Berlin. Eine Watergate-Serie mit Julia Roberts, ein Missbrauchsskandal in der britischen Oberschicht und eine Zeitreise ins alte New York: Wir stellen die interessantesten Neuerscheinungen vor, die im April bei Streaminganbietern oder im Bezahl-TV starten.
Von Churchill bis Dracula
Gary Oldman hat schon so manche große Kinorolle gespielt. Jetzt wird der Oscar-Preisträger für eine neue Serie, die zwischen Thriller, Drama und Spionagecomedy schillert, zum Geheimdienstchef. Mit schütterem Haar und desillusioniertem Blick spielt Oldman den genialen, politisch völlig unkorrekten Jackson Lamb, dessen Truppe aus lauter ausgemusterten britischen Spionen und Spioninnen besteht. Diese Anti-James-Bonds haben schwere Fehler gemacht und dürfen nur noch niederste Arbeiten erledigen. Jedes dieser „Slow Horses“ (zu Deutsch lahme Gäule) will mit allen Mitteln zurück in die erste Reihe – mit komischen, aber auch spannenden Konsequenzen.
„Slow Horses“, ab 1. April, Apple TV+
Ruf wie Donnerhall
Aufs Konto von Produzent David E. Kelley gehen Welterfolge wie „Ally McBeal“ oder „Boston Legal“, und auch sein neuer Sechsteiler spielt in der Welt der Justiz. Rupert Friend verkörpert den Spitzenpolitiker James Whitehouse, der mit seiner Frau Sophie (Sienna Miller) ein Bilderbuchleben mit Kindern und Traumhaus führt. Als James wegen Vergewaltigung angezeigt wird, gerät alles ins Wanken: seine Ehe, seine Stellung in der britischen Oberschicht, seine Karriere. Sophie glaubt an James und hält zu ihm, die gegnerische Anwältin hält ihn dagegen für schuldig – im Prozess kommen brisante Wahrheiten ans Licht. Gerade nach dem Wirbel um Prinz Andrew ist die Gerichtsserie um Missbrauch in der britischen Oberschicht besonders pikant.
„Anatomy of a Scandal“, ab 15. April Netflix
Ein Westerndrama
Die Serie „Outer Range“ ist ein recht spezieller Mix. Josh Brolin spielt den Rancher Royal Abbott, der im dünn besiedelten Grasland von Wyoming Rinder züchtet und ein Amerikaner von altem Schrot und Korn ist, der nach Feierabend zum Rodeo geht und vor dem Essen betet. Doch er hat Probleme: Mit den Männern von der Nachbarranch (fiese Kerle, die mit Quads zum Weidezaun düsen) gibt es Streit ums Land, außerdem ist seine Schwiegertochter verschwunden. Eines Tages entdeckt Abbott auf seinem Land ein mysteriöses Loch, in dem die Zeit verrücktspielt. Was ist da los? Die episch bebilderte Story ist mit klassischen US-Songs unterlegt – bleibt die Handlung auch mystisch, Mitsummen geht immer.
„Outer Range“, ab 15. April, Amazon
Echte Überfliegerin
Elizabeth Holmes gründete als 19-Jährige ein Biotech-Unternehmen, das Investoren elektrisierte. Ihr Versprechen war es, mit ihrer Firma „Theranos“ Bluttests anzubieten, die preiswert und schnell Krankheiten erkennen könnten – das Geld floss in Strömen, Holmes wurde reich. Doch leider funktionierten die Geräte nicht, und im Januar wurde die jüngste Selfmade-Milliardärin der Welt in den USA als Betrügerin verurteilt. In „The Dropout“ spielt „Mank“-Star Amanda Seyfried die gefallene Silicon-Valley-Ikone Holmes – die acht Folgen erzählen ihre Story von ihren Anfängen als Startup-Gründerin und Studienabbrecherin bis zum Prozess. Eine Geschichte um Ehrgeiz und Gier, gepaart mit viel Romantik und Tragödie.
„The Dropout“, ab 20. April, Disney+
New York anno 1882
Pferdekutschen zockeln durch den Central Park, in den noblen Stadthäusern leben die feinen Herrschaften wie Fürsten. Die junge Marian (Louisa Jacobson) kommt nach dem Tod ihres Vaters aus Pennsylvania hierher zu ihren reichen Tanten. „The Gilded Age“ trägt deutlich die Handschrift ihres Erfinders Julian Fellowes, der in seiner Serie „Downton Abbey“ die Schicksale von Adel und Personal verschränkt und mit historischen Details verknüpft hatte – und der dieses Erfolgsrezept nun eins zu eins von England nach Amerika verlegt.
„The Gilded Age“, ab 22. April, Sky
Und noch eine Zeitreise
„Gaslit“ dreht sich um die Watergate-Affäre, jenen Politskandal, der 1974 zum Rücktritt von Präsident Richard Nixon führte. Im Mittelpunkt der Serie steht ein Ehepaar, das zu den zentralen Figuren der Affäre zählte, in Deutschland aber eher unbekannt ist: Sean Penn verkörpert Nixons Wahlkampfmanager John N. Mitchell, Hollywood-Ikone Julia Roberts seine Ehefrau Martha. Als sie damals öffentlich machte, ihr Mann sei in kriminelle politische Machenschaften verwickelt, wurde Martha als psychisch krank abgestempelt – doch sie hatte Recht. Die Serie legt den Fokus weniger auf die politischen Aspekte von Watergate, sondern auf die Menschen hinter dem Skandal.
„Gaslit“, ab 24. April, Starzplay