Beruf: Nautiker. Berufung: Abenteurer und Schatztaucher. Das ist ganz kurz die Selbstbeschreibung von Andreas Peters. Der 42-Jährige aus Meldorf in Schleswig-Holstein träumt einen Traum, den Viele als Spinnerei abtun. „Ich versuche, davon zu leben", sagt der Schatztaucher und strahlt den Optimismus aus, den es wohl braucht, um dieser Leidenschaft nachzugehen: „Der große Fund kann nicht mehr lange auf sich warten lassen", ist er sich sicher.
Zufall
Das Tauchen trat eher zufällig in das Leben des Norddeutschen, der schon als Kind verrückt nach Wasser war. Im Urlaub an der Costa Brava kaufte ein Onkel dem damals Zwölfjährigen Flossen, eine Maske, eine Harpune und später brachte er eine Pressluftflasche mit. Als der Onkel dann vorlas, dass ein US-Taucher das Wrack einer spanischen Galeone mit einem Schatz entdeckt hatte, war es um Andi Peters geschehen. Der Schatztaucher-Gedanke ging nicht mehr aus seinem Kopf.
Umwege
Peters lernte Schlosser, war Zeitsoldat – und dachte doch immer an Schiffwracks und Schätze. Er arbeitete als Tauchlehrer, eröffnete einen Tauchladen und plötzlich wurde dank der Zusammenarbeit mit einem Geschäftsmann aus dem Amateur-Taucher ein Profi-Schatzsucher. 2007 entdeckte Peters das Wrack der „Cimbria" – praktisch vor der Haustür. Im Seegebiet Borkum Riff war 124 Jahre zuvor das Passagier-Dampfschiff mit über 400 Menschen an Bord gesunken. Peters holte wertvolle Porzellanpuppen, Weinflaschen oder wunderbare Hummerschalen nach oben. Das alles machte ihn nicht reich, denn nichts wurde verkauft, alles wanderte in eine Ausstellung. „Wir wollten nicht plündern, wir wollten die Geschichte am Leben erhalten", erklärt der Dithmarscher.
50.000 Wracks und mehr
Jeder Schatztaucher sucht nach Gold. Das streitet auch der Mann nicht ab, der weiß, dass allein in der Deutschen Bucht rund 4.000 Wracks liegen, in der gesamten Nordsee sogar etwa 50.000 gesunkene Schiffe. 400 bis 500 davon hat er bei seinen Tauchgängen schon inspiziert. Aber die Suche nach dem einen, das ihn reich macht, die geht weiter. „Es dauert einfach, bis man das entsprechende Schiff findet", berichtet er vom Studium der Seekarten, von vielen Tauchgängen und ebenso vielen Enttäuschungen.
Das Geheimnis
Seit neun Jahren sucht er nach einem speziellen Schiff. Welches das ist, will er nicht verraten. Aber der Schatztaucher ist sich sicher, dass seine Suche bald erfolgreich sein wird. „Das ist wie die Suche nach einer Stecknadel auf einem Fußballplatz, die dort irgendwo sein muss. Und wenn man den größten Teil des Platzes abgesucht hat, dann rückt das Ende der Suche näher." In zwei, drei Monaten will Peters seine Erfolgsmeldung absetzen. Und dann hat er Gold in den Händen? „Kupfer und Messing sind genau so interessant", erklärt er. Auf gesunkenen Frachtschiffen gibt es jeweils einige Hundert Tonnen davon. „Das macht ein bis zwei Millionen Euro pro Schiff." Und damit könnte er seine Leidenschaft für ein paar weitere Jahre finanzieren. Denn: „Bis Mitte 50 will ich aktiv bleiben", sagt der nautische Offizier mit Kapitänspatent, der eigentlich Abenteurer ist. Oder auch andersherum.
Mehr als Gold
Ob Peters seinen großen Schatz finden wird, ist eigentlich zweitrangig, denn vom Tauchen wird er nicht lassen können: „In der Nordsee gibt es einen großen Lostopf", weiß er. Und mit der „Fritz Reuter", einem 26 Meter langen Forschungs- und Expeditionsschiff eines befreundeten Reeders, wird er immer weiter suchen. Einmal hatte er ja schon Erfolg. Keinen finanziellen, trotzdem wird die beschriebene „Cimbria" Andi Peters sein Leben lang begleiten. Denn heute kennt der deutsche Schatztaucher fast alle der über 400 gestorbenen Menschen an Bord mit Namen. Er hält ihr Andenken aufrecht. Damit hat er dem Meer vielleicht keinen wertvollen Goldschatz entrissen, aber er hat Geschichte wieder zum Leben erweckt. Und die Sache mit dem Schatz, der sich in barer Münze auszahlt, klappt ja ganz sicher auch noch. In zwei, drei Monaten. Er wird es uns dann wissen lassen.