Ein Passwort für zwei

Nach Netflix sagt auch Disney+ dem Passwort-Sharing den Kampf an

Streaming-Anbieter wollen das Teilen von Accounts unterbinden. Netflix greift inzwischen härter durch, Disney+ will ab November damit anfangen.

Die Auswahl an Streaming-Diensten wächst, aber einige schränken nun ihre Nutzungsbedingungen ein. (Archivbild) | © Silas Stein/dpa

Sonja Vollmer
03.10.2023 | 03.10.2023, 14:00

Ein Abo für einen Streaming-Dienst und mehrere Nutzer – lange Zeit war das Teilen des Passworts mit Freunden und Familie ein beliebter Trend. Denn wenn ein Abopreis geteilt wird, ist es für die einzelnen Nutzer günstiger. Unter anderem bei Netflix wurde diese Praxis viele Jahre toleriert. Doch inzwischen ist das Passwortteilen den Anbietern ein Dorn im Auge, denn finanziell ist es für sie wenig lukrativ, wenn sich Menschen die Kosten teilen, statt dass jeder selbst einen Account zahlt. Darum soll dem sogenannten "Account-Sharing" ein Ende bereitet werden.

Streaming-Riese Netflix machte den Anfang. So wies das Unternehmen im Mai darauf hin, dass nur noch Personen eines Haushalts den Account nutzen dürfen. Weitere Personen, die nicht unter demselben Dach wohnen, können für 4,99 Euro im Monat zusätzlich zum Abo-Preis dazu gebucht werden. Eine gemeinsame Nutzung innerhalb eines Haushalts oder auch die Nutzung auf Reisen soll jedoch weiterhin möglich sein. Wie genau Netflix das prüft, wird nicht verraten. So soll verhindert werden, dass das System ausgetrickst werden kann.

Auch Disney+ will nun in Zukunft das Teilen von Accounts einschränken. Der Streaming-Anbieter habe seine Kundinnen und Kunden in Kanada mit einer E-Mail darüber informiert, berichtet "t3n", ein Magazin für die digitale Wirtschaft, auf seiner Webseite. Dort heißt es, dass die Abonnement-Vereinbarung zum 1. November aktualisiert werde. Im Abschnitt "Kontofreigabe" werde demnach darauf hingewiesen, dass Kundinnen und Kunden ihren Account nicht außerhalb ihres Haushalts teilen dürfen.

Bei Verstoß droht die Beendigung des Streaming-Dienstes

Einen Haushalt definiert das Unternehmen als eine Sammlung von Geräten, die dem "Hauptwohnsitz zugeordnet sind und von den dort lebenden Personen genutzt werden". Bei Verstößen könnte der Zugriff auf den Dienst eingeschränkt oder beendet werden, heißt es bei "t3n" mit Berufung auf die Technologie-Webseite Mobilesyrup. Zunächst werde das neue Modell in Kanada getestet, der US-amerikanische Technologie-Blog "Ars technica" geht aber davon aus, dass die neuen Regelungen bald auch in anderen Ländern eingeführt werden. Wann die Regelung von Disney+ auch deutsche Nutzerinnen und Nutzer trifft, ist indes noch nicht bekannt. Auch Netflix testete den Sharing-Stopp schrittweise in anderen Ländern, bevor die Regelung auch für Abonnenten in den USA offiziell wurde.

Bereits im Sommer hatte Disney-CEO Bob Iger das Thema angesprochen und darauf hingewiesen, dass das Unternehmen "technische Möglichkeiten" habe, die Nutzung der Passwörter zu überprüfen. Berichten zufolge machte Disney seit dem Start seiner Streamingplattform große Verluste, seit dem Start im Jahr 2019 sollen sich diese auf elf Milliarden US-Dollar belaufen, berichtete die "New York Times" im August.

Für Netflix scheint sich das härtere Durchgreifen bereits gelohnt zu haben. So gab der US-Konzern im Sommer bekannt, dass er seitdem mehr neue Abonnements verzeichnen und den Umsatz steigern konnte. Während Netflix im zweiten Quartal 5,9 Millionen Neukunden hinzugewonnen habe, sei die Aktie aber an der Börse gefallen, berichtete das ZDF.