
"Dark" war die erste Netflix-Serie, die in Deutschland entwickelt und produziert wurde. Sie wurde zum globalen popkulturellen Phänomen (2017-2020). Jetzt legen deren Macher Jantje Friese und Baran bo Odar nach: "1899" wird ab 17. November auf Netflix zu sehen sein. Die Handschrift der Serienmacher ist deutlich zu erkennen: Düster und mysteriös ist auch der neue Achtteiler, wie der erste Trailer zeigt.
"1899" erzählt von den rätselhaften Geschehnissen während der Fahrt eines Auswandererschiffs von Europa nach New York Ende des 19. Jahrhunderts. Auf dem Dampfschiff "Kerberos" (der Höllenhund, der den Eingang zur Unterwelt bewacht) hat "Dark"-Hauptdarsteller Andreas Pietschmann als Kapitän Eryk Larsen das Kommando. Er verkörpert die Marke grimmiger Seebär: bestimmtes Auftreten, wortkarg, vernarbt und sichtlich ein Getriebener.
Sieben Tage soll die Reise dauern. Doch von einer geschmeidigen Passage über den Atlantik kann keine Rede sein. Das liegt an der "Prometheus", auch da schwingt eine sagenhafte Geschichte mit. Das Schiff gilt seit Monaten als verschwunden. Als die Crew ein Signal erhält, glaubt der Kapitän, es komme von dem verschollenen Schiff. Gegen den Protest der Reisenden ändert der Kapitän den Kurs. Und damit nimmt die Reise eine unerwartete, düstere Wende.
Sie finden die "Prometheus". Das Schiff ist leer. Nicht nur das Verschwinden der Passagiere ist rätselhaft. "Irgendwas stimmt nicht mit dem Schiff" - auch dieser Satz fällt im Trailer. Die Entdeckung des Geisterschiffs löst Panik, Chaos, Angst, Wahnsinn und Aggressivität unter den Passagieren aus. Fing es so auch auf der "Prometheus" an? Die Kamera fängt in dem Zweiminüter bereits eine beeindruckende emotionale Bandbreite bei den Charakteren ein - darunter ist auch ein kleiner, geisterhaft starrer Junge, der verschwörerisch seinen Finger auf den Mund legt.
Einige Auswanderer greifen zu Fackeln und Waffen und versuchen wohl, auf dem Schiff die Kontrolle zu übernehmen - das lässt an die Aufständischen im postapokalyptisch um den Globus rasenden Zug "Snowpiercer" denken.
Zwischen dem, was sich aus dem Trailer grob als Ansatz einer Geschichte herauslesen lässt, finden sich Bilderfetzen wie dieser hier: ein Tunnel mit Licht am Ende wie aus Hieronymus Boschs Visionen des Jenseits. Im ersten Teaser war ein Meeresstrudel zu sehen, ein alles verschlingender Mahlstrom, der bereits Schiller und Edgar Allen Poe inspiriert hat und ein Motiv in der Popkultur bleibt ("The Witcher").
Materie scheint sich von selbst zu verformen und lebendig zu werden. Und was bedeutet das Dreiecks-Symbol, das an mehreren Stellen auftaucht - nicht zuletzt als Tätowierung. Geht es hier ums legendäre Bermudadreieck, oder ist das nur eine allzu vordergründige falsche Fährte?
Auch die Charaktere werfen Fragen auf: Wer sind diese Auswanderer, die aus verschiedenen Ländern, Kulturen und Schichten stammen? Welche Geschichten und Geheimnisse haben sie? "Wir alle tragen Masken" heißt es. Und die will man als Zuschauer unbedingt fallen sehen.
Der Trailer jedenfalls funktioniert schon mal wie ein Mahlstrom und erzeugt einen Sog. Jedenfalls wenn man grundsätzlich auf Mystery steht. Der Look der Serie ist düster und hochwertig. Es soll sich um die bis dato teuerste deutsche Serie handeln. Inklusiver topaktueller Special-Effects-Technik.
Nach der Premiere der ersten beiden Episoden beim Filmfestival Toronto gab es schon viel Lob. "Nichts ergibt irgendeinen Sinn", raunt der Kapitän im Trailer. Aber das war auch schon bei "Lost" ein gutes Rezept. Anfangs.