Mode

Farbforscher erklären dunklen Kleidungsstil im Winter

Im Winter tragen Menschen häufig dunkle und gedeckte Farben. Die Farbforscher Axel Buether und Axel Venn erklären, was hinter diesem Phänomen steckt.

27.12.2019 | 27.12.2019, 14:44

Bonn (KNA). Die Tage sind kurz, die Temperaturen kühl und die Kleiderschränke grau. Im Winter tendieren Menschen dazu, sich den oftmals tristen Wetterverhältnissen der Jahreszeit anzupassen. Sie greifen morgens zielstrebig zu Schwarz, Grau oder einem kühlen Blau. Aber warum tragen wir in dieser ohnehin kalten Zeit so oft dunkle Töne, anstatt mit bunten Farben die düstere Alltagstristesse aufzupeppen?

Der Farbforscher Axel Buether erklärt dieses Phänomen mit der biologischen Funktion der Farbe als Kommunikationsinstrument. "Farben entsprechen ein Stück weit der seelischen Stimmung, die Menschen haben", so Buether. Über die Farben der Kleidung zum Beispiel versuche man, seinen inneren Zustand zu kommunizieren. Im Winter sieht das dem Forscher zufolge so aus: "Es wird dunkler, wir werden müder, wir wollen uns verkriechen, nach innen flüchten, eine Art höhlenartiges Dasein pflegen und eigentlich gar nicht so viel mit Leuten zu tun haben."

Wunsch, nicht aufzufallen

In der Folge dieses "Sich-Verstecken-Wollens" tragen die Menschen in dieser Jahreszeit so häufig gedeckte Farben - schlicht um nicht aufzufallen und in der Masse unterzugehen. Buether ist jedoch überzeugt, dass man mit etwas Farbe im Alltag den Winter als durchaus weniger bedrückend und trist empfände. Wenn man statt zum schwarzen zum roten Kleid greift oder das rosafarbene statt dem dunkelblauen Hemd anzieht.

"Das ist ein ganz starkes psychologisches Instrument", so der Farbexperte. Oft fehle einem beim täglichen Griff in den Kleiderschrank jedoch die Kraft dazu. Buether führt dies auf die Interaktion von Mensch und Umwelt zurück. "Wir passen uns unserer Umwelt an, dazu sind wir gemacht", sagt er. Wenn es draußen nass und kalt sei, hätten die wenigsten den Mut, sich dagegen aufzulehnen.

"99 Prozent finden unbewusst statt"

Im Frühjahr hingegen, wenn es heller wird, hätten die Menschen wieder das Bedürfnis, aufzubrechen, erklärt der Farbforscher. Sie tragen dann in der Konsequenz verstärkt Farbe. Das alles geschieht aber meist im Unterbewusstsein. "99 Prozent der Farbverarbeitung im Gehirn finden unbewusst statt. Wir kommunizieren viele Dinge über Farben, die wir oft gar nicht richtig bemerken", sagt Buether.

Auch der Farbexperte und Trendforscher Axel Venn führt den winterlich-grauen Kleidungsstil der Menschen auf ihr Zusammenspiel mit der Natur zurück. "Wir halten es für unpassend, im tiefsten Winter, wenn die Kälte klirrt, mit Rosa und Grün herumzulaufen", sagt er. Stattdessen reagierten die Menschen auf ihr Umfeld. "Wir fühlen uns wohler, wenn wir eine deckungsgleiche Farbigkeit direkt um uns herum haben, wie die Natur es darstellt", so Venn.

Das Farbbewusstsein der Menschen ist im Wandel - und das betrifft nicht nur die Winterfarben. "Wir sind wieder ganz stark auf der Suche nach unserer Anpassungsfähigkeit in die Natur hinein, und das war nicht immer so", sagt der Trendforscher. Venn erklärt, dass sich Menschen in den Monaten Juli und August am wohlsten fühlten, weil dann die meiste Farbigkeit und Wärme herrsche. November und Dezember empfinde man hingegen als am wenigsten behaglich und unangenehm.

Im Gegensatz zu seinem Kollegen Buether plädiert er jedoch nicht für das Tragen von knalligen Farben im Winter, um dem Alltagsgrau zu entkommen. "Das würde uns nicht so sehr gefallen, weil das unseren Stimmungen nicht entspricht", so Venn. Er schlägt vor, bei den typischen Winterfarben zu bleiben. Wer Farbe tragen möchte kann das laut dem Trendforscher auch in der kalten Jahreszeit - dann jedoch getrübte Farbtöne. Venn empfiehlt im Winter Erd- und Nebelfarben sowie angegraute Blau- und Rottöne.