
Aus und Vorbei. Der 1002. Tatort wurde zur Abschiedsvorstellung für die Tatort-Ermittler vom Bodensee. Nach 14 Jahren geht Hauptkommissarin Klara Blum mit "Wofür es sich zu leben lohnt" ab. Mit einer märchenhaften Show. Viele sind erleichtert.
Man kann nicht sagen, dass der Tatort vom Bodensee je großartig polarisiert hätte. Nicht wenige Stimmen kritisierten die Filme aus Konstanz gar als langweilig. Das ist Quatsch. Die Teile gehörten nie zu den genialen Shows, die zum Beispiel Ermittler Felix Murot abliefert. Und neigten schon gar nicht zu Actionreichtum im Stil eines Til Schweiger. Aber sie haben unterhalten, oft einfach gute Geschichten erzählt und auf die Charaktere gesetzt. Wäre dem Bodensee-Tatort diese Mischung derart gut gelungen wie in seinem letzten Teil, man würde ihm vielleicht sogar nachtrauern.
Schon zu Beginn der Folge ist klar, dass es zu Ende gehen muss. Es steht schlecht um die Gesundheit von Kommissarin Klara Blum. Sehr schlecht. Kollege Kai Perlmann merkt was. Und Klara Blum muss sich nach 14 Jahren voller Mordermittlungen mit dem eigenen Tod auseinandersetzen. Ein schöner Anfang, dazu ein Mordfall. Ein Rechtspopulist wird tot in einem geschmückten Boot entdeckt, das über den See ans Ufer getrieben wird. Das Problem der Geschichte ist, dass es weitere Fälle und Themen gibt, was für etwas Chaos sorgt. Klara Blums Schweizer Kollege ermittelt wegen eines Giftmordes an einem Anlagebetrüger. Auch der korrupte Chef einer Billigmodekette steht im Fokus. In einer seiner Fabriken in Bangladesch hat es gebrannt und Hunderte von Menschen sind in dem unsicheren Gebäude ums Leben gekommen. Im Kopf des Zuschauers klingelt es ein ums andere Mal, denn die Themen sind allesamt aktuell. Rechtspopulismus, der kleine, vom fiesen Geldhai betrogene Mann, die billige Mode, deren Produktion unter schlechten Bedingungen Menschenleben kostet. Alles schon mal gehört. In der Realität vor allem, aber auch in nicht wenigen Tatort-Filmen.
Es gelingt trotzdem, der Geschichte zu folgen. Die ist ohnehin nicht das Wichtigste in diesem Film. Die Charaktere sind das Wichtigste. Dass Klara Blum und Kai Perlmann (letzterer bleibt übrigens bis zum Ende beim "Sie") gut harmonieren, ist nicht neu. In dieser letzten Folge bekamen sie noch Verstärkung von starken Darstellern. Eva Mattes, die die Kommissarin gibt, trifft auf die Schauspielerinnen Hanna Schygulla, Irm Hermann, Eva Mattes und Margit Carstensen. Alle vier sind Fassbinder-Schauspielerinnen.
Schauspieler Matthias Habich wertet den Film zusätzlich auf. Den Gegensatz zwischen kühlem Geschäftsmann und Privatmann gelingt ihm grandios. Julia Jäger überzeugt als kühle, distanzierte Ehefrau des ermordeten Rechtspopulisten. Es ist eine Freude, ihr beim Zusammenbruch zuzuschauen.
Dazu kommen die manchmal fast märchenhaften Bilder, die dem Zuschauer vom ersten Toten im Boot über ein altes Haus am Meer bis hin zur großen Explosion am Schluss immer wieder begegnen. Schöner als Dortmund und Kiel ist ja da unten in Konstanz.
In einem Interview sagte Blum-Darstellerin Eva Mattes "Für mich war es genau der richtige Zeitpunkt aufzuhören." Das stimmt. Es wurde Zeit. Diese märchenhafte Show war ein würdiges Ende der Tatort-Ära Klara Blum.