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Schleichwerbung? WDR nimmt Folge der "Lindenstraße" aus der Mediathek

Minutenlang wird das Elektroauto eines bayerischen Fahrzeugherstellers gezeigt. Die Protagonisten loben es in höchsten Tönen.

Hat die "Lindenstraße" ein Schleichwerbeproblem? | © WDR

Matthias Schwarzer
11.05.2017 | 11.05.2017, 14:00

Ein Elektroauto parkt in der "Lindenstraße". Kult-Figur Andy Zenker schleicht drumherum und staunt: "Das ist ja ein tolles Teil." Minutenlang spricht er mit dem Besitzer über das Fahrzeug. Dieser erklärt ihm bereitwillig alle Vorzüge. Immerhin lasse sich das Gefährt nicht nur sehr einfach aufladen - das Fahrgefühl sei auch top. Immer prominent im Bild: Das Fahrzeug selbst - und die Marke des bayerischen Autoherstellers.

Ausgestrahlt wurde die Folge am 30. April. Mehr als eine Minute lang wird darin das Auto präsentiert. Der Zuschauer der ARD-Serie könnte den Eindruck gewinnen, es handele sich um eine Werbesendung. Das ist auch dem medienkritischen Blog Übermedien aufgefallen. In einem Video macht das Magazin auf die skurrile Szene aufmerksam. Mit Folgen: Der WDR hat die Sendung zwischenzeitlich aus der Mediathek genommen.

Handelt es sich bei der Sequenz um Schleichwerbung? "Nein", sagt der WDR auf Anfrage von Übermedien. "Es gibt keine vertragliche Vereinbarung zwischen dem Autohersteller und dem WDR oder der Produktionsfirma", heißt es. Diese versichere, dass der Einsatz des Wagens von BMW nicht honoriert wurde. Der Autohersteller habe weder Einfluss auf das Drehbuch noch auf die Dreharbeiten gehabt. Das Auto sei über eine Autovermietung angemietet worden.

Warum war das Auto überhaupt in der "Lindenstraße"?

Dennoch sieht offenbar auch der WDR die Präsentation des Fahrzeugs kritisch: Aus der Mediathek ist die Folge vorübergehend verschwunden, die Sequenz mit dem BMW soll überarbeitet werden. Künftig wolle man besser darauf achten, "werbliche Wirkungen zu reduzieren, etwa durch andere Kameraeinstellungen oder Abkleben der Markenlogos." Daher habe man sich dazu entschieden, die Folge an den entsprechenden Stellen zu verändern.

Aber warum taucht das Elektroauto überhaupt so prominent in der "Lindenstraße" auf? Für den WDR war das nach eigenen Angaben ein "dramaturgischer Ansatz": Die "Lindenstraße" greife schließlich "immer wieder auch aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen und Themen" auf - in diesem Fall die Elektromobilität.

Schleichwerbung in öffentlich-rechtlichen Programmen war in den vergangenen Jahren immer wieder ein Thema. In der Serie "Marienhof" und in anderen ARD-Sendungen wurde jahrelang illegale Werbung für Firmen und Interessenverbände versteckt. Die Produktionsgesellschaft hatte seinerzeit eingeräumt, dass sie an diesen Einnahmen beteiligt wurde. Auch an der ZDF-Sendung "Wetten, dass..?" gab es immer wieder Kritik. Der PR-Rat hatte seinerzeit die Gottschalk-Agentur Dolce Media gerügt.