
Bielefeld. Beim Amoklauf von München haben die Behörden sehr schnell über die Handy-App Katwarn Warnhinweise an die Bevölkerung geschickt - in Nordrhein-Westfalen hingegen setzen die Behörden auf einen anderen Warndienst: NINA. Mit der Notfall-Informations- und Nachrichten-App, kurz NINA, können Polizei, Feuerwehr und Wetterdienste die Bevölkerung in NRW direkt vor Gefahrenlagen warnen. Dazu gehören Bombenfunde, Schießereien, Brände und Unwetter. Fast alle Landkreise und kreisfreie Städte in NRW verwenden die App - auch in OWL.
Ursprünglich ist die App vor allem für lokale und regionale Unwettermeldungen entstanden, Unwetter, wie sie auch im Juni Ostwestfalen-Lippe trafen, wenngleich nicht ganz so hart wie andere Regionen Deutschlands: Starkregen prasselte herab, Flüsse traten über die Ufer, Schlamm- und Gerölllawinen schoben sich durch die Ortschaften, Keller liefen voll, dazu Gewitter und Windhosen. Die Folge waren Schäden in Milliardenhöhe. Hätte das eine Wetterapp wie Nina verhindern können? Die Unwetter selbst nicht, wohl aber den etwas laxen Umgang von Menschen mit Unwetterwarnungen.
Denn solche Meldungen werden oft schon Stunden im Voraus bekannt gegeben und gelten dann für ganze Regionen. Die Folge ist, dass zwar Notiz davon genommen wird, aber kaum noch jemand reagiert und Schutzmaßnahmen ergreift. Das Unwetter könnte schließlich auch die Nachbarstadt treffen oder sich in den nächsten Stunden wieder auflösen.
Genau hier macht die Nina-App in einer neuen Version den Unterschied. Wo vorher Unwetterwarnungen aus ganz Deutschland eintrafen, kann der Nutzer jetzt selbst wählen, für welche Städte und Gemeinden er gewarnt werden möchte. Gehen die eigenen Kinder in Bielefeld zur Schule, so lassen sich die Warnungen für Bielefeld genauso abrufen wie für Herford, wo die Eltern wohnen, oder für Cuxhaven, wohin es vielleicht am Wochenende gehen soll.
Hintergrund ist, dass nun erstmals auch die Informationen aus den städtischen und kommunalen Leitstellen in die App aufgenommen werden. Dazu gibt's die Wetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) als Push-Benachrichtigung, und alle Meldungen kommen mit einer Beschreibung der Gefahrensituation und entsprechenden Handlungsempfehlungen.
Der Präsident des Amt für Katastrophenschutz, Christoph Unger, ist überzeugt: "Eine Bevölkerung, die weiß, wie sie sich auf einen möglichen Notfall vorbereiten kann oder wie sie sich im Notfall verhalten soll, kann viel zur Vermeidung oder Minderung von Schäden beitragen." Mehr als 180.000 Menschen sollen die Nina-App bereits nutzen, heißt es.
Wo immer Sie gerade sind - Nina warnt mit einem sofortigen Hinweis ("Push-Nachricht") vor einer besonderen Gefahrenlage. Dabei können Sie selbst in den Einstellungen wählen, ob Sie sich nur bei extremen Unwettern oder auch bei gefährlichem oder auch nur bei so genanntem markantem Wetter warnen lassen wollen. Ebenso haben Sie bei den Bevölkerungsschutz-Warnungen die Wahl, ob Sie sich auch vor einer bevorstehenden Kampfmittelräumung informieren lassen oder nur bei akuter Gefahr (zB einer Schießerei etc.).
Was könnte noch verbessert werden?
Obwohl die neue Version der App bereits im Juni veröffentlicht worden ist, geht die Entwicklung einigen nicht weit genug. So wird mittlerweile kritisiert, dass es dem Nutzer nicht möglich ist, selbst Katastrophen an die Behörden zu melden, etwa mit Video- und Bilddateien.
Wer ist eigentlich Nina?
Nina ist die Abkürzung für "Notfall-Informations- und Nachrichten-App". Auf diese Namenskreation kam einst Peter Krämer aus Arnsberg, nachdem das Bundeamt für Katastrophenschutz einen Wettbewerb ausgerufen hatte. Krämer ist Büroleiter im Dezernat 22 für Gefahrenabwehr und Kampfmittelbeseitigung der Bezirksregierung Arnsberg.