorfeld der Verhandlung hatte der YouTuber für Aufruhr gesorgt. Weil Ahadi nicht zur Verhandlung erschienen war, ordnete das Gericht Untersuchungshaft an. Die Tour des YouTubers wurde kurz darauf abgesagt.
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