Preview

Gamescom-Vorschau: "Scars Above" klaut überall, das aber ziemlich gut

Ein kleiner Geheimtipp aus Serbien: Was dem Sci-Fi-Abenteuer an optischem Schliff fehlt, gleicht es durch Atmosphäre, Mystery-Faktor und ein gut abgestimmtes Kampfsystem aus.

Was hat es mit den ominösen Monolithen auf sich, denen Kate Ward auf ihrer Reise über den fremden Planeten folgt? | © Mad Head Games

Björn Vahle
05.09.2022 | 05.09.2022, 10:00

Man nehme das Kampfsystem aus "God of War", die außerirdischen Welten aus "Mass Effect", verrühre das ganze gut mit der Spurensuche-Mechanik aus "Batman: Arkham Asylum", würze es abschließend mit den seichten Rollenspiel-Mechaniken eines "Tomb Raider" und: Voila! Das Ergebnis ist "Scars Above". Okay, das ist arg vereinfacht. Aber wir konnten beim Anspielen des neuen Science-Fiction-Abenteuers aus der serbischen Spieleschmiede Mad Head Games einfach nicht anders als uns ständig an andere Spiele erinnert zu fühlen. Ob das "Scars Above" schadet oder es genug eigene Ideen hat, verrät euch unsere Preview.

Das Team

Auf dem deutschen Games-Markt ist das Studio bisher praktisch nicht in Erscheinung getreten. Das allerdings änderte sich für viele Fans, als vor knapp einem Jahr ein erster Gameplay-Trailer für "Scars Above" veröffentlicht wurde. Der sah, so völlig aus dem Nichts kommend, schon ziemlich super aus und erinnerte an einen Mix aus "Tomb Raider" und "Mass Effect".

Die aus Flora und Fauna entsprungenen Gegner sind teilweise nicht so leicht zu bekämpfen. Spaß macht das aber allemal. - © Mad Head Games
Die aus Flora und Fauna entsprungenen Gegner sind teilweise nicht so leicht zu bekämpfen. Spaß macht das aber allemal. | © Mad Head Games

Auf der Gamescom passt den Entwicklern der Vergleich mit Lara Croft zwar nicht so richtig. Sie hätten sich eher am Horror-Spiel "Alien: Isolation" und dem Soulslike "Remnant: From the Ashes" orientiert, erzählt Entwickler Emil Esov. Auch das erkennt man wieder. Aber kann das rund 50 Mitarbeiter starke Studio tatsächlich liefern?

Das Spiel

Zunächst zur Story: In "Scars Above" taucht ein mysteriöses Alien-Objekt in der Nähe der Erde auf. Ein Team von Astronauten, im Spiel heißen sie "SCARs", wird losgeschickt, um sich das genauer anzusehen. Dabei finden sie einen mysteriösen Monolithen, der unsere Heldin, Kate Ward, und offenbar auch den Rest des Teams auf einen fremden Planeten teleportiert. Hier muss sich die überhaupt nicht für den Kampf ausgebildete Kate plötzlich gegen mutierte Tiere wehren, die teilweise verdächtig nach den Zerg aus "Starcraft" aussehen. Dazu kommen das Crafting neuer Waffen, kleine Rätsel, der ständige Blick auf die Ausdauer- und Gesundheitsanzeige und das Untersuchen der Organe erledigter Aliens in einem spaßigen Detektiv-Minispiel.

So entspinnt sich ein wohlig vertrauter Gameflow, der uns in den Kämpfen ("Mass Effect"), bei der Erkundung den Rätseln ("God of War") und im Rollenspiel-Bereich ("Tomb Raider") an etliche berühmte Vorbilder erinnert. Und am Ende wollen wir natürlich die Frage beantworten, die so vielen Science-Fiction-Geschichten zugrunde liegt: Was hat denn da nun, während wir in den Himmel geschaut haben, zurückgeschaut? Und werden wir das überleben?

Wer dieses imposante Gewölbe wohl erbaut hat? Den Mystery-Faktor kriegt das Spiel super hin. - © Mad Head Games
Wer dieses imposante Gewölbe wohl erbaut hat? Den Mystery-Faktor kriegt das Spiel super hin. | © Mad Head Games

Eines der wichtigsten Motive soll laut Studio-Chef Ivan Zorkic der Konflikt zwischen Angst und Vernunft, Terror und Wissenschaft sein. "So vieles von dem, was in der Welt schief läuft, entspringt aus Angst. Kate soll keine Action-Heldin, ihre Angst soll spürbar werden. Sie ist keine Action-Heldin, die locker mit den Waffen im Anschlag aufräumt, sondern sie ist interessiert an dieser Welt." So soll Kate die Aliens auch untersuchen können und dadurch Wissen anhäufen, das wir wiederum in bessere Ausrüstung und Fähigkeiten investieren. Und so wird aus der Wissenschaftlerin dann vielleicht nebenbei auch eine ganz gute Action-Heldin.

Anspiel-Fazit

"Scars Above" hat für Science-Fiction-Fans viele spannende Ansätze. Die Welt ist stimmig designt, das Ziel, eine glaubwürdige Protagonistin aufzubauen, super und die Kämpfe spielen sich schön wuchtig. Allerdings macht uns etwas Sorge, dass sich rein optisch im Vergleich zum ersten Trailer jetzt nicht wirklich viel getan zu haben scheint. Und dafür, dass Kate Ward keine Action-Heldin sein soll, griff sie im von uns gespielten Abschnitt dann doch relativ selbstverständlich zum (Schieß-)Prügel und gab den Aliens ziemlich routiniert Backenfutter.

Fest steht aber: "Scars Above" hat unser Interesse geweckt. Sollte es tatsächlich wie geplant Anfang 2023 erscheinen, wird es aller Wahrscheinlichkeit nach keine Grafik-Hochglanzproduktion sein. Aber womöglich eine, die mit einer sympathischen Heldin und genügend bewährten Spielmechaniken eine spannende Geschichte erzählt. Genre-Fans sollten das Ding auf jeden Fall im Auge behalten.